Was wurde eigentlich aus...? 05.06.2019, 10:06 Uhr

Modebewusster Umweltschutz: Sneaker mit Kaugummi-Sohle

Metropolen leiden unter einem gemeinsamen Problem: Kaugummis. Kluge Köpfe haben sich dieser Problematik angenommen und im letzten Jahr eine Lösung entwickelt, die sich auf modische Art und Weise sogar sehen lassen kann. Doch wie hat sich das Projekt Gumshoe entwickelt?

1500 Tonnen Kaugummi werden in den Niederlanden einfach auf der Straße ausgespuckt. In Amsterdam werden jetzt Sammelbehälter aufgestellt – und aus den Kaugummis trendige Freizeitschuhe hergestellt.

1500 Tonnen Kaugummi werden in den Niederlanden einfach auf der Straße ausgespuckt. In Amsterdam werden jetzt Sammelbehälter aufgestellt – und aus den Kaugummis trendige Freizeitschuhe hergestellt.

Foto: arastorguev/Panthermedia

Bereits vor einem Jahr berichteten wir über das Projekt „Gumshoe“. Dieses entstand aus der Partnerschaft der niederländischen stadteigenen Marketinggesellschaft “I amsterdam” und des Amsterdamer Modelabels “Explicit“. Gemeinsam mit der Londoner Designerin Anna Bullus, die beides verbindet: Ein einzigartiges Verfahren, mit welchem aus Kaugummi die synthetischen Gummistoffe herausgefiltert werden und eine Verwendungsmöglichkeit, um Kaugummi modebewusst recyceln zu können. In Kooperation entwickelten sie den Sneaker, dessen Sohle aus Kaugummi besteht. Ganz nebenbei sind diese auch noch kälte- und hitzebeständig und halten zudem höheren Belastungen Stand. Eigentlich kein Wunder, dass die Idee aus Amsterdam und London kommt. Welche europäischen Städte sind schon so hip, wo laufen so viele Designer mit viel ökologischem Bewusstsein und noch mehr schrägen Ideen rum. Schräg und doch irgendwie naheliegend ist diese: Aus Kaugummis werden Gummisohlen.

Von der Idee bis zur Marktreife

Die Idee entwickelte sich daraus, dass allein in den Niederlanden rund 1,5 Millionen Kilogramm Kaugummis auf den Straßen und Gehwegen des Landes haften. Mit 20 bis 25 Jahren biologischer Abbauzeit, stellt dies, gerade in Großstädten, ein erhebliches Problem dar.

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Den Begriff “recyceln“ kennen viele nur aus der Müllindustrie. Dabei werden verschiedene Komponenten bereits vor dem eigentlichen Verfahren getrennt, um ihre Wiederverwertung durch Verbrennung oder Umformung zu erzielen. Eines der berühmtesten Beispiele ist die Wiederverwertung von Pfandflaschen in Deutschland. Das gleiche Prinzip kann allerdings ebenso auf Kaugummis angewendet werden. Anna Bullus entwickelte dazu ein Verfahren, welches synthetische Gummistoffe aus dem Kaugummi herausfiltert, um diese in verschiedensten Gegenständen wieder zu verarbeiten. Darunter befinden sich zum Beispiel Mülleimer, Geschirr und Besteck, aber auch Spielzeuge wie Frisbees und Flummis.

In Kooperation mit verschiedenen Unternehmen wie beispielsweise “Explicit” und “I amsterdam” – erweitert sich die Palette dieser Gegenstände zunehmend. Darunter auch die Schuhe mit der Kaugummisohle. Was also 2018 angekündigt und präsentiert wurde, ist mittlerweile im Online-Handel über eine eigene Webseite für knapp 200 Euro erhältlich.

Kaugummis auf der Straße sind ein Ärgernis: Sie kleben am Schuh fest und lassen sich nur schwer beseitigen.

Foto: belchonock/Panthermedia

Kaugummiautomat: Werden Kaugummis auf die Straße gespuckt, dauert ihre Zersetzung rund 25 Jahre.

Foto: Bergschratt/Panthermedia

Die Gumshoes sind schön pink.

Foto: Gumshoe

Gitarren-Plektrum aus Kaugummi.

Foto: Gumshoe

Der Freizeitschuh aus Kaugummi ist pink.

Foto: Gumshoe

Kaugummi auf der Straße.

Foto: Gumshoe

Gumshoe: 2 verschiedene Modelle auf dem Markt

Derzeit befinden sich 2 verschiedene Varianten der modischen Treter mit Kaugummisohle auf dem Markt. Einmal ist die Lauffläche komplett Pinkfarben und einmal in Schwarz mit pinken Akzenten. Statt also in die Kaugummis zu treten, bestücken die Hersteller eine eigene, aus Kaugummi synthetisierte Unterseite an den Schuh. Die Sneaker selbst werden in der Türkei handgefertigt, dann nach Amsterdam geschickt und von dort aus im Online Shop vertrieben.

Wer sich also für ein paar Schuhe mit recycelter Kaugummisohle entscheidet, unterstützt mit dem Kauf die Reinigung der Straßen von Amsterdam. Dabei werden Gehwege und Straßen mit Hilfe von Dampfreinigern von unschönen Kaugummi-Flecken befreit. Anschließend finden sich diese Überreste in den Fabriken zur Weiterverarbeitung wieder. Dort werden sie gereinigt, gespalten und schließlich in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt. In winzige Pellets gepresst, entstehen daraus die Rohlinge für die Sohlen. Dieser Werkstoff trägt den Namen “Gumtec”. Wie genau dies von Statten geht, wollten weder die Designerin, noch das Modelabel oder die städtische Marketingagentur verraten.

Zuzüglich dessen stellten die Unternehmen bereits 2015 in den Niederlanden und Großbritannien pinkfarbene Mülleimer auf, die ebenfalls aus wiederverwertetem Kaugummi hergestellt wurden. Diese sind mit dem Spruch “Recycle Your Gum Here” (zu Deutsch: “Verwerte deinen Kaugummi hier wieder”) versehen und rufen ambitionierte Konsumenten bereits vor dem Kaugummi-Ausspucken auf, ihre gekauten Kaugummis zu “spenden”. Auf diese Weise kann eine Menge Geld eingespart, das Ansehen der Stadt verbessert und der Einsatz von komplizierten Reinigungsverfahren vermindert werden. Laut Schätzungen ist die Verschmutzung durch Kaugummis mancherorts um ganze 90 Prozent zurückgegangen.

Reinigen Kaugummi-Schuhe auch bald deutsche Städte?

Diese Aktionen machen Hoffnung auf mehr. Werden solche Maßnahmen vielleicht auch schon bald ihren Weg in deutsche Städte finden? Für die Entfernung der gummiartigen Masse müssen erhebliche Summen seitens der Regierung aufgewendet werden, auch wenn es dafür kaum verlässliche Zahlen gibt. Unterstützt wird diese Vermutung jedoch durch die Hochrechnung von im Schnitt etwa 80 Kaugummis pro Quadratmeter alleine auf den Straßen von Königswinter. Letztes Jahr wurden in der Stadt rund 100.000 Kaugummi-Flecken durch das aufwendige Dampfreinigungsverfahren beseitigt. Die komplette Reinigungsaktion kostete den Steuerzahler 13.000 Euro.

Bisher gibt es keine Versprechen dazu, dass die Kaugummi-Mülleimer auch in Deutschland Einzug halten. Aufgrund der starken Verschmutzung greift die Regierung stattdessen zu hohen Geldbußen, die oft rund 250 Euro für einen einzelnen, ausgespuckten Kaugummi verlangen, der nicht im Restmüllbehälter entsorgt wurde. Nichtsdestotrotz können die “Gumshoes” auch in Deutschland über den Online-Handel erworben werden. Es ist abzuwarten, ob sich der Trend der Kaugummi-Wiederverwertung bis in unsere Gefilde vordringen wird. In den Niederlanden und in Großbritannien haben sie dennoch große Erfolge erzielt.

Ein Beitrag von:

  • Silvia Hühn

    Silvia Hühn ist freie Redakteurin mit technischem Fokus. Sie schreibt unter anderem über die Rekorde dieser Welt und verfasst Ratgeber.

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