EU-Verpackungsverordnung und der Onlinehandel 05.08.2025, 15:00 Uhr

Vorbild für alle? Amazon sagt dem Verpackungswahn den Kampf an

Seit Kurzem installiert Amazon in Europa Maschinen, die Papier- und Kartonverpackungen automatisch an die Produkte anpassen. Das steckt dahinter.

Die Maschine bei Amazon passt Verpackungsgrößen an die zu versendenden Produkte an. Das spart Verpackungsmaterial und Platz im Transporter. Foto:  Amazon

Die Maschine bei Amazon passt Verpackungsgrößen an die zu versendenden Produkte an. Das spart Verpackungsmaterial und Platz im Transporter.

Foto: Amazon

Der Verbrauch von Verpackungsmaterial im Versandhandel ist Umweltschützern schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt will Amazon in großem Rahmen Maschinen einsetzen, die das Verpackungsmaterial an zu verpackende Produkte anpasst. Nach einer Analyse des internationalen Marktbeobachters Interact Analysis könnte der Onlinehändler damit zum globalen Trendsetter werden. Dabei sind  die Beweggründe in den USA und Europa unterschiedlich.

Gründe für individuelle Verpackungen: EU-Regularien und der Transport

Hintergrund: Nach jüngsten Zahlen des Umwelt-Bundesamts (UBA) fielen in Deutschland im Jahr 2022 insgesamt 19,0 Mio. t an Verpackungsabfällen an. Am häufigsten nutzen Unternehmen Verpackungen aus Papier, Pappe oder Karton. Laut Zahlen von Deutschlands zentraler Umweltbehörde hat der Verbrauch von Papierverpackungen im Distanzhandel allein zwischen 1996 und 2017 um 607 % zugenommen. Nach der Pandemie dürfte es kaum weniger geworden sein.

In Europa wächst inzwischen der regulatorische Druck auf Unternehmen. Grund ist das Inkrafttreten der EU-Verpackungsverordnung, die offiziell als Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) bezeichnet wird, im Februar 2025. Noch gibt es aber eine Übergangsfrist. Erst im August 2026 wird die derzeit noch bestehende EU-Verpackungsrichtlinie von der Neuregelung endgültig abgelöst.

Aber auch generell lohnt es sich die Verpackungsgrößen anzupassen. Denn je kleiner die Verpackungen im Onlinehandel sind, desto mehr Produkte passen in die Lieferwagen. Das bedeutet, es sind weniger Fahrten nötig. Damit reduzieren sich auch die Umweltbelastungen durch den Transport.

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Onlinehändler automatisiert Verpackungsmaschinen

Im Mai 2025 verkündete Amazon, Hunderte von automatisierten Verpackungsmaschinen in europäischen Logistikzentren installieren zu wollen. Mit ihnen sollen Papiertüten und Kartons individuell an die Waren angepasst werden. Damit wolle der Onlinehändler dazu beitragen, das Verpackungsvolumen von Millionen von Lieferungen zu reduzieren. Konkret hieß es: „Bis Ende 2025 kommen mehr als 70 Maschinen nach Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien – davon allein über 30 nach Deutschland. Weitere folgen bis 2027.“ Pat Lindner, VP Mechatronics and Sustainable Packaging bei Amazon, sagte dazu: „Um Abfall weiter zu vermeiden, müssen wir Verpackungen reduzieren. Maschinelles Lernen und Automatisierung ermöglichen es uns, Verpackungen passgenau zu erstellen und gleichzeitig Produkte optimal zu schützen.“

Doch wie geht es voran? Gegenüber VDI nachrichten erklärte ein Sprecher von Amazon Deutschland schriftlich, im Plan zu liegen: „Tatsächlich dauert es noch etwas, bis das Roll-out abgeschlossen ist. Bislang kommen die Maschinen in unserem Logistikzentrum in Mönchengladbach im Einsatz, wo sie bereits Tausende Pakete für unsere Kunden und Kundinnen verpackt haben.“ Die Erfahrungen seien dabei sehr positiv. Deswegen erfolge die Ausweitung auf weitere Amazon-Logistikzentren in Deutschland und Europa.

Amazon entwickelt die Verpackungsmaschinen selbst

Um Verpackungen zu reduzieren, setzt der Onlinehändler auf drei verschiedene Prinzipien. Für passgenaue Papierumschläge haben die Ingenieure und Ingenieurinnen bei Amazon eine Maschinen neu konzipiert und umgerüstet. Nun schneidet sie Papiertüten zu. Sensoren erkennen die Abmessungen eines Produkts. Die Maschine erstellt dann aus strapazierfähigem, wetterbeständigem Papier eine maßgeschneiderte Schutzverpackung.

Der Sprecher von Amazon Deutschland erklärt dazu: „Die Maschinen sind eine Eigenentwicklung. Sie dienten ursprünglich zur Herstellung von Einwegverpackungen aus Plastik, auf die Amazon in Deutschland seit 2022 verzichtet.“ In ganz Europa wurde 2023 nachgezogen. „Amazon-Ingenieure haben die Maschinen entsprechend umgebaut, sodass sie jetzt maßgeschneiderte Papiertüten produzieren“, sagt er.

Für schwerere oder zerbrechliche Artikel sind dagegen maßgeschneiderte Kartons nötig. Auch dazu führt der Handelskonzern in Europa erstmals eine spezielle Maschine ein. Auch hier vermessen Sensoren die Produkte zunächst, die Mitarbeitende in die Maschine legen. Danach produziert die Anlage automatisch einen passenden Karton und bringt das Versandlabel direkt an. Damit ist das Paket versandfertig.

Werden Produkte in Orginalverpackungen verschickt, kommt die dritte Lösung zum Einsatz. eine Hochgeschwindigkeits-Etikettiermaschine bringt die Versandaufkleber dabei direkt auf Produkte auf, sogar auf unregelmäßig verformte Objekte. Damit entfallen laut Amazon zusätzliche Umverpackungen. Gleichzeitig sind die Etiketten um 75 % kleiner als herkömmliche Labels.

Neue Verpackungstechnologie: Analyst erwartet schnelle Verbreitung

Rowan Stott, Spezialist für Warenhausautomation bei den internationalen Branchenanalysten von Interact Analysis, kommt zu dem Ergebnis: „Die Erfolgsbilanz von Amazon lässt darauf schließen, dass diese jüngste Investition nicht nur ein einmaliges Experiment ist, sondern Teil einer umfassenderen strategischen Offensive.“ Sein Eindruck: „Die Auswirkungen auf den Markt für passgenaue Verpackungen sind erheblich.“ Er rechnet deshalb damit, dass auch andere Unternehmen in der Branche bald nachziehen werden. Da einer der weltweit größten Einzelhändler diese Systeme in großem Umfang integriert, könnten nach seiner Ansicht andere Akteure der Branche gezwungen sein, diesem Beispiel zu folgen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Scott verweist auf den „Amazon Effekt“, den es während der Coronapandemie gegeben hat. Amazon habe damals sein Fulfillment-Netzwerk in den USA rasch ausgebaut und seine Kapazitäten innerhalb von nur zwei Jahren verdoppelt. „Diese Expansion war eng mit einem Anstieg der Ausgaben für Lagerautomatisierung verbunden, wodurch Amazon sowohl hinsichtlich des Umfangs als auch des Zeitpunkts einen deutlichen Vorsprung gegenüber dem breiteren E-Commerce-Sektor für allgemeine Handelswaren erlangte“, macht er deutlich. Während die Ausgaben für Automatisierung bei Amazon 2021 den zwischenzeitlichen Höhepunkt erreichten und danach wieder sanken, erreichten die Automatisierungsinvestitionen in der restlichen US-Branche erst 2024 den Höhepunkt.

Deshalb schaut die Verpackungsbranche jetzt auf Europa

Im Zusammenhang mit der automatisierten Verpackung betrachtet der Interact-Analysis-Experte die jüngste Ankündigung von Amazon, Hunderte von Right-Fit-Kartoniermaschinen in ganz Europa einzusetzen, als „die bislang bedeutendste Maßnahme eines einzelnen Kunden in diesem Bereich“. Stott führt die Investitionen in automatisierte, passgenaue Verpackungslösungen auf eine Kombination aus operativen Effizienzsteigerungen und wachsendem regulatorischem Druck zurück. Aus logistischer Sicht ermögliche die Anpassung der Verpackung an die genaue Größe jeder Bestellung eine deutlich bessere Raumnutzung im gesamten Versandnetzwerk. Durch die Minimierung von überschüssigem Verpackungsmaterial könnten somit mehr Pakete auf jeden Lkw geladen werden, was die Routeneffizienz verbessert und eine höhere Anzahl von Bestellungen pro Fahrt ermöglicht. Gerade im  Hochgeschwindigkeits-Liefermodell von Amazon sei das ein zunehmend wichtiger Faktor.

Obwohl Amazon seine Investition nicht ausdrücklich mit der EU-Verpackungsrichtlinie (PPWR) in Verbindung gebracht hat, deuten der Zeitpunkt und der geografische Umfang der Einführung für Stott darauf hin, dass dies ein wichtiger Faktor ist. Der Schritt des US-Konzerns werde daher wahrscheinlich auch anderen Einzelhändlern signalisieren, „dass die Verpackungsgesetzgebung nicht länger ein zweitrangiges Thema ist, sondern ein zentraler Bestandteil der langfristigen Betriebsplanung“.

Mit Blick auf den US-Markt kommt der Analyst zu dem Ergebnis, dass neben der operativen Effizienz und der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften vor allem die anhaltende Stärke des E-Commerce selbst ein weiterer wichtiger Faktor für die Investitionen des Handelsriesen sind. Nach einem Spitzenwert im Pandemiejahr 2020 sei der Anteil des Onlinehandels in den USA zunächst zurückgegangen, habe nun aber wieder das Spitzenniveau erreicht. Damit spiele die verstärkte Automatisierung auch „eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Durchsatzes im Zuge des Wachstums des E-Commerce“.

Ein Beitrag von:

  • Martin Ciupek

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Maschinen- und Anlagenbau, Produktion, Automation, Antriebstechnik, Landtechnik

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