Simulation in 3D 03.12.2020, 12:09 Uhr

Heidelberger Schloss: Beeindruckende Simulation macht Historie lebendig

Wie schön wäre das Heidelberger Schloss, wenn es nicht zerstört worden wäre? Zwar sind auch die Ruinen noch ein beeindruckendes Zeugnis der Renaissanceanlage. Aber wie wunderbar das Schloss und seine Burganlagen einmal waren, das zeigt eine 3D-Computersimulation, an der ein Forscher des KIT fünf Jahre lang gearbeitet hat.

Animation Heidelberger Schloss
Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. ließ die Wehranlagen des Schlosses Heidelberg sprengen. 

Foto: Günther Bayerl/Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Die Nordseite des Heidelberger Schlosses heute ...

Foto: Schloss Heidelberg

... und als Simulation des Zustandes um 1683.

Foto: KIT

Rekonstruiertes Heidelberger Schloss mit seinen heute zerstörten Wehranlagen.

Foto: KIT

Blick in den rekonstruierten Innenhof des Schlosses um 1683.

Foto: KIT

Heutiger Blick in den Schlosshof.

Foto: Manfred Schneider/Heidelberger Schloss

Gemälde des Hortus Palatinus vom Heidelberger Schloss aus dem Jahr 1620: Aus solchen Gemälden, historischen Zeichnungen und Bauplänen wurde die neue 3D-Simulation des unzerstörten Schlosses rekonstruiert.

Foto: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

Rekonstruierte Innenansicht im Heidelberger Schloss.

Foto: KIT

Einige Teile des Heidelberger Schlosses haben Zerstörung und Verfall überstanden: Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter anderem dieser Flur im Friedrichsbau mit einer Gewölbestuckdecke im Neorenaissance-Stil ausgestattet.

Foto: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

Schloss Heidelberg thront an der Nordflanke des Königstuhls über der Altstadt von Heidelberg.

Foto: Mathias Wacker/Schloss Heidelberg

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Über eine Million Touristen besuchen das Heidelberger Schloss jedes Jahr. 2020 ist diese Zahl durch die Corona-Pandemie natürlich stark eingebrochen. Die Wärter der Ruine hatte also mal das gesamte Areal für sich. Ansonsten wandeln hier Touristen, Einheimische und Studierende, die heute zum Glück nicht mehr in den Karzer müssen. Hoch ragt das ehemalige Schloss über der Stadt am Neckar. Wer den steilen Anstieg über die 300 Treppenstufen hinter sich gebracht hat, wird mit einer Parkanlage und einem grandiosen Ausblick auf die Heidelberger Altstadt belohnt. Wer es bequemer mag, kann die Bergbahn nehmen.

Es bedarf einige Vorstellungskraft, um die ganze Schönheit der Renaissancebauwerke erfassen zu können. Eine ganze Reihe von Palästen und Prachtbauten stehen noch. Aber viele Fenster sind leer, die Räume hinter den Außenfassaden verschwunden, die Dächer zerstört. Manche Gebäude und die Burganlage sind weitgehend verschwunden. Und von vielen Innenräumen können die Touristen nur träumen.

Rekonstruktion durch historische Bilder und Baupläne

Das hat sich dank Technologie geändert. In fünfjähriger Arbeit, nach Sichtung historischer Zeichnungen, Bilder und Baupläne, hat der Architekt und Denkmalpfleger Julian Hanschke, Forscher am Institut für Kunst- und Baugeschichte des Karlsruher Instituts für Technologie, das gesamte Schloss als Computersimulation rekonstruiert.

Am Computer können die Besucher den zur Hälfte weggesprengten Dicken Turm besteigen, unter den Kreuzgratgewölben des Kaisersaals im Ottheinrichbau umherspazieren, den Figurenschmuck an der Fassade des an einen venezianischen Palazzo erinnernden Friedrichsbau betrachten oder den 360-Grad-Blick durch den Schlosshof im Jahre 1683 schweifen lassen. Damit hat Hanschke ein komplettes Bild des Schlosses entwickelt, wie es sich vor der Zerstörung durch den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. darstellte. Eindrücke zeigt das folgende Video:

 Heidelberger Schloss: 3D-Modell mit hoher Detailtreue

Glücklicherweise konnte Hanschke für die Rekonstruktion auf eine Fülle von Bildquellen zurückgreifen. Denn vor 100 Jahren gab es Bestrebungen, das Heidelberger Schloss wieder aufzubauen. Dazu seien der komplette Baubestand dokumentiert und vermessen sowie hunderte Pläne gezeichnet worden.

„Das ist die wohl vollständigste Bauaufnahme eines deutschen Schlosses“, sagt Hanschke.

Die Rekonstruktion des Architekturhistorikers übertrifft dabei den Detailreichtum, mit dem die Spieleentwickler der populären Computerspielreihe Assassin´s Creed in jahrelanger Kleinarbeit historische Städte und Wahrzeichen nachgebaut haben, beispielsweise die Wahrzeichen des renaissancezeitlichen Konstantinopel, des revolutionären Paris oder des viktorianischen London.

Der Aufwand für den digitalen Wiederaufbau des Heidelberger Schlosses war entsprechend hoch. Anhand historischer Pläne, Ansichten und Zeichnungen hat Hanschke am Computer jedes Detail nachmodelliert.

„Es ist nicht so, dass man ein paar Bilder einscannt und der Rechner den Rest erledigt“, erklärt der Forscher. „Es ging nicht um Fantasiewelten, sondern um den wissenschaftlich akkuraten Nachbau, der bis in die kleinste Einzelheit auf historischen Quellen fußt“, betont Hanschke.

Und so sind bei der digitalen Rekonstruktion gewaltige Datenmengen angefallen. Der sich in der Realität über 270 x 280 Meter ausdehnende Gebäudekomplex nimmt auf der Festplatte rund drei Gigabyte Speicherplatz ein.

Seit dem Bauhaus keine Ornamente mehr

Für die historisch und räumlich stimmige Nachbildung von Gewölben wie etwa dem verschwundenen Theatersaal im Dicken Turm oder dem Dekor auf Friesen, Fensterstürzen und Säulenkapitellen sei ein tiefes Verständnis für die zugrundeliegenden Konstruktionen nötig, beschreibt Hanschke. Wissen, über das die Architekten der Gegenwart meist nicht mehr verfügten.

„Seit dem Bauhaus gibt es ja kein Ornament mehr“, konstatiert der Bauhistoriker. Seine Bewunderung für die alten Baumeister kann er nicht verhehlen. Die hätten für die Ewigkeit gebaut. „Schauen Sie sich dagegen dieses Gebäude dort an“, sagt Hanschke und deutet auf einen modernen Zweckbau, der von seinem Büro aus zu sehen ist. „In 30 Jahren werden dort die Fassadenplatten abfallen.“

Einen Schritt weiter geht Singapur. Der Stadtstaat plant eine 3D-Simulation sämtlicher Gebäude, aller Infrastruktureinrichtungen und selbst aller Bäume in Parks und entlang der Straßen.

Und wenn Sie das Heidelberger Schloss in 3D fotografieren wollen, dann hätten wir hier das richtige Smartphone für Sie.

Die Computersimulation ist Teil der Habilitation Hanschkes, der seine Arbeit auch in einem rund 500 Seiten starken, reich bebilderten Band veröffentlicht hat. Das Buch enthält zahlreiche rekonstruierte Ansichten und beschreibt die Geschichte des Heidelberger Schlosses.

So wurde das Heidelberger Schloss zerstört

Schießpulver und Minen, Schlacht und Zerstörung: der 6. September 1693 war ein schwarzer Tag für Heidelberg. Minen unter den Mauern der kurfürstlichen Residenz sprengten sie in die Luft. Soldaten erhielten den Befehl des französischen Königs das Heidelberger Schloss als letzten Akt des Pfälzischen Erbfolgekrieges zu zerstörten. Dieses Inferno legte den Sitz eines der wichtigsten Adelsgeschlechter Europas in Schutt und Asche.

Hortus Palatinus, der Schlossgarten, galt einst als das „achte Weltwunder“. Französische Soldaten belagerten bereits 1689 das Schloss und beschossen den Bau vom zerstörten Hortus Palatinus auf der Scheffelterrasse aus mit Kanonen. In der Stadt wurde ebenfalls Feuer gelegt.

Vier Jahre später folgte dann die weitere Zerstörung. Minen und Schießpulver wurden an den rückwärtigen Festungsmauern, unter den Türmen und in den Kasematten gelegt. Das Gebäude zerberstet unter mehreren Explosionen. Insgesamt sprechen Historiker von 38 Minen, geladen mit 27.000 Pfund Pulver.

Der pfälzische Erbfolgekrieg

Der Pfälzische Erbfolgekrieg ging von 1688-1697. Der französische König provozierte diesen Konflikt. Ludwig XIV. forcierte damit seine expansive Reunionspolitik. Französische Truppen zerstörten die Kurpfalz und angrenzende Gebiete. Als Vorwand wählte Ludwig XIV. den Anspruch des pfälzischen Erbes für seinen Bruder Philipp, den Herzog von Orléans und Ehemann Liselottes von der Pfalz. Im September 1688 rückte das französische Heer in die Pfalz ein. Eine Kriegserklärung wurde vorher nicht abgegeben.

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Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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