Surfen bei Tempo 300 09.07.2013, 10:00 Uhr

Das Internet kommt immer schneller zum Zug

Surfen im Internet gehört zum Alltag, daheim wie am Arbeitsplatz. „Outdoor“ ist es inzwischen ebenfalls weit verbreitet, und immer schneller wird es auch, etwa im ICE mit LTE und selbst bei „Tempo 300“.

Schon 2005 noch mit Hartmut Mehdorn (re.) als Chef wurde der erste ICE mit einem Hotspot der Deutschen Telekom ausgestattet. Die beiden Unternehmen testeten auf der Pilotstrecke zwischen Dortmund und Köln den drahtlosen Highspeed-Internetzugang bei Geschwindigkeiten bis zu 300 Kilometer pro Stunde. 

Schon 2005 noch mit Hartmut Mehdorn (re.) als Chef wurde der erste ICE mit einem Hotspot der Deutschen Telekom ausgestattet. Die beiden Unternehmen testeten auf der Pilotstrecke zwischen Dortmund und Köln den drahtlosen Highspeed-Internetzugang bei Geschwindigkeiten bis zu 300 Kilometer pro Stunde. 

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

„Hotspot“ steht weiß auf Pink neben immer mehr Einstiegstüren der ICE-Züge. Wer dort Platz nimmt, kann sich die Reise per Internet kurzweilig gestalten oder aber – ein Plus für Geschäftsreisende – sein fahrbares Büro einrichten. Es gibt dort nicht nur Tische mit Steckdose für den Laptop, sondern auch die Möglichkeit, das Internet zu nutzen. Dahinter steht höchst anspruchsvolle Technik denn der ICE ist streckenweise mit 300 km/h unterwegs und verschwindet immer wieder im Tunnel.

Hier liegt einer der Gründe, weshalb die Deutsche Bahn (DB) und die Deutsche Telekom ihre Partnerschaft für das Gemeinschaftsprojekt „Railnet“ mit einem aufwendigen System angehen mussten. Im französischen TGV und beim Thalys gehen die Datensignale über Satelliten, was jedoch bei der deutschen Topografie zu ständigen Unterbrechungen führen würde und deshalb ausschied.

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Zusätzliche Antennen eingerichtet

Für die „Zug-Land-Verbindung“ (ZLV) wird das Übertragungsnetz der Telekom genutzt, das entlang der Eisenbahnstrecken zusätzlicher Antennen bedarf, sobald die Gleise dicht besiedeltes und damit gut erschlossenes Gebiet verlassen. Für lückenlose Versorgung muss das Übertragungsnetz entsprechend erweitert werden. Auch Ortschaften in der Umgebung profitieren von diesem Ausbau des Mobilfunknetzes.

Besonders schwierig gestaltet sich wegen der Reflexion an den Wänden die „Ausleuchtung“ längerer Tunnel. Die Verbindung darf nicht „abreißen“, wenn der Zug mit hoher Geschwindigkeit in die nächste Funk-Zelle wechselt. Tritt bei den exakt ausjustierten Antennen eine Störung auf, lässt sie sich nicht wie im Freien rasch beheben, sondern erst wenn der Zugverkehr eingestellt ist und im Tunnel – meist nachts – gefahrlos gearbeitet werden kann.

Für die Datenübertragung benutzt die Telekom nach wie vor UMTS, das die Bandbreite für schnelles Internet bietet. Zunehmend kommt seit Anfang 2012 die neue Mobilfunktechnologie LTE (Long Term Evolution) hinzu, mit der die Daten zwischen Strecke und Zug mit 50 Mbit/s im 800-MHz-Bereich übertragen werden „Surfen mit Highspeed“ im WLAN des Zuges bedeutet zur Zeit etwa 2 Mbit/s. Dank der größeren Reichweite von LTE mit rund 10 km Radius genügen weniger Antennen entlang der Strecke, außerdem wird die Übertragungsstabilität erhöht, weil sich die Anzahl der Schnittstellen zwischen den Funkzellen einer Strecke verringert.

Die größte Abschirmung bewirkt der Wagenkasten, die bedampften Fenster kommen dazu. Ohne Verstärkung werden Mobilfunksignale stark gehemmt und der Datenfluss nimmt ab. Dank eingebauter Mobilfunk-Repeater wird das Signal für das Mobiltelefon verstärkt und Bahnreisende können schon jetzt auf großen Streckenteilen im ICE telefonieren.

Hotspot bei der Telekom gleichzeitig Markenname

Um Internetzugang über WLAN zu bieten benötigen die Wagen neben einem Signalverstärker eine Außenantenne, die sich auf dem Dach befindet. Sie empfängt und sendet Datensignale zwischen den ortsfesten UMTS/LTE-Mobilfunkzellen entlang der Strecke und dem Zug. Im ICE werden sie über einen Zentralrechner geleitet, von Repeatern verstärkt und in die dafür vorgesehenen Wagen verteilt wie beim Mobiltelefon gibt es auch hier Ruhezonen ohne diese Ausrüstung.

Das Zusammenspiel aus erweitertem Mobilfunknetz und Übertragungstechnik im Zug und entlang der Strecke bildet den Hotspot, den „heißen Punkt“, an dem Internetnutzung komfortabel und zuverlässig sein soll. Solche Hotspots gibt es vielerorts, bei der Telekom ist die Bezeichnung gleichzeitig Markenname.

Zum ersten Mal verbanden sich Fahrgäste der DB am 10. Dezember 2005 im Zug mit dem Internet. Damals waren zum Einstieg in den neuen Service zunächst sieben ICE-Züge der 3. Bauserie und die Strecke Köln – Dortmund ausgerüstet worden.

Die Kommunikationstechnik in den Zügen, deren Verbindung zu den stationären Systemen sowie Dienstleistung und Abrechnung obliegen der Telekom.

100 ICE-Züge und 3000 Kilometer Strecke für den Internetservice ausgerüstet

Die Deutsche Bahn stellt die Züge und sorgt für bahnseitige Bordtechnik. Nach diesem Einstiegsprojekt begann 2006 die Planung für die Serienausrüstung der ICE-3-Flotte. Bis 2010 sollte jeder ICE Internetzugang bieten. Dass es doppelt so lange dauert, liegt weniger an der Technik als an den beträchtlichen Kosten dieser selbst im Internetzeitalter keineswegs selbstverständlichen Dienstleistung. Eine genaue Zahl nennt weder die Telekom noch die Bahn. Zurzeit sind nahezu 100 ICE-Züge und 3000 km Strecke für den Internetservice ausgerüstet, bis 2014 sollen es alle 250 Züge und mehr als 5000 km Strecke sein.  

Ein Beitrag von:

  • Ralf Roman Rossberg

    Freier Journalist und Buchautor, der im wesentlichen zu Eisenbahnthemen schrieb. Studium der Elektrotechnik in München und Berlin, später viele Jahre im Pressedienst der Deutschen Bundesbahn.

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