Telekommunikation 29.06.2001, 17:30 Uhr

In Neubaugebieten droht Telekom mit Freileitungen

In künftigen Wohngebieten könnten die Kabel wie einst wieder an Masten hängen. Damit zumindest droht die Telekom, wenn sich Städte und Anwohner nicht an den Kosten für Leerrohre beteiligen. Schließlich muss auch der Bonner Riese rechnen.

Die Vögel würde es freuen. Sie hätten Sitzplätze mit Aussicht, wenn die Telekom künftig in Neubaugebieten das tut, was sie in Bamberg, Frankfurt, Hamburg und anderen Städten angekündigt hat: die Telefonkabel oberirdisch zu verlegen, statt sie in der Erde zu vergraben. „Das wird früher oder später vielleicht zu amerikanischen Verhältnissen führen“, prophezeit Ute Kistner, Sprecherin des Frankfurter City-Carriers Mainova Telekommunikation. Oder auch nicht: Denn der Wink mit dem Holzpfahl hat vor allem den Zweck, Gemeinden und Bauherren an den Verlegungskosten für Erdkabel zu beteiligen.

Beispiel Preungesheim-Ost: In dem Frankfurter Stadtteil, wo derzeit in drei Bauabschnitten Wohnhäuser für 6000 Menschen entstehen, hat die Telekom die Stadtverwaltung mit dem Vorschlag überrascht, ihre Kabel an Masten aufzuhängen. „Die sagen uns immer: Woanders würden sie das so machen. Das sei jetzt überhaupt die Generallinie“, berichtet Norbert Wagner, Chef des Erschließungsamtes der Mainmetropole.

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Frank Domagalla, Sprecher der Bonner Telekom-Zentrale, wehrt ab: „Das ist keineswegs unsere generelle Vorgehensweise.“ Nur fallweise könne sich die luftige Verlegung der Leitungen als sinnvoll erweisen, „aber eher selten.“

Ihre neue Verhandlungsstrategie habe die Telekom „bei fast allen größeren Stadtwerken in Bayern probiert“, erinnert sich hingegen Christian Fendt, Leiter der Stromversorgung im fränkischen Bamberg. In seiner Gemeinde, so glaubt er, sei im Sommer 2000 bundesweit erstmals der „Versuchsballon“ gestartet worden: Die damalige Bamberger Telekom-Niederlassung habe ein „Pilotprojekt“ entwickelt, heute in der Branche als „Bamberger Modell“ bekannt. Grundidee: Die Stadt oder die Stadtwerke legen auf ihre Kosten Leerrohre und vergraben beim Ausbau der Infrastruktur für neue Wohngebiete die Telekommunikationskabel gleich zusammen mit den Stromkabeln – und die Telekom zahlt dazu, was sie für eine oberirdische Verlegung investieren müsste.

„Die Telekom hat versucht, überall den gleichen Vertrag zu machen“, erinnert sich Fendt an Gespräche mit Stadtwerke-Chefs aus Bayern. Die Bamberger unterschrieben, „in anderen Städten hat sich erwiesen, dass durchaus mehr Verhandlungsspielraum da war, als die Telekom bei uns gezeigt hat.“ Zufrieden ist Fendt auch mit der Kostenseite nicht: „Wir haben eine rote Null geschrieben“, bilanziert er die Erfahrungen im „Usselmann-Gebiet“, wo die Bamberger Stadtwerke Telekommunikationsleitungen für 140 Einfamilienhäuser verlegt haben. Den Vertrag mit der Telekom wollen die Bamberger Stadtwerke jedenfalls nicht verlängern.

Dann werden die Bayern tun müssen, was Peter te Reh, beim Deutschen Städtetag für die Informationstechnologie zuständig, allen Kommunen empfiehlt: den Konsens suchen. Zwar sei die Telekom verpflichtet, einen Telefonanschluss herzustellen, wenn’s keiner anderer tut, aber: „Egal wie.“ Eine Änderung der internen Bestimmungen über die Regelbauweise neuer Leitungen soll bei der Telekom bereits vor Jahren den Weg für die Freilandverlegung frei gemacht haben.

Laut Telegraphenwegegesetz können Telekommunikationslinien grundsätzlich gleichberechtigt ober- oder unterirdisch verlegt werden, so hat’s die Regulierungsbehörde dem Städtetag schriftlich erläutert. Sogar mit einer rein funktechnischen Anbindung per Wireless Local Loop (WLL) käme der Universaldienstleister Telekom seiner Anschlusspflicht nach. Nur über Bebauungsplanverfahren oder Gestaltungssatzungen könnten die Gemeinden, so empfiehlt te Reh, die Holzmasten-Drohung der Telekom juristisch wirkungsvoll absägen.

Das meint auch Telekom-Sprecher Domalla: „Durch die Bausatzungen ist das ganze Thema doch vom Tisch“, stapelt er tief. Nicht so ganz. In der bayrischen Stadt Kaufbeuren war, so erinnert sich Marius Folberth vom Tiefbauamt, der Bau von Freileitungen für das Neubaugebiet Kesselberg (80 Wohneinheiten) strikt verboten. Trotzdem habe sich die Telekom geweigert, Erdkabel zu ziehen, und beharrte auf ihrem Vorschlag, dass die Stadt auf eigene Kosten Leerrohre verlegt, durch die die Telekom dann ihre Leitungen führen kann. „Wir sind erpresst worden“, schimpft Folberth und klagt über mangelnde Gesprächsbereitschaft bei der Telekom.

Was für den öffentlichen Straßenraum gilt, hört übrigens auf den Privatgrundstücken nicht auf: Auf eine „Empfehlung“ der Telekom hin verpflichtet Kaufbeuren die Bauherren per Baugenehmigung, auf ihrem Gelände und im Mauerwerk der neuen Häuser ebenfalls Leerrohre für die Telekommunikationsleitungen zu verlegen. Ansonsten würde die Telekom die Leitungen außen über Putz aufs Dach führen.

„Wir sind eben ein börsenorientiertes Unternehmen und den Aktionären verpflichtet“, erinnert Nobert Riepl, Sprecher der Frankfurter Telekom-Direktion. „Deswegen werden wir immer versuchen, die günstigste Variante zu wählen.“ Das spricht nicht gerade für erdverlegte Kabel, die, so schätzen Fachleute, fast doppelt so teuer sind wie Freileitungen. „Als die Telekom noch ihre Monopolstellung hatte, konnten Erschließungsinvestitionen über einen Zeitraum von 30 Jahren abgeschrieben werden“, ergänzt Mainova-Sprecherin Kistner. „Heute rechnet sich die klassische Erschließung von Neubaugebieten nicht mehr.“

Das wissen auch die anderen Anbieter auf dem Markt, die lieber Gewerbegebiete oder Bankenviertel verkabeln als Wohngebiete. In Kaufbeuren gelang es der Stadt nicht, einen anderen Anbieter für die Erschließung des Neubaugebietes zu interessieren.

„Es ist nicht mehr so wie früher, dass dort, wo ein Haus steht, auch gleich ein Telekom-Kabel liegt“, prophezeite Telekom-Sprecher Riepl in der Frankfurter Rundschau. Im Frankfurter Stadtteil Preungesheim mussten die ersten Anwohner des Neubaugebietes mehr als vier Monate warten, bis sie ihren Telefonanschluss bekamen. Die Telekom habe, so erinnern sich Mitarbeiter des Frankfurter Erschließungsamtes, erst ganz kurz vor Beginn des ersten Bauabschnitts mitgeteilt, dass sie ihre Leitungen oberirdisch aufhängen wolle – oder dass die Stadt die Kosten für die Erdverlegung bezahlen möge. Ein Vertragsentwurf sei vorgelegt worden, „aber wir haben nichts unterschrieben“, freut sich Amtsleiter Wagner. Bis die Verwaltungsmitarbeiter sich bei der Regulierungsbehörde und den kommunalen Spitzenverbänden Rat geholt hatten, ging viel Zeit ins Land.

Die „Zwischenlösung“, so Amtsleiter Wagner: Die Kabel für den ersten Bauabschnitt wurden letztlich doch unterirdisch verlegt. Wie es weitergeht, sollen „Nachverhandlungen“ klären. Wagner: „Ich verstehe ja, dass für die Telekom die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht.“ Schließlich könne sie sich nicht einmal sicher sein, ob sie die künftigen Anwohner auch als Kunden bekommt. THOMAS FINKEMEIER

Oberirdische Qualität

Gleiche Kabel

Telekommunikationskabel selbst sind im Vergleich zu den Kosten für ihre Verlegung preiswert, meint Norbert Hahn, Sprecher von Lucent Technologies. Eine Freilandverlegung bedeute durchaus keine Qualitätseinbuße: „Man kann grundsätzlich die gleichen Kabel ober- wie unterirdisch ziehen“, weiß Hahn, „auch Glasfaser.“ Die alten klassischen Freileitungen – zwei Kupferdrähte auf Isolatoren – würden heute ohnehin nicht mehr angewandt. Einzige Qualitätseinschränkung bei Freilandleitungen: „Natürlich sind sie anfälliger gegen mechanische Beschädigungen.“ Durch Sturm oder Schnee z. B. – „oder wenn ein Autofahrer einen Mast umfährt. Dann kann das Kabel reißen.“ fi

 

Ein Beitrag von:

  • Thomas Finkemeier

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