Das Feuer und die technologischen Auswirkungen auf die Menschheit
Die Entwicklung der Menschheit ist eng verknüpft mit der Nutzbarmachung des Feuers. Wir werfen einen Blick auf seine Geschichte und auf Entdeckungen, die ohne Feuer niemals möglich gewesen wären.
Es gibt viele Dinge, die den Menschen vom Rest der Tierwelt unterscheiden, und viele Gründe, warum der Mensch so geworden ist, wie er heute ist. Eine der wichtigsten Errungenschaften ist sicherlich, dass er das Feuer nicht nur als Gefahr erkannte, vor der es zu fliehen galt. Vielmehr hat sich der Mensch das Feuer zu Nutze gemacht und viele Erfindungen erst mit seiner Hilfe machen können. Werfen wir einen Blick auf die lange Geschichte des Feuers.
Inhaltsverzeichnis
Das braucht es für ein Feuer
Nur drei Elemente sind im Grunde notwendig, um ein Feuer zu entfachen: Sauerstoff, Hitze und ein Brennstoff. Der Ablauf hängt vor allem mit der Reaktion von Brennstoff und Sauerstoff zusammen. Die dabei entstehende Oxidation, also die Reaktion der Moleküle des Brennstoffs mit dem Sauerstoff, setzt Wärme frei. Bei der Entstehung des Feuers handelt es sich um eine sogenannte exotherme Reaktion. Das bedeutet, es wird mehr Wärme produziert, als eigentlich nötig ist für die Reaktion.
Damit das Feuer entstehen kann, beziehungsweise die exotherme Reaktion in Gang kommt, wird ein Auslöser benötigt. Dieser wird auch häufig als Startwärme oder Initialzündung bezeichnet. Denn nur dann kann das Feuer durch eine Kettenreaktion entstehen. Zu einem Auslöser gehört unter anderem ein Blitzeinschlag in einem Baum, wenn man von der Entstehung eines natürlichen Feuers ausgeht. Neben Blitzeinschlägen sind auch Vulkanausbrüche dafür verantwortlich, wenn natürliche Feuer ausbrechen.
Ursprünge des Feuers
Schon in griechischen Sagen kommt das Feuer vor. Sie zeigen, dass bereits den Menschen im antiken Griechenland das Feuer bekannt war. Es ist zu vermuten, dass Feuer hauptsächlich als Bedrohung und Naturgewalt wahrgenommen wurde, die zerstörerische Ausmaße zur Folge hatte. Wann genau die Menschen damit begannen, sich das Feuer zunutze zu machen, darüber gibt es unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedliche Meinungen.
In Südafrika soll es Hinweise geben, aus denen sich schließen lässt, dass bereits vor mehr als 800.000 Jahren menschliche Vorfahren das Feuer kontrolliert nutzen konnten. Forschende gehen aber davon aus, dass bereits vor rund 1,8 Millionen Jahren der Homo Erectus das Feuer für sich nutzte. Beim Homo Erectus handelt es sich um den direkten Vorfahren des Homo sapiens. Man betrachtet dies also als den Ursprung der Feuernutzung. Sie soll vor allem in Form von Lagerfeuern stattgefunden haben. Die Wissenschaft geht eher nicht davon aus, dass der Homo Erectus bereits in der Lage war, ein Feuer selbst zu entzünden, sondern vielmehr natürlich entstandene Brände nutzte, diese in kleinerer Form am Leben hielt und daraus eben eine Art Lagerfeuer entstand.
Feuer als Werkzeug und Waffe
Vor rund 320.000 Jahren gelang es der Menschheit dann, selbst Feuer zu entzünden. Der älteste Beweis dafür stammt aus einer Höhle in Baden-Württemberg. Das dort gefundene schwefelhaltige Material wies Gebrauchsspuren auf, aus denen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schließen, dass es sich dabei um das Gegenstück zum Feuerstein handelt. Mit beiden Gerätschaften zusammen war es möglich, Funken zu erzeugen, die dann auf leicht brennbarem Material zu glimmen begannen. Mit weiteren trockenen Materialien ließ sich daraus eine Flamme entfachen. Auf diese Art und Weise entzündeten Menschen zu sehr frühen Zeiten ein Feuer.
Feuer half den Menschen der damaligen Zeit auf unterschiedliche Art und Weise im Alltag. Auf der einen Seite spendete das Feuer ihnen Licht und Wärme, auf der anderen Seite half es bei der Zubereitung von Speisen.Darüber hinaus gelang es den Menschen, sich mit Feuer besser vor gefährlichen Tieren zu schützen. Im byzantinischen Reich galt das sogenannte „Griechische Feuer“ als gefährliche Brandwaffe. Man spritzte eine brennende Flüssigkeit auf das Ziel und hatte damit eine sehr wirkungsvolle Waffe, die zumeist auf Basis von Erdöl hergestellt wurde. Damit war es praktisch unmöglich, sie mit Wasser wieder zu löschen. Solche Waffenarten waren auch bei anderen Völkern bekannt.
Feuer in der Entwicklung der Menschheit
Das Feuer hatte direkte Auswirkungen auf das Leben und den Alltag der Menschen: Sie konnten einerseits ihren Speiseplan erweitern, denn manche Wurzeln und Pflanzen wurden erst genießbar, nachdem man sie kochte. Andererseits ließ sich das Feuer nicht nur zur Nahrungszubereitung nutzen, sondern auch, um damit Gegenstände wie Gefäße aus Ton herzustellen.
Das Feuer unterstützte also durchaus die Weiterentwicklung des Homo Erectus. Die Wissenschaft geht sogar davon aus, dass die Weiterentwicklung des Gehirns und damit der Schritt vom Homo Erectus zum Homo Sapiens direkt mit dem Feuer in Verbindung steht. Denn durch gekochte Speisen hatten Magen und Darm weniger zu tun, gleichzeitig konnten die Menschen mehr Energie aus den Speisen aufnehmen. So konnte sich das Gehirn in der Folge vergrößern.
Soziologischen Auswirkungen des Feuers
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen ebenfalls davon aus, dass die frühen Lagerfeuer auch soziologische Auswirkungen hatten. Denn die Menschen hielten sich gemeinschaftlich am Feuer auf, es entstand dadurch vermutlich eine Frühform der Gemeinschaft, bei der auch ein Austausch stattfand sowie gemeinschaftliche Aktivitäten wie Tanzen, welche sich stärkend auf das Gemeinschaftsgefühl auswirkten. Daraus schlussfolgern die Forschenden, dass dadurch auch die Intelligenz der Menschen wuchs.
Manche Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft gehen sogar so weit, die Nutzung des Feuers mit der Entwicklung der Sprache zu vergleichen – zumindest was ihre Bedeutung betrifft. Auch im Hinblick auf die Nutzung der Landwirtschaft hatte das Feuer positiven Einfluss auf die Entwicklung der Menschheit. Dank des Feuers konnten Flächen gerodet werden. Das ermöglichte den Anbau von Nahrungsmitteln.
Technologische Fortschritte durch Feuer
Mit dem Fortschritt der Menschheit entstanden auch immer neue Einsatzmöglichkeiten des Feuers. So war Feuer nicht mehr nur als offenes Lagerfeuer bekannt, sondern wurde praktisch umhüllt. So arbeitete es fortan unter anderem in Öfen, Kaminen und Lampen. Damit hatte der Mensch eine Zeitenwende und eine neue Stufe der Evolution erreicht: Er hatte das Feuer „gezähmt“ und konnte nun die Einsatzbereiche selbst gestalten. Das führte sicherlich im ersten Schritt dazu, dass der Mensch sesshafter wurde und sich Berufe wie Schmiede und Töpfer herauskristallisierten. Daraus entwickelten sich weitere Spezialisierungen.
Durch den Einsatz von Feuer konnte Metall bearbeitet werden, wodurch nicht nur die Herstellung von Waffen möglich wurde, sondern damit auch die ersten Zahlungsmittel entstanden. Metall war ein erstes Tauschmittel, im Anschluss wurden dann auch erstmals Münzen geprägt. Weiterhin hatte Feuer eine große Bedeutung für die Nahrungsmittelaufnahme, denn durch die Feuernutzung in Öfen ergaben sich die neuen Berufsbilder Bäcker und Koch.
Insgesamt trug das Feuer damit einerseits dazu bei, dass sich eine Gesellschaft entwickelte, in der verschiedene Berufe eine Rolle spielten, und zum anderen half es der Gesellschaft dabei, sich stetig weiterzuentwickeln, weil sie sich mit der Nutzung des Feuers beschäftigten und immer neue Einsatzmöglichkeiten fanden. Die Entwicklung des Feuers und ihr Einfluss auf die Menschen zieht sich durch die gesamte Geschichte: Die Industrialisierung wäre ohne Feuer nicht möglich gewesen, auch die Entwicklung des Verbrennungsmotors, von modernen Heizungen, von Kraftwerken und vielem mehr.
Ein Beitrag von: