Hightech unter der Decke: Die Lösung gegen Nachtschweiß?
Neue Bettdecke mit 3D-Gewirk reguliert Feuchtigkeit und Wärme – ideal für alle, die nachts schwitzen oder schlecht schlafen.

Materialwissenschaftler haben eine Bettdecke entwickelt, die Feuchtigkeit besser abtransportiert und so das Schwitzen verringert.
Foto: Smarterpix / AntonLozovoy
Eine neu entwickelte Bettdecke mit 3D-Gewirk soll das Schlafklima deutlich verbessern. Die offene Textilstruktur transportiert Feuchtigkeit ab und hält dennoch warm. Forschende der Hochschule Hof, der Universität Regensburg und Industriepartner zeigten, dass die Decke das Schwitzen verringert und die Schlafqualität erhöht – ohne Technik, dafür mit smarter Materialwahl.
Unruhige Nächte durch Wärmestau
Viele Menschen kennen das Problem: Kaum steigen draußen die Temperaturen, wird auch das Schlafen zur Herausforderung. Die Körpertemperatur will in der Nacht sinken, doch unter einer herkömmlichen Bettdecke staut sich die Wärme. Dazu kommt die hohe Luftfeuchtigkeit im Bett – ein echter Störfaktor für den gesunden Schlaf.
Genau hier setzt eine neu entwickelte Bettdecke an. Sie basiert auf einem sogenannten Abstandsgewirk – einem dreidimensionalen Textil mit offener Struktur. Ziel der Entwicklung war es, die Wärme dort zu lassen, wo sie gebraucht wird, gleichzeitig aber Feuchtigkeit aktiv vom Körper wegzuleiten. Das Ergebnis ist ein deutlich angenehmeres Mikroklima im Bett – gerade in heißen Sommernächten.
Interdisziplinäre Entwicklung mit Praxisfokus
Die Decke ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wurde. Beteiligt waren unter anderem das Institut für Materialwissenschaften an der Hochschule Hof (ifm), das Schlafmedizinische Zentrum der Universität Regensburg und zwei Industriepartner aus Sachsen und Bayern: die Erzgebirgische Steppdeckenfabrik und der technische Textilspezialist Jahn.
Gemeinsam entwickelten die beteiligten Teams eine Bettdecke, deren Herzstück eine flexible Lage aus 3D-Gewirk ist. Diese textile Struktur besteht aus zwei deckungsgleichen Gewebelagen, die durch vertikale Abstandsfäden verbunden sind – ähnlich einer Mikro-Federung aus Textil. Dazwischen bleibt Luft. Genau diese ruhende Luft wirkt als isolierende Schicht, während die offene Struktur gleichzeitig den Feuchtetransport fördert.
Das Prinzip: Klimaregulierung ohne Technik
Während viele Innovationen im Schlafbereich auf zusätzliche Komponenten wie Lüfter oder Sensorik setzen, verzichtet diese Decke vollständig auf Elektronik. Sie nutzt allein die physikalischen Eigenschaften des Materials, um das Mikroklima unter der Decke zu steuern. Die Luft kann zirkulieren, Schweiß verdunstet schneller – der Körper kühlt effizienter ab. Und dennoch bleibt die Wärme dort erhalten, wo sie gebraucht wird: nah am Körper.
Gerade für Menschen, die zu nächtlichem Schwitzen neigen – etwa aufgrund hormoneller Veränderungen, Stoffwechselstörungen oder schlicht sommerlicher Hitze – kann das eine echte Entlastung bedeuten.
Flexible Technik für hohen Komfort
Abstandsgewirke galten lange als zu steif für Bettwaren. Sie kamen bisher vor allem in Matratzentoppern oder Autositzen zum Einsatz. Für die Decke entwickelten die beteiligten Textilingenieurinnen und -ingenieure daher eine besonders flexible Variante: Mit eingearbeiteten „Gelenken“ und speziellen, weichen Garnen gelang es, das Material drapierfähig zu machen. Ein luftdurchlässiges Inlett aus Mesh unterstützt die Wirkung zusätzlich, indem es den Feuchtetransport noch einmal verbessert.
Testreihen im Labor und Schlafzentrum
Die Forschenden überprüften die Wirkung der neuen Decke nicht nur im Textillabor. In schlafmedizinischen Untersuchungen zeigte sich, dass die Betthöhlenfeuchtigkeit bei Probandinnen und Probanden signifikant niedriger lag als bei herkömmlichen Decken. Auch das subjektive Empfinden besserte sich: Weniger Schwitzen, angenehmeres Schlafklima, bessere Erholung.
Besonders auffällig war der Unterschied bei Personen mit starker nächtlicher Wärmeentwicklung. Hier konnte die Schlafqualität nachweislich verbessert werden – nicht nur in Bezug auf die Einschlafdauer, sondern auch auf die Schlafeffizienz.
Hygiene, Waschbarkeit und Nachhaltigkeit
Neben dem Schlafkomfort spielt die Hygiene bei Bettwaren eine wichtige Rolle – vor allem für Allergikerinnen und Allergiker. Das offenporige Material der Decke trocknet schnell. Feuchtigkeit wird nicht gespeichert, was Schimmel und Milbenbildung entgegenwirkt. Die Decke ist bei 60 °C waschbar, was aus hygienischer Sicht entscheidend ist.
Ein weiteres Plus: Die Herstellung erfolgt ressourcenschonend. Die Garnmaterialien stammen zum Teil aus recycelten Quellen, und der Produktionsprozess wurde auf Energieeffizienz optimiert.
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