Fraunhofer Projekt Inventairy 02.12.2014, 14:51 Uhr

Drohnen entlasten Unternehmen bei der Inventur im Lager

Ab auf die Leiter und Kisten zählen: Inventur bedeutet für viele Unternehmen Stress pur. Bald sollen kleine Flugroboter mit Sensoren diese nervige Fleißarbeit übernehmen. In die Lüfte schicken sie Ingenieure des Fraunhofer-Instituts in Dortmund. 

Ein Mitarbeiter des Automobilzulieferers Boge Elastmetall im Hochregallager der Firma in Damme in Niedersachsen: Viele Lager arbeiten mit der Funktechnologie RFID. Am Lagereingang lesen Antennen Chips auf den Produkten aus. Bei Drohnen ist es umgekehrt, die Antenne fliegt zum Produkt. 

Ein Mitarbeiter des Automobilzulieferers Boge Elastmetall im Hochregallager der Firma in Damme in Niedersachsen: Viele Lager arbeiten mit der Funktechnologie RFID. Am Lagereingang lesen Antennen Chips auf den Produkten aus. Bei Drohnen ist es umgekehrt, die Antenne fliegt zum Produkt. 

Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Die gesetzlich vorgeschriebene Jahresinventur kostet viele Unternehmen immer noch viel Zeit und Geld, bringt häufig sogar einen Großteil des Lagerbetriebs zum Erliegen. Marco Freud will das ändern. Der Diplom-Logistiker leitet das Projekt InventAIRy am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund. Er hat diese Vision: „Der Verantwortliche sitzt an seinem Schreibtisch, er drückt auf einen Knopf und kann ohne weiteren personellen oder logistischen Aufwand die Bestände prüfen oder aber einen bestimmten Artikel suchen.“

Blumenförmige Flugroboter analysieren Lager mit 3D-Kameras

Um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen, entwickelt Freud blütenförmige Flugroboter, die mit sechs Rotoren eigenständig durch Lager schwirren und Inventuren durchführen. Im Lager orientieren sie sich mit Bewegungs- und Kamerasensoren, im Außenbereich zusätzlich mit GPS. Mit 3D-Kameras, Laserscannern und Ultraschallsensoren können sie auch schwer erreichbare Stellen in Hochregallagern einsehen.

Schließlich erstellen die Drohnen völlig autonom Karten der Lagerhallen, die sie bei Veränderungen ständig anpassen. Das Unternehmen bekommt von den fliegenden Mitarbeitern also nicht nur eine Tabelle mit Zahlen, sondern einen visuellen Überblick des Lagerbestandes. Freud: „Auf diese Weise wäre es in der Produktion möglich, Materialengpässe frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen, noch bevor es zu Ausfällen kommt.“ Mitte 2015 sollen erste Testflüge starten.

Fraunhofer tüfteln an kostengünstiger Integration der Roboter in die Kunden-EDV

Freud will mit seinen Flugrobotern besonders kleine Unternehmen unterstützen, die nicht extra eine große Infrastruktur aufbauen wollen. „Damit die Lösung auch für kleine und mittlere Unternehmen attraktiv ist, verzichten wir bewusst auf die Installation einer teuren lokalen Infrastruktur, mit der sich die Roboter orientieren können,“ erklärt Freud.

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Die Drohne des Fraunhofer-Instituts in Dortmund schwirrt autonom durch das Lager. Ausgerüstet mit 3D-Kameras, Laserscannern und Ultraschallsensoren erstellt der fliegende Helfer eine ständig aktuelle Übersichtskarte.

Die Drohne des Fraunhofer-Instituts in Dortmund schwirrt autonom durch das Lager. Ausgerüstet mit 3D-Kameras, Laserscannern und Ultraschallsensoren erstellt der fliegende Helfer eine ständig aktuelle Übersichtskarte.

Quelle: Fraunhofer IML

Stattdessen setzt das Projekt Inventairy auf Algorithmen. „Wir nehmen verschiedene zentrale Problemstellungen zugleich in den Blick: robust designte, leichte Flugroboter, die ihre Umgebung zuverlässig erkennen sowie intelligente Software für ihre Routenplanung und Koordination.“

Zur Entwicklung gehören auch smarte Schnittstellen, damit die EDV des Kunden die Daten der Drohnen auswerten kann – ohne teuren Programmier- und Anpassungsaufwand. Aktuelle Lösungen tun sich laut Fraunhofer-Institut schwerer: Sie können automatisch erhobene Inventurdaten nicht ohne zusätzliche Softwareentwicklung in bestehende Lagerverwaltungssysteme integrieren.

Waren und Paletten lassen sich heutzutage bereits automatisch erfassen, etwa mit der Funktechnik Radio-Frequency-Identification (RFID): Dabei sind Antennen des Auslesegeräts meist fest installiert –beispielsweise am Wareneingang. „Die Chips befinden sich an den Produkten und werden erfasst, wenn sie das Auslesegerät passieren“, erklärt Freud. „Bei Inventairy ist das umgekehrt. Die Funkchips bleiben an ihrer Position, die Antenne ist durch die Integration in einen Flugroboter in Bewegung.“

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

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