Technische Meisterwerke 13.09.2024, 14:27 Uhr

Achterbahnen: Ingenieurskunst trifft Adrenalinkick

Achterbahnen sind mehr als Adrenalinkicks: Ingenieurskunst und Technik vereinen sich zu einem sicheren und aufregenden Fahrerlebnis in Freizeitparks.

Achterbahn fahren

Achterbahnen sorgen für einen Adrenalinkick, es steckt aber auch große Ingenieurskunst hinter dem Spaß: PantherMedia / Madrabothair

Egal ob im Phantasialand, Hansa-Park oder Disneyland – die längsten Warteschlangen finden sich oft vor den Achterbahnen. Diese „Stahlmonster“ sind Paradebeispiele moderner Ingenieurskunst, und etwa die Hälfte aller Achterbahnen weltweit stammt aus europäischen Werkstätten. Doch was steckt hinter der Technik dieser riesigen Fahrgeschäfte, die Adrenalin und Fahrspaß vereinen? In diesem Artikel beleuchten wir die Herausforderungen, denen sich Ingenieurinnen und Ingenieure bei der Konstruktion von Achterbahnen stellen müssen.

Achterbahnen: Ein kniffliges Stück Ingenieurarbeit

Beim Bau einer Achterbahn müssen Ingenieurinnen und Ingenieure eine Vielzahl von Aspekten berücksichtigen, um ein sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Erlebnis für die Fahrgäste zu gewährleisten. Diese Aspekte lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen: medizinische, sicherheitsrelevante und konstruktionsbedingte Besonderheiten.

Medizinische Aspekte im Achterbahndesign

Die körperlichen Belastungen, die auf Fahrgäste wirken, sind ein zentraler Faktor im Achterbahndesign. Die Beschleunigungen (G-Kräfte), die während der Fahrt wirken, müssen sorgfältig kontrolliert werden, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Zu hohe positive G-Kräfte (wie in engen Kurven oder bei schnellen Richtungswechseln) können zu Durchblutungsstörungen, Bewusstlosigkeit (Blackout) oder sogar zu Verletzungen führen.

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Negative G-Kräfte (wie bei Airtime-Hügeln) können ein Gefühl der Schwerelosigkeit erzeugen, das zwar aufregend ist, aber bei übermäßiger Intensität unangenehm oder gefährlich werden kann. Bestimmte Fahrmanöver können die Wirbelsäule belasten. Hersteller müssen sicherstellen, dass die Gestaltung der Sitze, Rückhaltesysteme und die gesamte Fahrtführung diese Belastungen minimieren.

Bei Fahrgästen mit Herzproblemen können intensive Achterbahnfahrten zu ernsthaften gesundheitlichen Risiken führen. Obwohl medizinische Warnhinweise an den Attraktionen angebracht sind, müssen Ingenieurinnen und Ingenieure die körperlichen Belastungen im Design berücksichtigen, um das Risiko zu minimieren.

Schutz der Fahrgäste bei extremen Belastungen

Sicherheit ist oberstes Gebot bei der Konstruktion von Achterbahnen: Die Gestaltung von Sicherheitsgurten, Schulterbügeln und anderen Rückhaltevorrichtungen ist entscheidend, um die Fahrgäste während der gesamten Fahrt sicher an ihrem Platz zu halten. All das muss komfortabel und gleichzeitig robust genug sein, um selbst bei extremen Belastungen zu funktionieren.

Notfallsysteme wie Notbremsen, Evakuierungsrouten und Kommunikationssysteme, um Fahrgäste im Falle einer Störung sicher aus der Achterbahn zu bringen, gehören ebenso dazu. Die Schienenführung und die Umgebung der Achterbahn müssen so gestaltet sein, dass keine Möglichkeit besteht, dass Fahrgäste mit Hindernissen kollidieren.

Technische Herausforderungen beim Bau von Achterbahnen

Auch die technische Umsetzung einer Achterbahn stellt Ingenieurinnen und Ingenieure vor zahlreiche Herausforderungen: Die Materialien für Schienen und Tragwerke müssen extremen Belastungen standhalten. Stahl ist der am häufigsten verwendete Werkstoff aufgrund seiner hohen Festigkeit und Langlebigkeit.

Bei Holzachterbahnen muss das Holz regelmäßig überprüft und gewartet werden, um Verfall und strukturelle Schwächen zu verhindern. Die Statik (statische Belastung) und Dynamik (bewegte Belastung) der Achterbahn müssen genau berechnet werden. Dazu zählen die Berechnung der Kräfte, die auf die Struktur wirken. Zudem müssen Hersteller sicherstellen, dass die Achterbahn den Anforderungen an Vibrationen und Schwingungen standhält.

Bei extrem schnellen Achterbahnen, insbesondere Launch Coastern wie etwa Taron im Phantasialand oder Blue Fire Megacoaster im Europa-Park, müssen Ingenieurinnen und Ingenieure die Aerodynamik der Züge berücksichtigen. Der Luftwiderstand beeinflusst die Geschwindigkeit und die Energieeffizienz der Bahn erheblich.

Holzachterbahn

Holzachterbahnen wie zum Beispiel im Europa-Park in Rust bieten ein klassisches, oft raueres Fahrerlebnis mit charakteristischer Geräuschkulisse.

Foto: PantherMedia / michaklootwijk

Sicherstellung eines reibungslosen Fahrverhaltens

Viele moderne Achterbahnen weisen komplexe Streckenführungen mit Inversionen, Schrauben und Helices auf. Diese müssen so gestaltet werden, dass sie flüssige Übergänge bieten und gleichzeitig sicher für die Fahrgäste bleiben.

Bei der Herstellung und Montage der Schienen und Wagen sind zudem extrem enge Toleranzen erforderlich, um ein gleichmäßiges und angenehmes Fahrgefühl zu gewährleisten. Selbst kleine Abweichungen können zu unerwünschten Vibrationen oder unerwarteten Belastungen führen.

Anpassungen an klimatische Einflüsse auf Achterbahnen

Eine Achterbahn muss ebenso für unterschiedliche Wetterbedingungen ausgelegt sein. Temperaturänderungen, Feuchtigkeit und Wind können die Struktur und den Betrieb beeinflussen. Ingenieurinnen und Ingenieure müssen dies bei der Materialwahl und im Design berücksichtigen.

Meister der Achterbahnen
Werner Stengel (geb. 1936 in Bochum) ist ein renommierter deutscher Ingenieur und Achterbahndesigner, der als Pionier in der Freizeitparkbranche gilt. Er gründete das Ingenieurbüro Stengel GmbH und war maßgeblich an der Entwicklung zahlreicher innovativer Achterbahnen beteiligt, darunter die erste moderne Stahlachterbahn mit vertikalen Loopings.

Stengel ist besonders bekannt für seine Arbeiten zur Minimierung von G-Kräften und zur Verbesserung der Sicherheit und des Komforts auf Achterbahnen. Er hat viele der von den folgenden Herstellern gebauten Bahnen im eigenen Ingenieurbüro berechnet, darunter Kinga Ka, Colossos oder Crazy Bats. Das Ingenieurbüro Stengel hat weltweit mehr als 700 Achterbahnen designt und berechnet.

Achterbahnen aus Europa – die großen Hersteller

Wir hatten eingangs geschrieben, dass etwa die Hälfte aller Achterbahnen auf der Welt von europäischen Herstellern gebaut werden. Die bekanntesten Namen stellen wir ihnen kurz vor.

Achterbahnbauer #1: Gerstlauer Amusement Rides

Gerstlauer Amusement Rides GmbH ist ein deutscher Hersteller von Freizeitparkattraktionen, insbesondere Achterbahnen. Das Unternehmen wurde 1981 von Hubert Gerstlauer gegründet und hat seinen Sitz in Münsterhausen, Bayern. Gerstlauer ist bekannt für die Herstellung maßgeschneiderter Achterbahnen sowie weiterer Fahrgeschäfte wie Riesenräder und Karussells.

Einige der bekanntesten Gerstlauer-Achterbahnen weltweit sind:

  • The Smiler im Alton Towers Resort, Großbritannien: bekannt für seine Rekordzahl von 14 Inversionen
  • Takabisha im Fuji-Q Highland, Japan: berühmt für seine extrem steile Abfahrt von 121 Grad – aktuell die zweitsteilste weltweit
  • Karacho im Erlebnispark Tripsdrill, Deutschland: eine Achterbahn mit Katapultstart und vier Inversionen.
  • Der Schwur des Kärnan im Hansa-Park, Deutschland: zweiteiliger Streckenverlauf, teils indoor im Dunkeln, teils im Freien

Achterbahnbauer #2: Intamin

Intamin ist ein Schweizer Unternehmen, das 1967 gegründet wurde und sich auf die Entwicklung und den Bau von Freizeitparkattraktionen spezialisiert hat. Der Name „Intamin“ ist ein Kofferwort aus „International“ und „Amusement Installations“. Intamin ist weltweit bekannt für seine innovativen und spektakulären Fahrgeschäfte, insbesondere Achterbahnen, aber auch andere Attraktionen wie Wasserfahrten und Freefall-Tower.

Einige der bekanntesten Achterbahnen und Attraktionen von Intamin weltweit sind:

  • Kingda Ka im Six Flags Great Adventure, USA: die höchste und eine der schnellsten Achterbahnen der Welt
  • Formula Rossa im Ferrari World, Abu Dhabi: die schnellste Achterbahn der Welt, die Geschwindigkeiten von bis zu 240 km/h erreicht
  • Taron im Phantasialand, Deutschland: ein Blitz Coaster, der für seine intensiven Beschleunigungen und engen Kurven bekannt ist
  • Colossus im Thorpe Park, Großbritannien: eine Achterbahn mit zehn Inversionen

Achterbahnbauer #3: Bolliger & Mabillard

Bolliger & Mabillard (B&M) ist ein Unternehmen aus der Schweiz, das 1988 von den Ingenieuren Walter Bolliger und Claude Mabillard gegründet wurde. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Monthey und ist weltweit bekannt für seine hochwertigen und innovativen Achterbahnen. B&M sind Pioniere in der Einführung mehrerer neuer Achterbahntypen und -technologien.

Einige der bekanntesten Achterbahnen von B&M weltweit sind:

  • Fury 325 in Carowinds, USA: ein Giga Coaster, der als einer der höchsten und schnellsten seiner Art gilt
  • Leviathan in Canada’s Wonderland, Kanada: der erste Giga Coaster des Herstellers sowie derzeit (9/24) die höchste und schnellste Achterbahn Kanadas
  • Silver Star im Europa-Park, Deutschland: ein beliebter Hyper Coaster und eine der schnellsten und höchsten Achterbahnen deutschlands
  • Black Mamba im Phantasialand, Deutschland: Bei Eröffnung die erste Bahn weltweit mit einem Inclined Immelmann sowie einer Fußgängerbrücke durch den Looping

Achterbahnbauer #4: Vekoma Rides Manufacturing

Vekoma Rides Manufacturing B.V. ist ein niederländischer Hersteller von Freizeitparkattraktionen, insbesondere Achterbahnen, und gehört zu den bekanntesten Unternehmen in der Freizeitparkindustrie. Das Unternehmen wurde 1926 gegründet und hat seinen Sitz in Vlodrop, Niederlande. Ursprünglich begann Vekoma als Hersteller von landwirtschaftlichen Geräten und Stahlkonstruktionen, wechselte jedoch in den 1970er-Jahren zum Bau von Freizeitparkattraktionen.

Einige der innovativsten Achterbahnen von Vekoma weltweit sind:

  • Tron Lightcycle Power Run in Shanghai Disneyland, China und demnächst auch in Magic Kingdom, USA: ein thematisierter Motorbike Coaster
  • Expedition Everest im Disney’s Animal Kingdom, USA: eine Kombination aus Achterbahn und Dunkelachterbahn, die zusammen mit Walt Disney Imagineering entwickelt wurde
  • Guardians of the Galaxy: Cosmic Rewind in EPCOT, USA: eine Achterbahn mit drehbaren Wagen und einem immersiven Storytelling-Erlebnis
  • Colorado Adventure im Phantasialand, Deutschland: klassische Stahlachterbahn im Westernstyle, thematisiert als Minenachterbahn

Achterbahnbauer #5: Maurer Rides

Maurer Rides GmbH ist ein deutscher Hersteller von Achterbahnen und Fahrgeschäften, der sich durch innovative Konzepte in der Freizeitparkindustrie einen Namen gemacht hat. Das Münchener Unternehmen hat sich auf Fahrattraktionen spezialisiert, die oft durch ihre besonderen Fahreigenschaften und den Einsatz moderner Technologien auffallen. Einige der bekanntesten Achterbahnen von Maurer weltweit sind:

  • Winjas Fear & Force im Phantasialand, Deutschland: zwei parallele Indoor-Achterbahnen. Es sind Double Spinning Coaster, die Wagen drehen sich während der Fahrt um die eigene Achse
  • Dragons Fury in Chessington World of Adventures, Großbritannien: Stahlachterbahn als Spinning-Variante mit zwei Kettenlift-Hügeln
  • Sky Dragster im Allgäu Skyline Park, Deutschland: Das Besondere an der Bahn ist, dass die Fahrgäste selbst beeinflussen können, wie schnell der Wagen über die Strecke fährt.
  • Venus GP im Himeji Central Park, Japan: Bei einem maximalen Gefälle von 60 Grad erreichen die Züge eine Höchstgeschwindigkeit von 86 km/h und es entwickeln sich 5,2 G.

Achterbahnbauer #6: Mack Rides

Mack Rides GmbH & Co KG ist ein deutscher Hersteller von Freizeitparkattraktionen, insbesondere Achterbahnen. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Waldkirch, Baden-Württemberg, Deutschland. Mack Rides ist auch eng mit dem Europa-Park in Rust verbunden. Der Europa-Park wird von der Familie Mack betrieben, die auch Eigentümer von Mack Rides ist.

Auch interessant:

Zu den wichtigsten Achterbahnen von Mack Rides gehören:

  • DC Rivals HyperCoaster in Warner Bros. Movie World, Australien: ein Hyper Coaster mit intensiven Fahreigenschaften
  • Helix in Liseberg, Schweden: ein Launch Coaster mit mehreren Inversionen und einem ungewöhnlichen Layout
  • Lost Gravity in Walibi Holland, Niederlande: ein BigDipper Coaster mit einzigartigem Design und thematischem Erlebnis
  • Icon in Blackpool Pleasure Beach, Großbritannien: ein Launch Coaster mit intensiven Beschleunigungen und engen Kurven
Achterbahn Gardaland

Achterbahn im Gardaland in Norditalien.

Foto: PantherMedia /
MyClicks

Achterbahn-Elemente: Was sorgt für den besonderen Kick?

In Achterbahnen gibt es verschiedene Fahrelemente, die sowohl für Nervenkitzel als auch für physische Erlebnisse sorgen. Das bekannteste ist sicher der Looping. Diese Elemente wurden im Lauf der Zeit entwickelt und verfeinert, um den Fahrgästen aufregende Erlebnisse zu bieten. Typische Elemente, die regelmäßig auf Achterbahnen weltweit verbaut werden sind:

  • Looping: ein vertikaler Kreis, durch den die Achterbahn fährt, wodurch die Fahrgäste eine 360-Grad-Drehung erleben. Moderne Loopings sind oft rund oder tropfenförmig, um die G-Kräfte gleichmäßiger zu verteilen. Ein Looping erzeugt positive G-Kräfte, die Fahrgäste in den Sitz drücken, was zu einem Gefühl der Schwerelosigkeit im Scheitelpunkt führt.
  • Korkenzieher (Corkscrew): eine Schraubenform, bei der die Schiene eine spiralförmige Drehung macht. Das charakteristische Element wurde in den 1970er-Jahren populär. Es kombiniert seitliche und vertikale G-Kräfte, was zu einem intensiven Dreherlebnis führt.
  • Zero-G-Roll: Ein Element, bei dem die Schiene eine Inversion durchläuft, während die Fahrgäste das Gefühl der Schwerelosigkeit erleben. Es ist oft bei modernen Stahlachterbahnen zu finden und wurde von Herstellern wie B&M entwickelt. Die Zero-G-Roll erzeugt ein Gefühl der Schwerelosigkeit (Zero-G).
  • Immelmann Turn: eine Kombination aus einer halben vertikalen Schleife und einer halben Schraube, die den Zug in eine entgegengesetzte Richtung bringt. Benannt nach dem Flugmanöver, das von Max Immelmann entwickelt wurde. Bei der Durchfahrt kommt es zu starken positiven G-Kräften in der Schleife, gefolgt von einem Gefühl der Leichtigkeit während der Drehung.
  • Cobra Roll: eine doppelinvertierte Schleife, bei der die Fahrgäste zweimal über Kopf fahren, was einer umgekehrten S-Form ähnelt. Die Cobra Roll ist ein Markenzeichen vieler B&M-Achterbahnen. Sie kombiniert positive und negative G-Kräfte, was zu einem intensiven Fahrerlebnis führt.
  • Helix: eine spiralförmige Abfahrt oder Auffahrt, die entweder horizontal oder geneigt sein kann. Sie wird häufig verwendet, um Geschwindigkeit zu reduzieren oder zu steigern. Die Helix erzeugt seitliche G-Kräfte, die die Fahrgäste zur Seite drücken.
  • Airtime-Hügel: kleine Hügel, über die der Zug fährt, wodurch die Fahrgäste aus dem Sitz gehoben werden. Sie sind wichtiger Bestandteil von Hyper- und Mega-Coastern und führen zu negativen G-Kräften, die das Gefühl von Schwerelosigkeit oder „Airtime“ erzeugen.
  • Dive Drop: ein steiler Abfall, oft nach einem kurzen Stopp am Scheitelpunkt. Typisch für Dive Coaster, entwickelt von B&M. Der Dive Drop erzeugt einen Adrenalinstoß und starke positive G-Kräfte, wenn der Zug die Abfahrt beginnt.
  • Heartline Roll: Eine Drehung um die Herzlinie des Körpers, bei der die Drehachse auf Brusthöhe liegt, um die Drehkräfte zu minimieren. Sie minimiert seitliche G-Kräfte und sorgt für ein geschmeidiges Fahrerlebnis.
  • Batwing: Eine doppelte Inversion, die aus zwei aufeinanderfolgenden Half-Loopings besteht, die eine M-förmige Struktur bilden. Beliebt bei Achterbahnen von Herstellern wie B&M und Vekoma. Dies führt zu einer Kombination aus positiven und negativen G-Kräften.
Holzachterbahn Konstruktion

Bei dieser Achterbahn lässt sich erahnen, wie viel Gehirnschmalz in die Konstruktion gesteckt werden musste.

Foto: PantherMedia /
PhotoTime (YAYMicro)

Diese Achterbahn-Varianten locken in die großen Parks

Während es früher nur Stahl- und Holzachterbahnen mit klassischen Zügen und Wagen gab, haben Ingenieurinnen und Ingenieure in den vergangenen Jahrzehnten Innovationen erschaffen, die den Fahrgästen völlig neue Erlebnisse bieten – unter der Schiene hängend (im Liegen oder Sitzen), seitlich an der Schiene pendelnd oder gar drehend. Immer höher, schneller, weiter – und noch sind die Grenzen des Machbaren nicht erreicht. Das sind sie Achterbahntypen, die sich aktuell in den Freizeitparks weltweit finden und ihre Herausforderungen an die Konstrukteurinnen und Konstrukteure:

Stahlachterbahnen

Stahlachterbahnen zeichnen sich durch ihre glatten Schienen aus, die eine Vielzahl komplexer Layouts und Inversionen ermöglichen. Sie bieten ein intensives und abwechslungsreiches Fahrerlebnis.

1. Inverted Coaster

  • Besonderheit: Züge hängen unter der Schiene, Beine der Fahrgäste sind frei.
  • Herausforderung: Stabilität der hängenden Züge, intensive Wartung erforderlich
  • Beispiele:
    • Nemesis, Alton Towers, Großbritannien
    • Black Mamba, Phantasialand, Deutschland

2. Floorless Coaster

  • Besonderheit: Züge ohne Boden, freie Beine der Fahrgäste
  • Herausforderung: Sicherung der Fahrgäste
  • Beispiele:
    • Kraken, SeaWorld Orlando, USA
    • Medusa, Parque Warner Madrid, Spanien

3. Wing Coaster

  • Besonderheit: Fahrgäste sitzen seitlich der Schiene, was ein freieres Gefühl erzeugt.
  • Herausforderung: Balance der seitlich sitzenden Fahrgäste, breite Schienenkonstruktion
  • Beispiele:
    • The Swarm, Thorpe Park, Großbritannien
    • Raptor, Gardaland, Italien

4. Dive Coaster

  • Besonderheit: steile, nahezu vertikale Abfahrten, oft mit einem kurzen Stopp vor dem Fall
  • Herausforderung: Sicherung bei extrem steilen Abfahrten, Bremsmechanismen
  • Beispiele:
    • Griffon, Busch Gardens Williamsburg, USA
    • Oblivion, Alton Towers, Großbritannien

5. Launch Coaster

  • Besonderheit: Beschleunigung durch Linearmotoren oder hydraulische Systeme anstelle eines traditionellen Lifthills
  • Herausforderung: komplexe Antriebssysteme, Synchronisation der Beschleunigung
  • Beispiele:
    • Blue Fire, Europa-Park, Deutschland
    • Kingda Ka, Six Flags Great Adventure, USA

6. Hyper Coaster

  • Besonderheit: Höhe zwischen 60 und 91 Metern, Fokus auf Airtime
  • Herausforderung: statische und dynamische Belastungen bei hohen Geschwindigkeiten
  • Beispiele:
    • Shambhala, PortAventura, Spanien
    • Diamondback, Kings Island, USA

7. Giga Coaster

  • Besonderheit: Höhe zwischen 91 und 122 Metern.
  • Herausforderung: enorme strukturelle Anforderungen, extrem hohe Geschwindigkeiten
  • Beispiele:
    • Millennium Force, Cedar Point, USA
    • Fury 325, Carowinds, USA

Holzachterbahnen

Holzachterbahnen bieten ein klassisches, oft raueres Fahrerlebnis mit charakteristischer Geräuschkulisse.

1. Traditional Wooden Coaster

  • Besonderheit: traditionelle Holzstruktur
  • Herausforderung: Holz erfordert regelmäßige Inspektion und Wartung.
  • Beispiele:
    • El Toro, Six Flags Great Adventure, USA
    • Wodan Timbur Coaster, Europa-Park, Deutschland

2. Hybrid Coaster

  • Besonderheit: Kombination aus Holzstruktur und Stahlschienen
  • Herausforderung: Integration von Holz und Stahl, Erhalt der Fahrdynamik
  • Beispiele:
    • Steel Vengeance, Cedar Point, USA
    • Zadra, Energylandia, Polen

Hängeachterbahnen (Suspended Coasters)

Hängeachterbahnen haben Wagen, die unter der Schiene hängen und frei schwingen können.

  • Besonderheit: freischwingende Wagen für dynamisches Fahrerlebnis
  • Herausforderung: Sicherstellung der Stabilität und Fahrkomfort
  • Beispiele:
    • Vampire, Chessington World of Adventures, Großbritannien
    • Ninja, Six Flags Magic Mountain, USA

Flying Coasters

Bei diesen Achterbahnen liegen die Fahrgäste in Bauchlage, was das Gefühl des Fliegens simuliert.

  • Besonderheit: Fahrgäste in Bauchlage, spezielle Sicherheitsvorkehrungen.
  • Herausforderung: komplexe Gurtsysteme, intensive G-Kräfte
  • Beispiele:
    • Manta, SeaWorld Orlando, USA
    • L.Y, Phantasialand, Deutschland

Spinning Coasters

Diese Achterbahnen haben Wagen, die sich während der Fahrt um ihre eigene Achse drehen.

  • Besonderheit: unvorhersehbare Drehungen für jede Fahrt
  • Herausforderung: gleichmäßige Verteilung des Gewichts, um Balance zu halten
  • Beispiele:
    • Winjas Fear & Force, Phantasialand, Deutschland
    • Twister, Gröna Lund, Schweden

Launch Coasters

Achterbahnen, die mittels eines Abschusssystems beschleunigt werden, anstatt eines traditionellen Lifthills.

1. Hydraulic Launch Coaster

  • Besonderheit: Beschleunigung durch hydraulische Systeme
  • Herausforderung: hoher Wartungsaufwand, Synchronisation der Hydraulik
  • Beispiele:
    • Kingda Ka, Six Flags Great Adventure, USA
    • Stealth, Thorpe Park, Großbritannien

2. Magnetic Launch Coaster

  • Besonderheit: Beschleunigung durch elektromagnetische Systeme (LIM/LSM)
  • Herausforderung: präzise Steuerung der Magneten, hohe Energieanforderungen
  • Beispiele:
    • Red Force, Ferrari Land, Spanien
    • Taron, Phantasialand, Deutschland

Shuttle Coasters

Achterbahnen, die vorwärts und rückwärts durch denselben Streckenabschnitt fahren.

1. Boomerang Coaster

  • Besonderheit: vorwärts und rückwärts durch den gleichen Streckenabschnitt
  • Herausforderung: Synchronisation der Rückwärtsfahrt, zuverlässige Bremssysteme
  • Beispiele:
    • Boomerang, Walibi Holland, Niederlande
    • Raik, Phantasialand, Deutschland

2. Reverse Freefall Coaster

  • Besonderheit: steiler Start und Rückwärtsfahrt
  • Herausforderung: sicherstellen der Rückwärtsbewegung, hohe Geschwindigkeit
  • Beispiele:
    • Superman: Escape from Krypton, Six Flags Magic Mountain, USA
    • Tower of Terror II, Dreamworld, Australien

Mine Train Coasters

Achterbahnen mit thematischen Zügen, die oft eine Bergwerksfahrt simulieren.

  • Besonderheiten: Thematik und immersive Erfahrung
  • Herausforderung: Thematisierung und Integration in die Landschaft
  • Beispiele:
    • Big Thunder Mountain Railroad, Disneyland Paris, Frankreich
    • Seven Dwarfs Mine Train, Magic Kingdom, USA

Family Coasters

Achterbahnen, die für jüngere Fahrgäste und Familien konzipiert sind.

  • Besonderheit: sanftere Fahreigenschaften, weniger intensive G-Kräfte
  • Herausforderung: Balance zwischen Spannung und Familienfreundlichkeit
  • Beispiele:
    • FireChaser Express, Dollywood, USA
    • Pegasus, Europa-Park, Deutschland

Bobsled Coasters

Achterbahnen ohne festgelegte Schienenführung, bei denen die Wagen frei in einer Rinne fahren.

  • Besonderheit: keine feste Schienenführung; Wagen bewegen sich frei in einer Rinne.
  • Herausforderung: Sicherstellung der Stabilität und Kontrolle der Wagen
  • Beispiele:
    • Avalanche, Kings Dominion, USA
    • Schweizer Bobbahn, Heide Park, Deutschland

Water Coaster

Achterbahnen, die Elemente einer Wasserbahn beinhalten.

  • Besonderheit: Kombination aus Achterbahnfahrt und Wasserfahrt, oft mit Spritzwasser-Effekten
  • Herausforderung: Integration von Wasser und Achterbahn, Wasserdichtigkeit
  • Beispiele:
    • Journey to Atlantis, SeaWorld Orlando, USA
    • Poseidon, Europa-Park, Deutschland

4D Coasters

Achterbahnen mit frei drehbaren Sitzen.

  • Besonderheit: frei drehbare Sitze, die zusätzliche Bewegungen und Rotationen ermöglichen
  • Herausforderung: komplexe Mechanismen für Sitzrotation, intensive Wartung
  • Beispiele:
    • X2, Six Flags Magic Mountain, USA
    • Arashi, Nagashima Spa Land, Japan

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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