Bosch auf der IAA: Das Auto wird zum lernenden Assistenten
Bosch zeigt auf der IAA Mobility 2025, wie Software und Hardware das Auto zum lernenden Assistenten machen.
Vehicle Motion Management ist eine domänenübergreifende Software-Systemlösung. Sie steuert die Fahrzeugbewegung in allen sechs Freiheitsgraden und koordiniert dabei Bremse, Lenkung, Antrieb und Dämpfung.
Foto: Bosch
Wer an Bosch denkt, hat oft noch den klassischen Autozulieferer im Kopf: Bremsen, Steuergeräte, Sensoren. Doch die Realität hat sich verändert. Bei der IAA Mobility 2025 in München zeigt das Unternehmen, dass es längst auch ein Softwarehaus ist. Und mehr noch: Bosch kombiniert Software und Hardware aus einer Hand – ein Vorteil, den kaum ein anderes Unternehmen in dieser Breite bietet.
„Bosch kann beides: Software und Hardware. Ohne anspruchsvolle Hardware bewegt sich selbst das klügste Auto keinen einzigen Millimeter“, betonte Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, auf der Messe.
Bremse ohne Seilzug
Ein Beispiel, wie sich die Welt des Fahrzeugs wandelt, liefert die sogenannte By-Wire-Technologie. Klassische mechanische Verbindungen zwischen Lenkrad und Rädern oder Pedal und Bremse verschwinden. Stattdessen übernimmt Software die Steuerung.
Brake-by-Wire und Steer-by-Wire sind für Bosch ein zentrales Geschäftsfeld. Bis 2032 erwartet das Unternehmen damit mehr als sieben Milliarden Euro Umsatz. In den 2030er Jahren dürfte die Nachfrage noch einmal deutlich steigen.
„Das Design der Hardware richtet sich in Zukunft nach den Anforderungen der Software“, sagte Dr. Markus Heyn, Bosch-Geschäftsführer und Leiter des Geschäftsbereichs Mobility. Das bedeutet: Erst kommt die Software, dann folgt die passende Technik.
Autos lernen ständig dazu
Früher war ein Neuwagen im Moment der Übergabe auf dem neuesten Stand. Danach begann der technische Alterungsprozess. Bosch will dieses Muster aufbrechen. Fahrzeuge sollen sich künftig regelmäßig aktualisieren – per Software-Update, fast wie beim Smartphone.
„In Zukunft aber wird es per Software-Update fortlaufend aktualisiert und mittels künstlicher Intelligenz ständig hinzulernen“, erklärte Heyn.
Kern dieser Strategie ist das Vehicle Motion Management. Die Software steuert Bremsen, Lenkung, Antrieb und Fahrwerk zentral. Dadurch lässt sich das Fahrverhalten flexibel anpassen. Heute gemütlich, morgen sportlicher, übermorgen mit besonders sanften Bremsungen – alles ist möglich.
Das Besondere: Vehicle Motion Management ist unabhängig von der Hardware. Hersteller können es daher in verschiedene Fahrzeugarchitekturen integrieren. Mehr als zwei Dutzend Unternehmen in Europa, China und Japan setzen die Software bereits ein.
Wachsende Bedeutung von Assistenzsystemen
Auch bei Fahrerassistenzsystemen setzt Bosch auf den Mix aus Soft- und Hardware. Die ADAS-Produktfamilie bietet vorkonfigurierte Pakete, die sich schnell in Serie bringen lassen. Kunden können dabei wählen: Alles aus einer Hand oder einzelne Bausteine.
Herzstück moderner Fahrzeuge sind Hochleistungscomputer. Statt viele kleine Steuergeräte einzusetzen, bündeln Hersteller immer mehr Funktionen in wenigen, aber sehr leistungsfähigen Rechnern. Bosch sieht darin einen Wachstumsmotor. Das Geschäft wächst jährlich um mehr als 5 %.
Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der BMW Group. Bosch liefert zentrale Fahrzeugrechner, die Assistenzsysteme und Infotainment auf einem Chip vereinen. Das spart Platz, Kosten und Energie. In China stattet Bosch den Hersteller SAIC-GM mit einem KI-basierten Cockpit aus. Fahrer*innen können dort per natürlicher Sprache mit ihrem Auto kommunizieren.
Stabile Geschäfte trotz schwieriger Märkte
Die weltweite Autoindustrie kämpft derzeit mit schwacher Nachfrage, langsamer Entwicklung bei Elektromobilität und Verzögerungen beim automatisierten Fahren. Trotzdem wächst Bosch Mobility leicht. Für 2025 rechnet das Unternehmen mit einem Plus von knapp 2 %.
Das zeigt: Die Software-Strategie greift. Kunden schätzen die Flexibilität – ob getrennt, integriert oder entkoppelt, Bosch liefert Lösungen nach Wunsch.
Netzwerke entscheiden
Die Mobilität der Zukunft entsteht nicht im Alleingang. Bosch setzt deshalb auf Partnerschaften. In China arbeitet das Unternehmen mit WeRide und Horizon Robotics an Systemen für automatisiertes Fahren. In Europa besteht eine enge Kooperation mit der VW-Tochter Cariad.
Das Ziel: skalierbare Software, die sich über Fahrzeugklassen hinweg nutzen lässt. Je größer die Verbreitung, desto höher der Nutzen für Fahrer*innen – in Form von mehr Sicherheit, Komfort und besserer Bedienbarkeit.
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