Sensor speichert Verbrauch 09.08.2014, 09:14 Uhr

Ein Eisbär als schlechtes Gewissen für Warmduscher

Diese Erfindung ist gemein: Jetzt wollen Ingenieure den Warmduschern den Genuss unter dem warmen Wasserstrahl vermiesen. Ein kleiner elektronischer Sensor, mit Eisbär im Display, kann künftig die Wassermenge und den Energieverbrauch von Dauerduschern erfassen. Und wenn’s zu viel wird, schaut der Eisbär ganz traurig.

Junge unter der Dusche: Forscher haben einen Sensor entwickelt, der Wasser- und Energieverbrauch beim Duschen anzeigt und speichert.

Junge unter der Dusche: Forscher haben einen Sensor entwickelt, der Wasser- und Energieverbrauch beim Duschen anzeigt und speichert.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Harte Zeiten für Warmduscher: Ein neuer Wächter im Duschschlauch macht ausgiebiges Warmduschen künftig äußerst unattraktiv. Der amphiro a1, eine Entwicklung der ETH Zürich und des Start-ups Amphiro, zeigt dem ambitionierten Warmduscher nicht nur, wie viel Wasser da gerade durch den Abfluss rauscht.

Nein, das Gerät zeigt unbarmherzig auch die so wohlige Wassertemperatur an. Zudem steht im unteren Bereich des Displays ein bemitleidenswerter Eisbär auf einer dahinschmelzenden Eisscholle. Der Warmduscher als Klimakiller, so die Botschaft.

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11 Liter Trinkwasser pro Duschminute

„Durchschnittlich könnte man mit amphiro a1 pro Haushalt 8500 Liter Trinkwasser pro Jahr einsparen“, rechnet Professor Thorsten Staake vor, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der Universität Bamberg. „Umgerechnet wären das rund 79 Euro.“ Er hat das Gerät vor seinem Wechsel nach Bamberg in Zürich entwickelt.

In Zahlen: Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht nur für die Warmwasseraufbereitung rund 2000 Kilowattstunden Energie. Das ist mehr Energie als für Beleuchtung, Kühlschrank und elektronische Geräte zusammen. Nur die Raumheizung frisst mehr Kilowattstunden. Es sind im Schnitt 46 Liter Wasser, die ein kurzer vierminütiger Duschvorgang kostet, somit etwas mehr als 11 Liter pro Minute.

Eine zweimonatige Studie in rund 700 Haushalten in Zürich ergab, dass sich durch die Information über den Verbrauch von Wasser und Energie in einem Einpersonenhaushalt durch den Verbrauchswächter um 20 Prozent und im Mehrpersonenhaushalt gar um 24 Prozent verringert hat. Insgesamt wurden für diese Studie 636 amphiro a1 ausgelesen und die Daten von über 46.000 Duschvorgängen analysiert.

Energie für sechs Laptops durch den Wächter eingespart

In Zahlen sind es 440 Kilowattstunden im Jahr, die ein Durchschnittshaushalt über den Verbrauchswächter einsparen kann. Auch das hat Professor Staake anschaulich umgerechnet: 440 Kilowattstunden sind vonnöten, um sechs Laptops oder gar zwei Waschmaschinen ein Jahr am Laufen zu halten. Es ist also viel Energie, die sich im Prinzip automatisch ganz allein über die zur Verfügung gestellte Information im Duschschlauch einsparen lässt.

Duschsensor amphiro a1: Je länger man duscht, um so kleiner wird die Eisfläche des Eisbären. Gemein so was.

Duschsensor amphiro a1: Je länger man duscht, um so kleiner wird die Eisfläche des Eisbären. Gemein so was.

Quelle: Amphiro

Installiert wird der knapp 60 Euro teure amphiro a1 völlig einfach und ohne Werkzeug. Die Montage geschieht in drei Schritten. Zunächst wird der Duschkopf vom Schlauch getrennt. Dann wird der Schlauch an die Unterseite des 180 Gramm leichten Verbrauchswächters geschraubt. Am oberen Ende hat der amphiro a1 ein Stückchen Schlauch, der wird einfach an den Duschkopf geschraubt. Fertig ist die Totalüberwachung in der Nasszelle.

Ziel ist eine IT-Infrastruktur in Europa

Der kleine Eisbär samt Messgerät ist Teil des EU-Projekt DAIAD. Deren Ziel ist es, eine IT-Infrastruktur aufzubauen, die den Wasserverbrauch in privaten Haushalten erfasst und analysiert. Und zwar für alle am Verbrauch beteiligten Akteure: Verbraucher und Wasserversorger, aber auch die Öffentlichkeit.

Anhand von zwei Nutzerstudien werden bei DAIAD zunächst 75 Athener Haushalte und 50 Haushalte im britischen Brighton die Wirksamkeit der Plattformen und der Geräte testen. Jeder Duschvorgang wird durch das Gerät protokolliert und in einem sogenannten Effizienzcode angezeigt.

Mit diesem Code kann man sich im eigens eingerichteten Portal auf der Internetpräsenz des kleinen Wächters seine Verbrauchtrends errechnen lassen. Ganz im Sinne des sportlichen Wettbewerbs. „Wichtig ist ja der Anreiz, die Menschen zum Einsparen oder bewussten Verbrauch von Energie beziehungsweise Wasser zu motivieren. Hierbei bedienen wir uns Methoden aus der Psychologie“, erklärt Anna Kupfer, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Staakes am amphira a1 Projekt mitarbeitet.

Das kleine Kraftwerk kommt ohne Batterie aus

Der kleine Verbrauchswächter amphiro a1 funktioniert wie ein kleines Kraftwerk und bezieht seine Energie aus dem Wasserdurchfluss mittels einer speziellen kleinen Turbine, die im Gerät integriert ist. Während des Duschens zeigt der Verbrauchswächter den Wasserverbrauch in Litern an.

Gleichzeitig informiert das Gerät den Warmduscher über die Wassertemperatur und rechnet diese in die entsprechende Energieeffizienzklasse von A+ bis G um. Der Warmduscher kann sich somit permanent mit seinem energieeffizienten Kühlschrank in der Küche oder seiner Waschmaschine vergleichen.

Nach dem Duschen zeigt das Gerät abwechseln den Energieverbrauch in Kilowattstunden und die beim eben beendeten Duschvorgang verbrauchte Wassermenge in Litern an. Es ist somit ein permanent erhobener Zeigefinger, mit dem der kleine Verbrauchswächter den Verbraucher erziehen will.

Ein verbessertes Nachfolgegerät steht aber schon bereit: amphiro a2 ersetzt künftig den herkömmlichen Wandanschlussbogen bei Unterputz-Dusch-Armaturen und ermöglicht es so, eine Temperatur- und Energieeffizienzanzeige fest und stationär im Bad zu installieren.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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