Physik trifft Kunst 08.08.2025, 21:49 Uhr

Unerwartete Quantenwirbel – Van Gogh lässt grüßen

Erstmals Quantenwirbel entdeckt, die Van Goghs „Sternennacht“ ähneln – Physik und Kunst im überraschenden Zusammenspiel.

Die Sternennacht von van Gogh

Zwei Frauen betrachten das Gemälde „Die Sternennacht“ in der Ausstellung „Van Gogh Alive“ in Rom, Italien, am 25. Oktober 2016. Ein japanisches Forschungsteam findet, dass das Gemälde an eine erstmals beobachtete Quanten-Kelvin-Helmholtz-Instabilität erinnert.

Foto: picture alliance / Photoshot

Seit mehr als hundert Jahren fasziniert Van Goghs „Sternennacht“ Kunstliebhaber*innen auf der ganzen Welt. Nun sorgt das Gemälde auch in der Physik für Gesprächsstoff. Forschende der Osaka Metropolitan University und des Korea Advanced Institute of Science and Technology haben in Quantenflüssigkeiten ein Wirbelmuster entdeckt, das frappierend an den wirbelnden Nachthimmel des berühmten Gemäldes erinnert.

Das Team beobachtete erstmals die sogenannte Quanten-Kelvin-Helmholtz-Instabilität (KHI). Dieses Strömungsphänomen war bislang nur aus klassischen Flüssigkeiten bekannt und wurde vor Jahrzehnten theoretisch vorhergesagt – in Quantenflüssigkeiten jedoch nie nachgewiesen.

Was ist die Kelvin-Helmholtz-Instabilität?

In der klassischen Physik beschreibt die KHI die Entstehung von Wellen und Wirbeln an der Grenze zweier Flüssigkeiten, die sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Beispiele dafür finden sich in windgepeitschten Meereswellen oder rotierenden Wolken.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
THD - Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Professorin / Professor (m/w/d) für das Lehrgebiet "Automatisierungstechnik" THD - Technische Hochschule Deggendorf
Deggendorf Zum Job 
Hochschule Heilbronn-Firmenlogo
Professur für künstliche Intelligenz in industriellen Systemen Hochschule Heilbronn
Künzelsau, Heilbronn, Schwäbisch Hall Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) Systemsoftware IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Ott GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Applikations- und Entwicklungsingenieur (m/w/d) Ott GmbH & Co. KG
Deißlingen Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
Global Automation Engineer (w/m/d) Equipmentintegration B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Bergische Universität Wuppertal-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (Doktorand*in) am Lehrstuhl Werkstoffe für die Additive Fertigung Bergische Universität Wuppertal
Wuppertal Zum Job 
Wirtgen GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) im Bereich Gleitschalungsfertiger Wirtgen GmbH
Windhagen Zum Job 
über  ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
Fertigungsleiter:in über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hochspannungstechnik (m/w/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hochspannungstechnik - HVDC (m/w/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Vibro-Consult AG-Firmenlogo
Vibration Specialist for Gas & Steam Turbines (m/f/d) Vibro-Consult AG
Brugg (Schweiz) Zum Job 
Universität Innsbruck-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Fertigungs- und Produktionstechnik Universität Innsbruck
Innsbruck Zum Job 
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Elektronenstrahl Schweißtechnik pro-beam GmbH & Co. KGaA
Burg bei Magdeburg Zum Job 
Bühler Motor Aviation GmbH-Firmenlogo
Disponent / Fertigungsplaner (m/w/d) Bühler Motor Aviation GmbH
Uhldingen-Mühlhofen Zum Job 
WAREMA Renkhoff SE-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Endmontage WAREMA Renkhoff SE
Marktheidenfeld Zum Job 
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)-Firmenlogo
Referentin / Referent (w/m/d) in der Kompetenzstelle BIM Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Bonn, Berlin Zum Job 
Mehrer Compression GmbH-Firmenlogo
Ingenieur für Elektrotechnik (m/w/d) Mehrer Compression GmbH
Balingen Zum Job 
AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
R&D Manager Project Engineering (all genders) AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
Max Bögl-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steuerungstechnik Max Bögl
Sengenthal Zum Job 
Deibert & Partner GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker (m/w/d) in der Elektronikentwicklung Deibert & Partner GmbH
Bamberg Zum Job 
THD - Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Professorin / Professor (m/w/d) für das Lehrgebiet "Automatisierungstechnik" THD - Technische Hochschule Deggendorf
Deggendorf Zum Job 
Hochschule Heilbronn-Firmenlogo
Professur für künstliche Intelligenz in industriellen Systemen Hochschule Heilbronn
Künzelsau, Heilbronn, Schwäbisch Hall Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/i) Systemsoftware IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Ott GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Applikations- und Entwicklungsingenieur (m/w/d) Ott GmbH & Co. KG
Deißlingen Zum Job 

„Unsere Forschung begann mit einer einfachen Frage: Kann die Kelvin-Helmholtz-Instabilität in Quantenflüssigkeiten auftreten?“, erklärt Hiromitsu Takeuchi, Associate Professor an der Graduate School of Science der Osaka Metropolitan University.

So entstand der quantenmechanische „Nachthimmel“

Um die Frage zu beantworten, kühlte das Forschungsteam Lithiumgas fast auf den absoluten Nullpunkt ab. So entstand ein mehrkomponentiges Bose-Einstein-Kondensat – eine Quanten-Superflüssigkeit – mit zwei Strömen, die sich unterschiedlich schnell bewegten.

An der Grenzfläche formten sich zunächst Wellenstrukturen, die klassischen Turbulenzen ähnelten. Dann erschienen Wirbel, die sich jedoch nach den besonderen Gesetzen der Quantenmechanik verhielten.

Exzentrische fraktionale Skyrmionen

Die beobachteten Strukturen gehören zu einer neu entdeckten Kategorie topologischer Defekte, die Forschende „exzentrische fraktionale Skyrmionen“ (EFS) nennen.

„Skyrmionen sind normalerweise symmetrisch und zentriert“, so Takeuchi. „EFS haben jedoch eine sichelförmige Gestalt und enthalten eingebettete Singularitäten – Punkte, an denen die übliche Spin-Struktur zusammenbricht und scharfe Verzerrungen entstehen.“ Diese sichelförmigen Muster erinnern Takeuchi stark an den Mond in der oberen rechten Ecke von „Sternennacht“.

Auch interessant:

Warum Skyrmionen interessant sind

Skyrmionen wurden ursprünglich in magnetischen Materialien entdeckt. Wegen ihrer Stabilität, geringen Größe und besonderen Bewegungsmuster interessieren sie die Forschung für Anwendungen in der Spintronik und bei neuartigen Datenspeichern. Die nun entdeckte Variante in einer Supraflüssigkeit könnte neue Ansätze für solche Technologien eröffnen – und unser Verständnis von Quantensystemen erweitern.

Ausblick: Mehr Präzision, mehr Erkenntnisse

Das Team will die Experimente weiter verfeinern. „Mit präziseren Experimenten könnten wir möglicherweise die Vorhersagen aus dem 19. Jahrhundert über die Wellenlänge und Frequenz von KHI-getriebenen Grenzflächenwellen überprüfen“, sagt Takeuchi.

Außerdem wollen die Forschenden klären, ob ähnliche Strukturen auch in anderen komplexen oder höherdimensionalen Quantensystemen vorkommen. „EFS stellen traditionelle topologische Klassifizierungen in Frage“, so Takeuchi. „Ihre eingebetteten Singularitäten werfen neue Fragen auf.“

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.