Meerschweinchen trifft KI: Flauschige Roboter zum Anfassen
Kuschelige Roboter, staunende Kinder: Im ZKM entdecken die Kleinsten spielerisch, was echt ist – und wie Technik unsere Welt verändert.
Roboter zum Kuscheln im Elektronischen Streichelzoo: Meerschweinchen neu gedacht.
Foto: picture alliance/dpa | Uwe Anspach
Im ZKM (Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe) ist ein ungewöhnlicher Ort für die Kleinsten entstanden: der Elektronische Streichelzoo. Zehn Robotermeerschweinchen wurden entwickelt, die auf Berührung und Ansprache reagieren – und den Vorschulkindern für eine begrenzte Zeit anvertraut werden.
Die Kinder konnten so auf spielerische Weise erste Erfahrungen mit Technologie sammeln – und sich dabei einer Frage stellen, die zunehmend an Bedeutung gewinnt: Ist das, was ich anfasse, wirklich lebendig – oder tut es nur so? Zwischen Kuscheln und Staunen erforschten sie die Grenzen zwischen Realität und Simulation.
Kuscheln, Staunen, Entdecken: Technik zum Anfassen
Hier können Kinder im Vorschulalter erste Erfahrungen mit Technologie sammeln. Zehn Roboterwesen, die sogenannten «Booboos», erinnern an Meerschweinchen, Kaninchen oder Chinchillas, sind flauschig, reagieren auf Berührung, Ansprache oder Klatschen und besitzen individuelle Namen und Charaktereigenschaften. So gilt Milli als Professorin für Elektronik, Dieter als penibel und ordnungsliebend, Lola spielt gern Verstecken, Coco ist eitel, und Joshi liebt Süßigkeiten.
Parallel zum öffentlichen Spielbetrieb begleitet ein Forschungsprojekt des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) die Beobachtungen, um zu untersuchen, ob Kinder den Unterschied zwischen lebendigen Tieren und künstlich belebten Objekten erkennen können.
Was Kinder über echte und künstliche Lebewesen lernen
Dabei ging das Team der Frage nach, ob und wie Kinder im Kindergartenalter den Unterschied zwischen echten Tieren und künstlich belebten Objekten erkennen können. Der Elektronische Streichelzoo wurde so nicht nur zum Spielplatz, sondern auch zum Labor, in dem Kunst, Technologie und Wissenschaft auf spannende Weise verschmelzen – und das Verständnis der Kinder für die digitale Zukunft prägen.
Auch Projektleiterin Tina Lorenz vom ZKM-Hertzlab erklärte, beim Umgang mit den Roboter-Meerschweinchen zeige sich ein fundamentaler Unterschied zu echten Tieren: Wenn man ein Roboter-Meerschweinchen fallen lasse, handle es sich um einen Versicherungsfall, da eine Maschine beschädigt werde. Bei einem echten Meerschweinchen hingegen könne man das Tier verletzen oder sogar töten, da es lebendig sei.
Während ein Familienhund Zuneigung zeigen könne, könne ein Roboter-Meerschweinchen dies nur simulieren; es handele sich lediglich um einen Sensor. Das Prinzip sei bei den «Booboos» das gleiche. „Sie sind eine Maschine und wollen aber so tun, als wären sie ein kleines echtes Meerschweinchen. Genauso wie eine KI eben ein Algorithmus ist, der sagt: Ich höre dir zu, ich versteh‘ dich, brauchst du überhaupt noch echte Freunde?“, wird sie von der dpa zitiert.
Früh übt sich: Technik, KI und Neugier
Mit dem „Elektronischen Streichelzoo“ sollen insbesondere Kinder, die noch nicht lesen können, an das Thema künstliche Intelligenz (KI) herangeführt werden.
Denn: Heutige Kinder sind die erste Generation, die aufwächst und das Kommunizieren lernt, ohne sicher zu wissen, ob auf der anderen Seite ein Mensch oder eine Maschine sitzt. KI-basierte Sprachmodelle übernehmen zunehmend Aufgaben, die früher von Freunden oder Partnern wahrgenommen wurden. Deshalb ist es wichtig, dass Gesellschaft, Kinder und Eltern über diese Entwicklungen sprechen und sich bewusst mit der Frage auseinandersetzen, wie man in einer Welt voller digitaler Interaktionen umgehen möchte.
Das Ziel wird auf der Webseite des ZKM so beschrieben: Der Elektronische Streichelzoo möchte Kindern spielerisch den Zugang zu Technologie ermöglichen. Und das ganz egal, welche Herkunft oder Sprachkenntnisse sie haben.
Gleichzeitig eröffnet das Projekt Räume, in denen Kinder soziale Fähigkeiten entwickeln und erste Einblicke in Fragen rund um Technik, Ethik und Gesellschaft bekommen. Durch die Mischung aus Kunst und Forschung soll die Neugier auf die digitale Welt geweckt und zum Ausprobieren angeregt werden.
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