Ernüchterung auf UN-Klimakonferenz 16.11.2013, 07:59 Uhr

Japan macht Rolle rückwärts beim Klimaschutz

Japan wird in der kommenden Woche auf der aktuell in Warschau laufenden UN-Klimakonferenz verkünden, dass es die vereinbarten Reduktionsziele für den Ausstoß von Kohlendioxid nicht mehr einhalten kann und will. Regierungssprecher Yukio Hatoyama erklärte die Ziele für „völlig gegenstandslos“. Ein Schlag ins Gesicht für den Klimaschutz.

Japans Wirtschaftsminister Toshimitsu Motegi bei einer Besichtigung des Energiekonzerns Tepco: Japan will weiter auf Atomkraft und fossile Kraftwerke setzen und verabschiedet sich von den Klimazielen des Kyoto-Abkommens.

Japans Wirtschaftsminister Toshimitsu Motegi bei einer Besichtigung des Energiekonzerns Tepco: Japan will weiter auf Atomkraft und fossile Kraftwerke setzen und verabschiedet sich von den Klimazielen des Kyoto-Abkommens.

Foto: Tepco

Ausgerechnet während der in Warschau laufenden UN-Klimakonferenz kündigt Japan eine Rolle rückwärts im Klimaschutz an. Im Jahre 2009 hatte die Regierung Japans das Ziel erklärt, den Kohlendioxidausstoß des Landes bis 2020 um 25 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken. Jetzt sei aber das unter dem damaligen Regierungschef Yukio Hatoyama formulierte Reduktionsziel „nicht realisierbar“ und „völlig gegenstandslos“, sagte Regierungssprecher Yoshihide Suga am gestrigen Freitag in Tokio.

Neue Ziele bedeuten eine Erhöhung um drei Prozent

Suga nannte auch ein neues Klimaziel. Vor dem Hintergrund der veränderten energiepolitischen Lage gelte es jetzt, bis zum Jahre 2020 um 3,8 Prozent unter dem Niveau von 2005 zu bleiben. Es klingt seltsam höhnisch, wenn Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sagt, mit dem neuen vorläufigen Ziel von 3,8 Prozent wolle Japan seinen „größtmöglichen Beitrag im Kampf gegen die globale Klimaerwärmung leisten“. Denn bezieht man dieses Ziel auf das Jahr 1990, dem Basis-Jahr des Kyoto-Protokolls, so wird die drittgrößte Industrienation ihren Kohlendioxidausstoß um drei Prozent erhöhen.

Japan ist der drittgrößte Kohlendioxidemittent der Welt

Der drittgrößte Kohlendioxidemittent Japan hat am 11. Dezember 1997 gemeinsam mit vielen anderen Staaten der Erde ein völkerrechtlich verbindliches Abkommen unterzeichnet, welches am 16. Februar 2005 in Kraft getreten ist. Im entsprechenden Bericht der Konferenz ist notiert, dass Japan im Basisjahr 1990 insgesamt 1.173.360 Gigatonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gepustet hat. Das entspricht einem Anteil von 8,5 Prozent aller am Kyoto-Protokoll beteiligten Staaten. Alle Kyoto-Staaten verpflichteten sich damals, ihre Emissionen von Treibhausgasen bis 2012 verglichen mit dem Stand von 1990 um durchschnittlich fünf Prozent zu reduzieren.

Umweltminister Nobuteru Ishira will diese Abkehr vom Kyoto-Protokoll und die neuen Klimaziel Japans auf der laufenden Klimakonferenz in Warschau bekannt geben. Umweltorganisationen auf der Konferenz übten bereits scharfe Kritik an dieser Rolle rückwärts. Hisayo Takada von Greenpeace Japan sagte, die abgeminderten Ziele bei den Treibhausemissionen seien möglicherweise gut für die Industrie des Landes, „aber für die übrigen Menschen in Japan werden sie ein Alptraum sein.“ Inga Römer, Klimaexpertin des Bund für Umwelt und Naturschutz BUND nannte die japanische Ankündigung einen „Schlag ins Gesicht der Klimaopfer“.

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Japan ist seit September atomstromfrei

Japan hat seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima  vor zwei Jahren ein gewaltiges Energieproblem. Die Sicherheitsauflagen für Atomkraftwerke sind als Folge der Katastrophe enorm gestiegen. Seit Mitte September 2013 ist Japan ein atomstromfreies Land, weil alle 54 Atomkraftwerke aus Sicherheits- und Wartungsgründen heruntergefahren sind. Vor Fukushima deckte Japan rund ein Drittel seines Energiebedarfs aus Atomkraft.

Die Regierung strebt an, schon bald wieder einige der stillgelegten Atommeiler für die Stromproduktion hochzufahren. Regierungssprecher Saga erklärte, dass das neue Klimaschutzziel ein Planziel sei, bei dem Atomstrom als mögliches Mittel zur Senkung der Treibhausemissionen nicht mit einkalkuliert worden sei. „Wir werden die Energiepolitik ausarbeiten und dann unser Ziel abschließend festlegen“, sagte der Regierungssprecher.

Seit Fukushima importiert Japan große Mengen fossiler Rohstoffe für konventionelle Kraftwerke, um seinen Energiehunger zu stillen. Oft geschieht das in Meilern aus der Steinzeit der Kohleverstromung, mit entsprechend schlechter Emissionsbilanz. Das einseitige Fixieren auf die Atomkraft rächt sich jetzt, da bei der Atomlobby erst einmal Katerstimmung eingekehrt ist. Vor allem rächt sich, dass Japan durch die enge Atomfixierung eine erneuerbare Energiequelle sträflich vernachlässigt hat: die Geothermie.

Riesenpotential an Erdwärme schlummert ungenutzt im Boden

Denn Japan hat ideale Bedingungen, um Erdwärme großtechnisch nutzen zu können. Japan liegt an einem Grabenbruch, schon in ein bis vier Kilometern Tiefe kommen Temperaturen von 250 bis 380 Grad Celsius vor. Wegen seiner vielen Vulkane hat Japan Schätzungen zufolge eine Kapazität von 23 470 Megawatt Erdwärme. Das sind nach Indonesien und den USA die größten Potentiale weltweit. In Japan arbeiten nur 17 Erdwärmekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 520 MW, die sich auf die Regionen Hokkaido und Tohoku im Norden sowie die südlich gelegene Insel Kiyushu konzentrieren. Sie liefern nur 0,2 Prozent des Stromes. Das letzte Geothermie-Kraftwerk ging 1996 ans Netz. Lesen Sie hier mehr zum geothermischen Potential Japans.

Statt die tief in der Erde schlummernde ewige Energie anzuzapfen, brüskiert Japan nun auf der 19. UN-Klimakonferenz in Polen die Vertreter der mehr als 190 Länder. Niemand der Beobachter hat ernsthaft an so etwas wie an einen Durchbruch bei dieser Konferenz erwartet. Selbst der Taifun Hayan, der vor einer Woche die Philippinen mit seiner beängstigenden Wucht verwüstet hat, konnte keine positive Energie in die Verhandlungen transportieren. Dass aber ein großer Player im Tanz um den Klimaschutz einseitig alle Vereinbarungen kippt, hat auch niemand erwartet. Ein Außenamtsvertreter Japan erklärte, die neuen Zahlen seien Japans „neue internationale Verpflichtung“, die Tokio bei den Vereinten Nationen registrieren lassen wird.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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