Telekommunikation 26.03.2010, 20:45 Uhr

„Wir holen aus der vorhandenen Technologiebasis ein Stück mehr raus“  

AVM bricht einige Gesetze in der Telekommunikationsbranche. So entwickelt der Berliner Mittelständler die Hard- und Software seiner Produkte für den Breitbandzugang selbst und lässt zudem noch hierzulande fertigen. Auch Wachstum um jeden Preis scheint AVM-Geschäftsführer Johannes Nill weniger zu interessieren als Produkte, die selbst die technikbegeisterte Kundschaft oft staunen lassen. VDI nachrichten, Berlin, 26. 3. 10, rb

Auf die Frage, warum es, gemessen am Erfolg, um das Berliner Unternehmen AVM so still ist, lächelt Johannes Nill in sich hinein. Man meint fast, der 52-jährige Gründer und Geschäftsführer genießt sein Image als „Hidden Champion“. „AVM kennt nicht jeder, aber für unsere Produkte, die Fritzbox oder die Fritzcard, sieht das schon anders aus“, entgegnet Nill bescheiden und setzt nach. „Bei den technikaffinen Internetnutzern sind wir sehr bekannt.“

Hier liegen auch seine Wurzeln. Noch als Informatikstudent an der Technischen Universität Berlin (TU) gründet er kurz nach dem Herüberschwappen der ersten Einzelplatzrechner aus den USA mit den beiden Kommilitonen Peter Faxel und Jörg-Detlef Gebert sowie dem Schulfreund Ulrich Müller-Albring das Unternehmen AVM. Heute leitet Nill gemeinsam mit Faxel und Müller-Albring die Geschäfte, Gebert ist als Entwicklungsleiter an Bord.

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„Die Digitalisierung der Telekommunikation fanden wir damals alle spannend“, kommentiert der gebürtige Niedersachse den Gründungszweck. 40 m2 standen der Boygroup damals in einem der ersten Innovations- und Gründerzentren in Deutschland zur Verfügung. Es war die ehemalige AEG Maschinenfabrik im schmuddeligen Berliner Bezirk Wedding.

Heute residiert AVM umgeben von allerhand Hightechfirmen im eigenen Gründerzeit-Fabrikgebäude direkt an der Spree. „Focus Teleport“ heißt das Dienstleistungszentrum der Computer- und Elektronikbranche im Bezirk Moabit. Hier reihen sich Berliner Eckkneipen, China- und Vietnam-Imbisse sowie türkische Gemüsehändler aneinander. In Winknähe über die Spree sind viele renommierte Forschungsinstitute, u. a. die Fraunhofer-Gesellschaft und vor allem die TU Berlin.

„In meiner Heimat Göttingen wüsste ich nicht, wo ich die vielen qualifizierten Mitarbeiter hernehmen sollte“, kommentiert Nill den für die Telekommunikation ungewöhnlichen Standort Berlin. Auch die vielen Nationen, die in die Stadt kommen und an der TU studieren, „tun dem Unternehmen gut“.

Die vier Jungunternehmer hatten Ende der 80er-Jahre schnell Erfolg bei großen Geschäftskunden wie der Datev oder beim Telekommunikationszweig der Deutschen Bundespost. Sie entwickelten und lieferten sündhaft teure ISDN-Karten mit und ohne eigenen Prozessor. Damit konnten ausschließlich professionelle Anwender ein frühes Stadium von Datenkommunikation fahren.

Die Einführung der Marke „Fritz“ mit einer Karte war vor 15 Jahren ein Meilenstein

Ein weiterer Meilenstein vor 15 Jahren war die Einführung der Marke „Fritz“ mit einer Karte, die relativ preisgünstig die Datenkommunikation via ISDN mit 64 kbit/s nach Hause brachte.

Der Name Fritz steht für „komplizierte Technik, die wir möglichst einfach und verständlich zum Kunden bringen wollen“, sagt Nill. Während AVM für Audio Visuelles Marketing steht und nichts mit dem heutigen Unternehmen zu tun hat, folgt der Name Fritz einer ähnlichen Logik. Er soll so gar nicht technisch klingen und gleichzeitig augenzwinkernd deutsche Wertarbeit transportieren.

Es folgte auf der CeBIT 2004 die erste rote Fritzbox, die zu Hause oder im Büro den Breitbandzugang per DSL sichert und über die man zugleich telefonieren kann. Fast im Jahrestakt lieferte AVM weitere Innovationen rund um die Box – u. a. kombiniert mit schnurlosem Telefon, mit WLAN oder mit Netzwerkspeicher. AVM folgte dabei den riesigen Sprüngen in der Kommunikationstechnik, die heute Daten-Durchsatzraten von bis zu 100 Mbit/s liefern kann.

„Wir wollen innovative Leistungsmerkmale einfach und verständlich für die Kunden rüberbringen“, sagt Nill. Daran habe sich bis heute nichts geändert. Dazu „müssen wir aber immer die Technologien, die im Herz einer Fritzbox arbeiten, sehr stark durchdringen und sie modellieren“.

Dies machen heute 200 Entwickler von 425 Mitarbeitern bei AVM. „Wir holen aus der vorhandenen Technologiebasis ein Stück mehr raus, als landläufig da ist“, beschreibt Nill den hausinternen Innovationsprozess. Dies bedeute mehr Anstrengung, bringe aber die so wichtige Differenzierung zur Konkurrenz.

So entwickeln die Informatiker, Physiker und Mathematiker aus Moabit z. B. eigene anwendungsspezifische integrierte Schaltungen (Asics). Diese Chips mit bestimmten Funktionen, die das Zusammenspiel von Kommunikationstechniken anders integrieren, als die Chips der Vorfertiger sie vorgesehen haben, werden dann in Asien in Auftrag gegeben. Diese Eigenentwicklung macht die Intelligenz einer Fritzbox aus.

Innovation heißt für Nill jedoch auch, in die Tiefen der Standards „hinabzusteigen“, um z. B. den Widerspruch zwischen Energieeffizienz und langem Durchhaltevermögen von Akkus bei Dect-Telefonen zu meistern. Zudem werden Kunden immer wieder mit Updates versorgt, die die Produkte aktuell halten und Zusatzfunktionen bieten.

Hausintern setzt Johannes Nill auf offene Türen und flache Hierarchien

Und: Seit vier Jahren gibt es das „Fritz-Labor“. Über die gleichnamige Webseite können „echte Fritz-Box-Fans oder technikaffine Kunden in einem frühen Entwicklungsstadium an den Neuheiten partizipieren“, beschreibt Nill das Labor. Damit kann der Berliner Mittelständler sehen, woran die Kunden besonders viel Interesse haben. Auch Fehler, die sich in der „Firmware versteckt haben“, werden aufgedeckt und Verbesserungsvorschläge sowie Wünsche geäußert. Im vergangenen Jahr gingen über diese hierzulande sehr frühe „Open Innovation“-Strategie 20 000 Hinweise von Anwendern bei AVM ein.

Hausintern setzt Johannes Nill auf offene Türen und flache Hierarchien. „Wir duzen uns alle“, auch das ständige Messen untereinander sei wichtig. „Wenn Mitarbeiter sehen, dass mit Innovation und Fortschritt immer wieder Neues erreicht wird, dann ist bei allen Mitarbeitern die Freude über so einen Erfolg groß. Voraussetzung dafür ist natürlich die Offenheit Neuem gegenüber“, beschreibt Nill die Firmenphilosophie.

Die Früchte der Arbeit: Mit weit über 50 % Marktanteil hierzulande ist AVM Marktführer. Das Unternehmen ist mit 21 % Marktanteil in Europa die Nummer zwei und das „wollen wir auch so lassen“, sagt Nill schon fast genügsam.

Das lässt stutzen: Ein deutscher Marktführer rund um Breitbandprodukte will im Ausland nicht kräftig wachsen? Will nicht immer mehr Fähnchen auf die Weltkarte stecken?

„Wir fokussieren uns, weil Telekommunikation selbst nach der Liberalisierung der Märkte immer lokal geprägt ist und unsere Produkte exakt auf die lokalen Gegebenheiten anpasst werden“, sagt Nill und setzt nach: „Dadurch können wir uns gegenüber asiatischen Wettbewerbern auch stark differenzieren.“

Bis heute lässt AVM zudem über eine „langjährige Partnerschaft“ bei Rafi in Ravensburg am Bodensee produzieren. „Wir gewinnen damit rund sechs bis acht Wochen Zeit, die ein Schiff aus Asien nach Europa unterwegs ist“, erläutert Nill. Eine Zeitspanne „zwischen Innovation machen und zum Kunden bringen“, die für Nill wichtiger ist als Geld sparen durch asiatische Niedriglöhne.

So sehr Nill seine Branche als „unglaublich dynamisch“ skizziert, beurteilt er das zu beackernde Feld als „zeitloses Thema“. Während der nächsten fünf Jahre gelte es, die ständige Innovation in der Telekommunikation und Informationstechnologie in eine Fritzbox zu packen und „diesen Übertragungsprozess so gut zu machen, wie wir das in der Vergangenheit gemacht haben“.

NIKOLA WOHLLAIB

Ein Beitrag von:

  • Nikola Wohllaib

    Freie Journalistin in Berlin. Scherpunktthemen: Telekommunikation, Medien, Medienpolitik.

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