Atomuhr 10.06.2025, 11:42 Uhr

Wie Quantentricks die genaueste Uhr der Welt noch besser machen

TU Wien zeigt: Mit zwei Zeitskalen lässt sich Zeit genauer messen – mit weniger Energie. Quantenuhren könnten effizienter werden als gedacht.

Quantenuhr

Forschende entwickeln neue Methode zur Zeitmessung: Quantenuhren könnten effizienter sein als gedacht.

Foto: Alexander Rommel & TU Wien

Quantenuhren gelten als extrem präzise Zeitmesser. Forschende der TU Wien und internationale Partner zeigen nun: Die Genauigkeitsgrenze lässt sich verschieben – wenn man das richtige Messkonzept wählt.

Was ist eigentlich eine Uhr?

Zeit zu messen bedeutet, Veränderungen festzuhalten. Jede Uhr besteht daher aus zwei Elementen: einem Taktgeber und einem Zähler. Der Taktgeber liefert regelmäßige Impulse – wie das Pendel einer alten Standuhr oder die Schwingung eines Atoms in modernen Quantenuhren. Der Zähler wiederum erfasst, wie viele dieser Impulse bereits vergangen sind.

Im Fall von Atomuhren übernimmt ein einzelnes Atom – meist Cäsium oder Strontium – die Rolle des Pendels. Es verändert in regelmäßigen Intervallen seinen Zustand. Diese Zustandswechsel werden gezählt, um die verstrichene Zeit zu bestimmen. Der Vorgang ist jedoch nie vollkommen verlustfrei.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
Leuze electronic GmbH + Co. KG-Firmenlogo
Experienced Mechanical Engineer (m/f/x) Leuze electronic GmbH + Co. KG
Owen bei Kirchheim / Teck Zum Job 
Delta-X GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) - Schwerpunkt: Simulation von Innenraumklima Delta-X GmbH
Stuttgart Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) für die Entwicklung von medizinischen Kunststoffeinmalartikeln B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
MARTIN BRAUN Backmittel und Essenzen KG-Firmenlogo
Head of Production / Leitung Lebensmittelproduktion (m/w/d) MARTIN BRAUN Backmittel und Essenzen KG
Hannover Zum Job 
Siegfried PharmaChemikalien Minden GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur Mehrprodukte-Betrieb (w/m/d) Siegfried PharmaChemikalien Minden GmbH
Fresenius Kabi Deutschland GmbH-Firmenlogo
Process Expert Injection Molding / Ingenieur Spritzguss - Expertenlevel (m/w/d) Fresenius Kabi Deutschland GmbH
Bad Hersfeld Zum Job 
Amcor Flexibles Singen GmbH-Firmenlogo
Teamleiter Prozessingenieure / Prozessingenieur (m/w/d) Amcor Flexibles Singen GmbH
Christoph Miethke GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Produktionsingenieur*in Automatisierung (w/m/d) Christoph Miethke GmbH & Co. KG
Potsdam Zum Job 
IMS Röntgensysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) für digitale Inspektionssysteme IMS Röntgensysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Energyminer GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) für die Entwicklung innovativer Elektrotechnik für Erneuerbare Energien Energyminer GmbH
Gröbenzell Zum Job 
Schumacher Precision Tools GmbH-Firmenlogo
Maschinenbau-Ingenieur auf Führungsebene (m/w/d) (z. B. Bachelor oder Master im Maschinenbau) Schumacher Precision Tools GmbH
Remscheid Zum Job 
Rimowa GmbH-Firmenlogo
Senior Project Manager R&D (m/f/d) Rimowa GmbH
AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Senior Device Mechanical Engineer (all genders) AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Referent für Standardisierung und Förderprogramme / Wissenschaftlicher Mitarbeiter (m/w/d) VIVAVIS AG
Ettlingen Zum Job 
JUMO GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Teamleiter Elektronikentwicklung (m/w/d) JUMO GmbH & Co. KG
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) Systemsoftware IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Ott GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Applikations- und Entwicklungsingenieur (m/w/d) Ott GmbH & Co. KG
Deißlingen Zum Job 
Wirtgen GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) im Bereich Gleitschalungsfertiger Wirtgen GmbH
Windhagen Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Hereon-Firmenlogo
Ingenieurin (m/w/d) für radioaktive Abfälle Helmholtz-Zentrum Hereon
Geesthacht (bei Hamburg) Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Hereon-Firmenlogo
Ingenieurin (m/w/d) für Herausgabe und Freigabe von Reststoffen aus der atom- und strahlenschutzrechtlichen Überwachung Helmholtz-Zentrum Hereon
Geesthacht (bei Hamburg) Zum Job 

Entropie – ein Maß für die Unumkehrbarkeit

„Jede Uhr erhöht die Entropie im Universum, sonst ist sie keine Uhr“, sagt Florian Meier von der TU Wien. In einfachen Worten: Jede Zeitmessung geht mit einem Energieaufwand einher, der eine gewisse Unordnung erzeugt. Ein Pendel erzeugt Reibung an der Luft. Ein Laserstrahl, der den Zustand eines Atoms misst, verbraucht Energie und erzeugt Wärme.

In der Thermodynamik beschreibt die Entropie, wie geordnet oder ungeordnet ein System ist. Und: Jede Information, die man aus einem physikalischen Prozess gewinnt – wie etwa der Zustand eines Uhrzeigers – führt zu einer minimalen, aber unvermeidlichen Erhöhung der Entropie.

Die bisherige Annahme: Mehr Genauigkeit kostet mehr Energie

Lange galt ein scheinbar unumstößlicher Grundsatz: Wer die Zeit doppelt so genau messen will, muss dafür auch doppelt so viel Energie aufwenden. Denn jede zusätzliche Messung verursacht zusätzliche Entropie. Und die wiederum braucht Energie.

Diese Annahme ergab sich direkt aus den Gesetzen der Quantenphysik. Denn dort gibt es keine unbegrenzte Präzision. Stattdessen ist immer ein gewisses Maß an Zufall eingebaut – Stichwort „Unschärferelation“.

Zwei Zeitskalen: ein Trick aus der Quantenwelt

Ein Forschungsteam der TU Wien, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Universität Chalmers in Schweden und der Universität Malta hat nun einen neuen Weg gefunden, diese Grenze zu umgehen – zumindest teilweise. Die Lösung: eine Uhr mit zwei unterschiedlichen Zeitskalen.

„Das Entscheidende bei unserer Methode ist, dass sich der eine Zeiger rein quantenphysikalisch benimmt, und nur der andere, langsamere Zeiger tatsächlich mit einem entropie-erzeugenden Effekt einhergeht“, sagt Yuri Minoguchi.

Das bedeutet: Der schnellere Teil der Uhr arbeitet auf quantenmechanischer Ebene, ohne ständig gemessen zu werden. Er läuft quasi im Hintergrund. Nur der langsame Zeiger – etwa der Minutenzeiger in einem Uhrmodell – wird aktiv beobachtet. Das reduziert den Energieverbrauch deutlich.

Quantentransport statt permanenter Beobachtung

In klassischen Uhren erfolgt das Messen durch permanente Beobachtung: Ein Teilchen bewegt sich, es wird gemessen – und diese Messung verbraucht Energie. Bei Quantenuhren hingegen kann ein Teilchen theoretisch gleichzeitig an mehreren Orten sein. Erst am Ende des Prozesses wird es gemessen. Der Zwischenweg bleibt unbestimmt – und damit frei von Energieverlusten.

„Man kann für die Zeitmessung zum Beispiel Teilchen verwenden, die von einem Bereich in den anderen wechseln, ähnlich wie Sandkörner in einer Sanduhr“, erklärt Florian Meier. Entscheidend ist: Die Bewegung selbst muss nicht gemessen werden. Erst das Ankommen zählt – und dieses Ankommen wird thermodynamisch registriert.

Mehr Genauigkeit, aber selektiv gemessen

Im neuen Modell der Forschenden ersetzt man viele kleine, energieintensive Messungen durch wenige, gezielte Messungen am Ende. Das senkt den Gesamtverbrauch. Denn: Nur wenn das Teilchen endgültig ankommt – vergleichbar mit dem Umdrehen einer Sanduhr – entsteht Entropie.

Die Forschenden bezeichnen das als Kombination einer klassischen und einer Quanten-Zeitmessung. Der Vorteil: Die Quantenuhr arbeitet präzise im Inneren, ohne das System unnötig zu stören. Erst wenn es darauf ankommt, wird der Zustand des Systems abgefragt – mit dem gewünschten Informationsgewinn.

Anwendungen und technologische Umsetzung

Die theoretische Idee lässt sich laut den Forschenden auch in der Praxis testen. Simone Gasparinetti von der Universität Chalmers erklärt: „Die Theorie kann mithilfe von supraleitenden Schaltkreisen überprüft werden, einer der derzeit fortschrittlichsten Quantentechnologien.“

Supraleitende Schaltkreise arbeiten nahezu verlustfrei bei extrem tiefen Temperaturen. Sie eignen sich hervorragend, um empfindliche Quantenzustände zu erzeugen und auszulesen – und könnten eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung künftiger Quantenuhren spielen.

Warum das wichtig ist

Das neue Konzept erlaubt nicht nur präzisere Zeitmessung mit weniger Energie. Es berührt auch ein grundlegendes physikalisches Problem: Wie hängen Quantenmechanik und Thermodynamik zusammen?

„Dieses Ergebnis hilft uns auch, eines der großen ungelösten Rätsel der Physik besser zu verstehen“, sagt Marcus Huber von der TU Wien. Denn die Verbindung zwischen der mikroskopischen Quantenwelt und der makroskopischen Thermodynamik ist noch nicht vollständig verstanden.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.