Wasser 19.03.2010, 18:33 Uhr

Riesige Wasserprojekte lassen Ägyptens Wüste aufblühen  

Vor 50 Jahren wurde mit dem Bau des gigantischen Assuan-Staudamms begonnen, um die Wasserversorgung der Ägypter sicherzustellen. Weil die Bevölkerung aber seither rasant gewachsen ist, müssen neue Lösungen her. So versucht das Land die Wüste zu erschließen und fruchtbar zu machen. VDI nachrichten, Kairo, 19. 3. 10, rb

Assuan-Staudamm in Ägypten: Weitere Großprojekte sollen die Wasserversorgung für die Zukunft sichern.

Assuan-Staudamm in Ägypten: Weitere Großprojekte sollen die Wasserversorgung für die Zukunft sichern.

Foto: TUI

Welche Farbe hat die Wüste? Vom All aus betrachtet ziemlich schwarz. „Sie sieht wie ein Mars-Planet mit Löchern vom Emmentaler Käse aus“, meint Geologe Wael Abed. Kein Wunder, dass schon die Pharaonen die Wüste mieden. „Früher“, sagt Abed, „wollte niemand in die ägyptische Wüste.“ Sie war nur etwas für Verrückte oder Wüstenexpediteure.

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Erst in den letzten Jahren hat sich das Bild gewandelt. Durch den massiven Ausbau der Infrastruktur siedeln immer mehr Ägypter aus Kairo oder aus dem Nildelta um. „Die Wüste hat ihren Schrecken verloren“, glaubt Abed.

Eine 1992 fertiggestellte Schnellstraße verbindet heute Kairo mit den fünf Hauptoasen der westlichen Wüste Ägyptens – Siwa, Bahariya, Farafra, Dakhla und Kharga. Die Fahrt nach Luxor zeigt die vielfältigen Gesichter von Ägyptens westlicher Wüste. Mal ist sie gelb, dann schwarz und schließlich weiß. „Die Wüste ist alles andere als monoton“, erklärt Ahmed Moussa, Unternehmer und Organisator von Wüstentouren.

Zum Beispiel die Weiße Wüste: Schneeweiße Figuren aus Kalkstein in Form von Tieren, Riesenchampignons und Phantasieköpfen haben einen Skulpturenpark geschaffen, der jede Kunstausstellung in den Schatten stellt.

Das Kontrastprogramm liefert die Schwarze Wüste zwischen Bahariya und Kharga: Berge aus dunklem Basalt ragen aus der Landschaft hervor. Man fühlt sich fast wie auf dem Mond.

Unternehmer Moussa schwärmt von diesen Farben und hat mitten in der Wüste über El-Qasr eine Art Märchenschloss als Öko-Lodge errichtet, um Besuchern die Faszination der Wüste näherzubringen. Die Schweizer Mitinhaberin Ursina Rüegg wacht darüber, dass der Hotelbetrieb nach ökologischen Kriterien funktioniert. Das Trinkwasser kommt aus dem Dorf und wird mit Filtern recycelt, zur Bewässerung der Obst- und Gemüsefelder wird eigenes Wasser aus 180 m Tiefe genutzt. Und eine Photovoltaikanlage sorgt für warmes Wasser.

Die Lodge liegt im „New Valley“, das die Oasen Kharga, Dakhla und Farafra umfasst. In den letzten Jahren hat sich die Wirtschaft in der Provinz stark entwickelt, viele neue Häuser wurden gebaut, die Landwirtschaft floriert. Die Bauern setzen teils auf Öko-Gemüse, das nach Deutschland exportiert wird.

„Wir wollen das Mekka für Öko-Tourismus werden“, verkündete jüngst der Gouverneur des „New Valley“, Ahmed Moukhtar, in Frankfurt. Und seine Augen leuchteten wie die vielfältigen Wüstenfarben. Investoren versprach Moukhtar ein großes Potenzial für die Produktion von Palmöl und die Glasherstellung in den Oasen.

Der Aufschwung der Oasen könnte aber zum Problem werden. Wegen des großen Verbrauchs bringt der natürliche Druck das Wasser nicht mehr an die Oberfläche, sondern muss aus 25 m bis 60 m Tiefe hochgepumpt werden. Das wird immer schwieriger, deshalb hoffen viele Bauern und Hoteliers im „New Valley“ auf Wasser aus dem Nasser-Stausee. Schließlich hat ihnen Präsident Hosni Mubarak „blühende grüne Wüstenlandschaften“ im 21. Jahrhundert versprochen.

Das Projekt Toshka – nur wenige Kilometer vom berühmten Ramses-Tempel in Abu Simbel entfernt – soll den Traum wahr werden lassen. Über eine Pumpe und einen kilometerlangen Kanal soll Wasser in die fernen Oasen fließen, die Böden fruchtbar machen und Obst und Gemüse sprießen lassen. So hat sich das Mubarak vorgestellt. Toshka ist sein Lebenswerk und ein ähnliches Prestigeobjekt wie der Assuan-Staudamm. So wird das Bauwerk auch „Mubarak-Pyramide“ genannt.

Das 1997 von der Regierung initiierte Mega-Vorhaben soll eines Tages ein Gebiet von mehr als 220 000 ha begrünen – eine Fläche fast so groß wie das Saarland. 18 Dörfer und Städte für 3 Mio. Menschen sollen dort entstehen. Ein Traum?

Nein, eine Notwendigkeit. Denn es gibt nicht mehr genügend Platz für die rund 80 Mio. Ägypter am Nil. Heute drängen sie sich auf nur 5 % der Fläche des Landes, der Rest ist Wüste. Und diese wird immer größer. Es besteht also dringend Handlungsbedarf.

Auf nur 5 % der Fläche des Landes leben 80 Mio. Ägypter – der Rest ist Wüste

Dafür scheut Kairo keine Kosten. 60 Mrd. € sind für das gigantische Toshka-Projekt veranschlagt. Allein 400 Mio. € flossen in die Herzschlagader des Systems, die 2003 eingeweihte Pumpstation, eine der größten der Welt. Sie transportiert täglich 25 m3 Mio. Wasser des Nasser-Sees in den 30 m breiten und 6 m hohen Scheich-Said-Kanal. Die Mubarak-Pumpstation, die aus 24 riesigen Pumpen besteht, muss dabei einen Niveauunterschied von 50 m überwinden. Konzipiert wurde die Pumpstation von einem der führenden deutschen Ingenieurbüros, Lahmeyer International aus Bad Vilbel.

Erste Ergebnisse lassen sich vom Flugzeug aus gut erkennen: Inmitten der mehrfarbigen Wüstenlandschaft erstrahlt die Toshka-Ebene in hellem Grün. Mehrere Investoren und Bauern haben sich niedergelassen. Es werden Trauben, Spargel, Kartoffeln, Melonen, Datteln und Tomaten angebaut. Betriebe in der verarbeitenden Nahrungsmittelindustrie befinden sich im Aufbau. Zu den größten Investoren zählt der saudische Milliardär Prinz Al-Walid Ibn Talal. Der Euro-Disney-Sanierer pflanzt in einer Versuchsfarm Datteln, Bananen, Oliven und Ingwer an – ganz ohne Dünger.

Eigentlich sollte der Kanal 350 km weit bis ins „New Valley“ reichen. Doch bisher ist er gerade erst mal 50 km lang. Der Ausbau stockt, heißt es hinter vorgehaltener Hand, Probleme mit dem Boden würden die Fortsetzung der Bauarbeiten behindern. Andere Experten vermuten, dass den Ägyptern für den Kanal-Weiterbau schlicht das Geld ausgegangen ist.

Kritiker des Toshka-Projekts fühlen sich bestätigt. In der ägyptischen Presse ist teilweise schon die Rede vom drohenden „Toshka-Fiasko“.

Der emeritierte Agrarwissenschaftler von der Universität Kassel, Peter Wolff, fand das Projekt schon immer sehr fragwürdig, weil es in einem Gebiet mit hoher Verdunstung liege. „Der Wasserverbrauch der Pflanzen ist enorm.“ Die Erträge seien geringer als im Nildelta. Ohne Dünger werde man erst mal nicht auskommen.

Eine Alternative für Toshka oder das „New Valley“ könnten die erneuerbaren Energien liefern. Solarexperten sehen das „New Valley“ als idealen Standort für das Desertec-Wüstenstrom-Vorhaben. „Die Sonneneinstrahlung ist hier besonders hoch“, meint Hani El Nokraschy, Leiter eines Ingenieurbüros und Aufsichtsratsmitglied der Desertec-Stiftung.

Bis 2020 soll die Energieerzeugung zu 20 % aus erneuerbaren Energien kommen. Derzeit liegt der Anteil bei 14 % – vor allem dank der Wasserkraft. Allein der gigantische Assuan-Staudamm sorgt für einen Großteil des Öko-Stroms. Dieses Jahr feiert er Jubiläum: Vor 50 Jahren wurde er geplant und vor 40 Jahren fertiggestellt.

„Eine Erfolgsgeschichte“, findet Agrarwissenschaftler Paul Wolff. Die Befürchtungen, dass die Nil-Böden verarmen oder gar versalzen würden, hätten sich als Mär erwiesen. Statt einmal pro Jahr könnten die Bauer jetzt mehrmals pro Jahr ernten. Und: 1996 ersparte der Staudamm den Nil-Bewohnern eine „Jahrhundertflut“.

Auch die anderen Riesen-Staudämme am Nil tragen zum Klimaschutz bei. Die meisten von ihnen sind aber in die Jahre gekommen und müssen renoviert werden. So modernisierte Bilfinger Berger in einem Konsortium den 340 m langen und 300 Mio. € teuren Staudamm Naga Hammadi. Er besteht aus einem Wehr mit sieben Toren und einem Kraftwerk mit 64 MW Leistung. Die größte logistische Herausforderung war der Transport des Baumaterials: Der Zement musste aus Suez, der Sand aus Luxor, der Stahl aus Alexandria angeschleppt werden.

Nun steht der Bau eines neuen Staudamms in Assiut an. An der Machbarkeitsstudie und der Beratung für die Ausschreibung und Bauüberwachung war erneut Lahmeyer International federführend beteiligt. „Deutsches Know-how ist in Ägypten gefragt“, weiß Wasser-Bereichsleiter Egon Failer. Auch in der Wüste, die ständig ihre Farbe ändert. NOTKER BLECHNER

Ein Beitrag von:

  • Notker Blechner

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