Giganten im Gärtank 01.08.2025, 21:20 Uhr

Die größten Brauereien der Welt – wie schneidet Deutschland ab?

Wer braut am meisten Bier weltweit? Diese zehn Konzerne dominieren den Markt – auch mit alkoholfreien Varianten. Deutschland spielt nur Nebenrollen.

Zapfhähne an einer Bar

Rund 6.000 Biermarken gibt es allein in Deutschland.

Foto: panthermedia.net/ChiccoDodiFC

Wenn es um Bier geht, denken viele an traditionelle Marken, regionale Braukunst und das deutsche Reinheitsgebot. Doch der globale Markt erzählt eine andere Geschichte. Hier herrscht Konzentration. Drei Konzerne stellen mehr als die Hälfte des weltweit produzierten Biers her – und Deutschland spielt als Herkunftsland längst nur noch eine Nebenrolle.

Drei Konzerne beherrschen den Weltmarkt

Laut dem aktuellen Branchenbericht des Hopfenhändlers BarthHaas aus Nürnberg wurden 2024 weltweit rund 187,5 Milliarden Liter Bier gebraut. Davon stammen über 845 Millionen Hektoliter – also mehr als 45 % – aus den Produktionsstätten von nur drei Unternehmensgruppen.

  • Platz 1: AB InBev: An der Spitze steht der belgisch-brasilianische Konzern Anheuser-Busch InBev (AB InBev). Mit einem Ausstoß von rund 495 Millionen Hektolitern beansprucht der Konzern fast ein Drittel der Weltproduktion für sich. Zu seinem Markenportfolio gehören weltbekannte Biere wie Budweiser, Beck’s, Stella Artois, Leffe, Löwenbräu, Franziskaner und Corona. AB InBev ist damit nicht nur mengenmäßig Marktführer, sondern auch global präsent: In über 150 Ländern fließt Bier aus den Kesseln des Konzerns in Gläser, Flaschen oder Dosen.
  • Platz 2: Heineken: Es folgt die niederländische Heineken-Gruppe, die im Jahr 2024 etwa 240,7 Millionen Hektoliter produzierte. Auch Heineken setzt auf Vielfalt. Marken wie Desperados, Birra Moretti, Gösser, Tiger Beer, Amstel oder Sol gehören zum Portfolio. Heineken expandiert kontinuierlich – vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika.
  • Platz 3: China Resources Snow Breweries: Auf dem dritten Rang liegt der chinesische Anbieter China Resources Snow Breweries, oft einfach als „Snow Breweries“ bezeichnet. Das Unternehmen kommt auf knapp 109 Millionen Hektoliter und vertreibt unter anderem das populäre Snow Beer – ein Massenbier, das trotz begrenzter internationaler Bekanntheit in China zu den meistverkauften Sorten der Welt zählt.

Gemeinsam zeigen diese drei Giganten, wie stark der Markt globalisiert und konsolidiert ist. Übernahmen, Fusionen und Lizenzen gehören zur Strategie – auch in Deutschland.

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Die Plätze 4 bis 10: Aufstieg neuer Brauländer

Während europäische Traditionsländer Marktanteile verlieren, steigen andere Nationen auf. Besonders auffällig: Brasilien, Mexiko und Russland haben ihre Produktion in den letzten Jahren deutlich gesteigert.

  • Platz 4: Carlsberg Group (Dänemark): Die Carlsberg-Gruppe hält sich weiterhin auf Platz 4. Mit bekannten Marken wie Tuborg, Holsten, Grimbergen, Somersby und natürlich Carlsberg selbst liegt der Ausstoß im Bereich zwischen 100 und 110 Millionen Hektolitern. Der dänische Konzern hat in Osteuropa und Asien stark investiert – das Wachstum dort kompensiert schwächelnde Märkte in Westeuropa.
  • Platz 5: Molson Coors (USA/Kanada): Das nordamerikanische Unternehmen Molson Coors kommt mit Marken wie Coors Light, Miller, Blue Moon und Staropramen auf rund 85 Millionen Hektoliter. Der Konzern agiert hauptsächlich in Nordamerika und Großbritannien, ist aber auch in Osteuropa vertreten. Angesichts der sinkenden Nachfrage in den USA versucht Molson Coors verstärkt, mit alkoholfreien Varianten und Hard Seltzern neue Zielgruppen zu erreichen.
  • Platz 6: Tsingtao Brewery Group (China): Tsingtao, 1903 von deutschen Brauern in China gegründet, ist heute einer der größten Bierexporteure Asiens. Der Konzern produziert über 70 Millionen Hektoliter jährlich – nicht nur für den chinesischen Binnenmarkt, sondern auch für internationale Märkte.
  • Platz 7: Asahi Group Holdings (Japan): Die japanische Asahi Group erzielt mit Marken wie Asahi Super Dry, Peroni, Grolsch und Pilsner Urquell einen jährlichen Ausstoß von etwa 60 bis 65 Millionen Hektolitern. Seit der Übernahme mehrerer europäischer Marken von AB InBev nach der SABMiller-Fusion ist Asahi deutlich internationaler aufgestellt.
  • Platz 8: BGI / Groupe Castel (Frankreich/Afrika): Die französisch-afrikanische Gruppe Castel, oft unter dem Kürzel BGI (Brasseries et Glacières Internationales) geführt, produziert rund 50 Millionen Hektoliter jährlich. Sie ist Marktführerin in vielen frankophonen Ländern Afrikas. Trotz geringer Bekanntheit in Europa zählt BGI zu den größten Brauereigruppen der Welt.
  • Platz 9: Yanjing Brewery (China): Mit ebenfalls etwa 60 Millionen Hektolitern liegt Yanjing auf Platz 8. Das Unternehmen gehört der Stadtregierung von Peking und ist vor allem in Nordchina verbreitet. Die internationale Präsenz ist begrenzt.
  • Platz 10: Efes Group (Türkei): Die Anadolu Efes Gruppe, oft kurz Efes Group genannt, gehört zu den wichtigsten Akteuren im Biermarkt Eurasiens. Bekannteste Marke ist das Efes Pilsener, das sich sowohl im Inland als auch im Export gut verkauft. Darüber hinaus produziert das Unternehmen zahlreiche regionale Biere und ist in mehr als 70 Ländern aktiv.
Die größten Brauereien der Welt

Die größten Brauereien der Welt.

Foto: Dominik Hochwarth / Zahlenwerte von BarthHaas Bericht 2024/2025

Globales Wachstum – aber nicht überall

Die weltweite Bierproduktion ist insgesamt leicht rückläufig. 2024 lag sie laut BarthHaas bei 187,5 Milliarden Litern, was einem leichten Minus von 0,3 % entspricht. Ein Grund dafür ist die sinkende Nachfrage in traditionellen Märkten wie Westeuropa oder den USA.

Dort macht sich ein gesellschaftlicher Wandel bemerkbar: Alkoholfreie Biere, neue Konsumgewohnheiten und eine alternde Bevölkerung beeinflussen den Absatz. Auch steigende Preise und geringere Kaufkraft dämpfen die Nachfrage.

In anderen Regionen – etwa China, Russland oder Mexiko – hingegen wird die heimische Produktion gefördert, Importquoten sinken, Brauereien werden ausgebaut. Russland etwa konnte seine Bierproduktion 2024 um rund 9 % auf 9,1 Milliarden Liter steigern. Deutschland dagegen verlor 1 % und liegt nun bei 8,4 Milliarden Litern.

Deutschland fällt zurück – auch hinter Russland

Lange galt Deutschland als Bierland par excellence. Doch in der globalen Statistik verliert es an Bedeutung. 2024 wurde die Bundesrepublik in der Liste der größten Bierproduzenten erstmals von Russland überholt. Während in Russland etwa 9,1 Milliarden Liter Bier gebraut wurden – ein Plus von 9 % –, sank die deutsche Produktion auf 8,4 Milliarden Liter.

Noch vor wenigen Jahren hatte Deutschland rund 1,4 Milliarden Liter Vorsprung, doch die Lücke schmolz kontinuierlich. Der Titel des „Europameisters der Bierproduktion“, den Deutschland seit 2013 innehatte, ist damit verloren.

Thomas Raiser, Geschäftsführer bei BarthHaas, sieht klare Gründe: „In Russland wurde die heimische Produktion gezielt angeschoben, gleichzeitig sinken dort die Importe.“ Deutschland hingegen leidet unter rückläufigem Konsum und strukturellen Veränderungen in der Branche.

Die deutschen Brauer: viel Tradition, wenig Volumen

In Deutschland gibt es laut Deutschem Brauer-Bund noch knapp 1.500 Brauereien – gut 620 davon in Bayern. Doch auch wenn diese Zahl auf den ersten Blick beeindruckend wirkt, spiegelt sie nicht die Marktmacht wider. Der Markt ist extrem kleinteilig.

Die größte deutsche Brauereigruppe, die Radeberger Gruppe, bringt es auf 10,4 Millionen Hektoliter – das entspricht nicht einmal 1,3 % der Produktion von AB InBev. Auf der globalen Rangliste landet Radeberger damit gerade einmal auf Platz 23.

Weitere deutsche Brauereigruppen wie TCB, Oettinger, Paulaner, Krombacher und Bitburger folgen auf den Rängen 28 bis 33. Zusammen produzieren die sechs größten deutschen Anbieter gerade einmal 42,5 Millionen Hektoliter – das sind weniger als 5 % des Ausstoßes von AB InBev.

Und viele bekannte deutsche Marken gehören längst ausländischen Konzernen. Beck’s, Löwenbräu, Franziskaner – allesamt Teil von AB InBev. Die Produktion bleibt zwar oft im Land, doch die Entscheidungen fallen im Ausland.

die größten Brauereien in Deutschland

Die größten Brauereien in Deutschland.

Foto: Dominik Hochwarth / Zahlenwerte von BarthHaas Bericht 2024/2025

Was in deutschen Gläsern landet: Die beliebtesten Biersorten

Die Deutschen gelten international als bieraffin – doch was genau wird hierzulande am häufigsten getrunken? Die Verkaufszahlen zeigen ein klares Bild: Zwei Sorten dominieren den Markt, doch auch regionale Spezialitäten und neue Trends wie Craft Beer gewinnen an Bedeutung.


Pils: An der Spitze der Beliebtheitsskala steht in Deutschland weiterhin das Pils, auch als Pilsner bekannt. Diese untergärige Biersorte zeichnet sich durch ihren deutlich hopfigen und herben Geschmack aus. Der Alkoholgehalt liegt meist zwischen 4 % und 5,2 %.

Besonders im Norden, Osten und Westen der Republik ist Pils die bevorzugte Wahl. Typisch für ein Pils ist seine helle, goldene Farbe, die durch die Verwendung von hellem Malz und weichem Wasser entsteht. Gebraut wird es mit untergäriger Hefe und aromatischem Hopfen – ein Verfahren, das dem Bier seine markante Bitterkeit verleiht.


Weizenbier: Den zweiten Platz belegt das Weizenbier, auch als Weißbier bekannt. Es hat seine Wurzeln im bayerischen Brauhandwerk und ist dort nach wie vor besonders beliebt. Von Süddeutschland aus hat sich das Weißbier mittlerweile auch im Norden etabliert – vor allem in den Sommermonaten.

Typisch für diese obergärige Sorte ist ein fruchtiger und leicht würziger Geschmack, der sich deutlich vom Pils unterscheidet. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 5 % und 5,6 %. Hergestellt wird Weizenbier mit einem hohen Anteil an Weizenmalz, was ihm eine leichte Trübung und die typische Bananen- oder Nelkennote verleiht.


Helles: Eine weitere weit verbreitete Biersorte ist das Helle. Dieses untergärige Bier kommt mit weniger Hopfen aus, was es milder und süffiger macht. Das Helle ist besonders im Süden Deutschlands – etwa in Bayern – stark vertreten, wird aber zunehmend auch in anderen Regionen konsumiert.

Der Alkoholgehalt liegt in der Regel bei etwa 5 %. Wegen seines ausgewogenen Geschmacks und der geringeren Bitterkeit gilt das Helle für viele als Einstiegsbier oder als Alternative zum Pils.


Kölsch, Alt und Export: Viele Regionen haben ihre eigenen Bierstile – und die Bevölkerungen dort stehen spürbar zu ihren lokalen Sorten. Diese Bindung hat mit regionaler Identität zu tun, aber auch mit der Tradition und Verfügbarkeit günstiger Lokalbier-Angebote.

Das Kölsch ist ein obergäriges Bier, das ausschließlich in Köln und direkter Umgebung gebraut werden darf. Die Kölsch-Konvention regelt genau, wer diese Bezeichnung verwenden darf – derzeit sind es 24 Brauereien. Kölsch ist hell, leicht und erfrischend, mit einem Alkoholgehalt knapp unter 5 %.

Ganz anders das Altbier: Ebenfalls obergärig, aber dunkel und eher bitter, ist es vor allem am Niederrhein – insbesondere in Düsseldorf – verbreitet. Der Name „Alt“ verweist nicht auf das Alter des Bieres, sondern auf die alte Braumethode. Altbier enthält etwa 4,8 % Alkohol und wird meist aus kleineren Gläsern getrunken.

Das Export-Bier, auch als Dortmunder Export bekannt, ist ein untergäriges Vollbier. Es wird in hellen und dunklen Varianten angeboten, hat einen etwas höheren Alkoholgehalt von über 5 % und war lange Zeit eine der bedeutendsten Sorten in Westdeutschland. Heute ist Export besonders im Südwesten noch beliebt, verliert aber insgesamt an Marktanteilen.


Berliner Weisse: Ein Sonderfall unter den Bieren ist die Berliner Weisse. Die Spezialität hat ihren Ursprung im Berlin des 16. Jahrhunderts und wird dort bis heute gebraut. Charakteristisch ist ihr spritziger, säuerlicher Geschmack, der durch Milchsäuregärung entsteht. Der Alkoholgehalt liegt bei nur 2,8 %, was das Bier besonders leicht macht.

Traditionell wird Berliner Weisse mit Sirup aus Himbeere oder Waldmeister versetzt und mit einem Strohhalm serviert – eine Gewohnheit, die außerhalb der Hauptstadt selten ist, in Berlin aber fest dazugehört.


Craft Beer: Während große Marken das Volumen bestimmen, zeigt sich bei den Craft-Bieren ein anderer Trend: Vielfalt und Innovation. Immer mehr kleine und mittelständische Brauereien wagen sich an neue Rezepturen, ausgefallene Hopfensorten oder experimentelle Gärprozesse.

Vor allem in urbanen Zentren und im Onlinehandel finden Craft-Biere wachsende Nachfrage. Das Angebot reicht von India Pale Ales (IPA) über Stouts bis hin zu Kellerbieren mit Spezialmalzen. Viele der neuen Brauer*innen setzen auf Regionalität, Biozutaten oder kreative Etiketten, um sich im umkämpften Markt sichtbar zu machen.

Trotzdem ist der Craft-Bier-Anteil am Gesamtvolumen bislang überschaubar. Der Trend zeigt aber, dass sich die Bierlandschaft auch in Deutschland langsam differenziert – nicht nur zwischen Alkohol und alkoholfrei, sondern auch zwischen industriell und handwerklich gebraut.

Alkoholfreies Bier stark im Kommen

Ein wichtiger Trend hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt: alkoholfreie Biere. In Deutschland hat sich deren Produktionsmenge in zehn Jahren fast verdoppelt – auf 579 Millionen Liter. Inzwischen ist fast jedes zehnte Bier alkoholfrei, in der Gastronomie sogar jedes achte.

Besonders auffällig: In Rheinland-Pfalz und im Saarland bestellt heute laut dem Kollex-Biermonitor fast jede vierte Person alkoholfreies Bier – Tendenz steigend.

Doch trotz dieses Wachstums: Die alkoholfreien Varianten können den Rückgang bei klassischen Bieren nur teilweise kompensieren. Volker Kuhl, Chef der Brauerei Veltins, formuliert es so:
„Alkoholfreie Biere sind aus unserer Sicht allenfalls ein Pflaster, das die Schmerzen lindert.“

Laut Kuhl können alkoholfreie Sorten derzeit nur etwa ein Drittel der Mengenverluste auffangen. Sie seien „kein Retter in der Krise“.

Wirtschaftliche Belastungen nehmen zu

Neben den Veränderungen im Konsumverhalten machen Kostensteigerungen vielen Brauereien zu schaffen. Gas und Strom, aber auch Rohstoffe und Löhne sind in den letzten Jahren stark teurer geworden. Gleichzeitig lassen sich höhere Preise am Markt kaum durchsetzen.

Nach einer Analyse der Beratungsgesellschaft Roland Berger sind die Herstellungskosten für Bier viel stärker gestiegen als die Preise, die Brauereien im Großhandel erzielen können. Das setzt die Margen unter Druck – und erschwert Investitionen in neue Produkte oder Nachhaltigkeit.

Der Deutsche Brauer-Bund spricht von einem „gewachsenen Kostendruck“, der für viele Betriebe bedrohlich wird. Hauptgeschäftsführer Holger Eichele warnt:
„Die Luft wird für viele Brauereien dünn.“

Die Zahlen sind eindeutig: Knapp 100 kleine und mittlere Betriebe haben in den letzten fünf Jahren aufgegeben. Auch große Gruppen wie Radeberger reagieren – etwa durch die Schließung der traditionsreichen Binding-Brauerei in Frankfurt.

Immehin: Deutschland ist Hopfen-Weltmeister

Auch beim Hopfen verändert sich die Lage. Deutschland ist mit 46.536 Tonnen geerntetem Hopfen 2024 zwar weiterhin Weltmeister, knapp vor den USA. Zusammen machen beide Länder etwa zwei Drittel der Weltproduktion aus.

Doch die Anbauflächen schrumpfen. Ein Grund: moderne Hopfensorten liefern mehr bittere Alphasäuren, sodass geringere Mengen benötigt werden. Zudem bevorzugen viele Konsumierende mittlerweile Biere mit weniger Bitterkeit.

Laut BarthHaas-Geschäftsführer Thomas Raiser zeichnet sich ab, dass der Rückgang weitergeht. Die Zahl der Hopfenbetriebe in Deutschland liegt mit unter 1.000 auf historischem Tiefstand. Noch 2010 waren es 1.435. Viele Verträge laufen 2025 aus, die Preise sind unter Druck – Raiser hält eine Beschleunigung des Rückgangs für möglich.

Der Blick nach vorn: Keine schnellen Lösungen

Was bedeutet das alles für die Zukunft der Branche? Die großen internationalen Brauereien bleiben stabil – und wachsen teilweise weiter. AB InBev, Heineken und andere setzen auf Diversifizierung, neue Märkte und alkoholfreie Varianten.

In Deutschland ist hingegen keine Entspannung in Sicht. Weder in der Gastronomie noch im Exportgeschäft erwarten Branchenkenner rasche Besserung. Holger Eichele sieht die Lage nüchtern: „Man muss schon sehr optimistisch sein, um für 2025 mit einer positiven Bilanz zu rechnen.“

Auch Veltins-Chef Kuhl erwartet frühestens 2026 eine Entlastung. Und das nur, wenn Energiepreise stabil bleiben, der Konsum wieder anzieht und die Inflation nicht weiter steigt. (mit dpa)

 

 

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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