Hochschule 23.09.2011, 12:06 Uhr

Unikurse beheben Schwachstelle „Mathe“

Nicht nur Arbeitgeber klagen über das geringe Wissen von Schulabsolventen in Mathematik. Auch die akademische Ausbildung muss sich diesem Problem stellen. Brücken- und Vorkurse sollen dafür sorgen, dass aus der Studierlust kein Studierfrust wird. Ein Beispiel aus der Fachhochschule Bonn/Rhein-Sieg.

Wer sich für ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Studium entscheidet, kann und liebt Mathematik. Oder? „Wir haben unsere Prüfungsdaten im ersten Studienjahr analysiert: Die Durchfallquote ist bei den Mathematik-Klausuren besonders hoch“, sagt Manfred Kaul, Vizepräsident für Lehre und Studium der FH Bonn/Rhein-Sieg. Deshalb hat die Fachhochschule ein Förderprogramm für ihre Studienanfänger angelegt: Pro-MINT-us.

Die Studierenden stolperten immer wieder über handwerkliche Fertigkeiten aus der Mittelstufe. Sprich: Prozent- und Bruchrechnung oder Term-Umformung, so Manfred Kaul. Das andere Problem seien fehlende analytische Fähigkeiten: Für das selbstständige wissenschaftliche Arbeiten an der Hochschule würden diese vom ersten Tag an gebraucht. Das Programm Pro-MINT-us setzt bereits vor Beginn des Studiums mit mehr Beratung, Brücken- und Vorkursen ein und setzt sich mit Tutorien, Projektarbeit und E-Learning fort.

Elektronischer Trainer soll Defizite aus der Schulzeit beheben

Dafür will die FH in den nächsten fünf Jahren 6,7 Mio. € ausgeben, mit Mitteln aus dem „Qualitätspakt Lehre“. Unter anderem werden acht zusätzliche Professuren geschaffen. „Größere Vorlesungen wollen wir in kleinere Gruppen aufteilen“, sagt der Vizepräsident: „Wenn 40 Leute im Saal sitzen statt 120, traut man sich eher, den Professor anzusprechen.“ Wer bei einer Klausur durchfällt, soll Hilfe erhalten. Defizite aus der Schulzeit sollen die Studierenden zudem mithilfe eines elektronischen Trainers beheben.

Ein Problem, das den Fachhochschulen mehr zu schaffen mache als den Universitäten, sei die größere Heterogenität der Studierenden. Sie kämen mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen und einem entsprechend uneinheitlichen Wissensstand. Deshalb bietet die Fachhochschule Vorkurse, etwa in Mathematik, an. „Mir hat das schon den Einstieg erleichtert“, sagt der gelernte Elektriker Malte Bartsch. „In der Ausbildung hatte ich längere Zeit mit der anspruchsvollen Mathematik nichts zu tun, da graust es einem schon vor dem Studienbeginn.“

Stellenangebote im Bereich Forschung & Lehre

Forschung & Lehre Jobs
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
Technische Universität Darmstadt-Firmenlogo
Professur (W3) für Umformtechnologie Technische Universität Darmstadt
Darmstadt Zum Job 
Universität Innsbruck-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Massivbau Universität Innsbruck
Innsbruck (Österreich) Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Tandem-Professur Robotik, Data Science and AI, Digitalisierte Wertschöpfungsprozesse Hochschule Osnabrück
Osnabrück, Lingen Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin-Firmenlogo
Professur (W2) | auf Lebenszeit Fachgebiet Rechnerarchitekturen und Rechnersysteme Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Technische Hochschule Augsburg-Firmenlogo
Professur für verfahrenstechnische Produktion Technische Hochschule Augsburg
Augsburg Zum Job 
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Professur für "Werkstofftechnik und Metallografie" Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 
Frankfurt University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professur "Didaktik in der Mathematik" (w/m/d) Frankfurt University of Applied Sciences
Frankfurt am Main Zum Job 
Bergische Universität Wuppertal-Firmenlogo
Research Assistant (postdoc) in the field of additive manufacturing of metals Bergische Universität Wuppertal
Wuppertal Zum Job 
Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)-Firmenlogo
Professur (m/w/d) der BesGr. W 2 für das Lehrgebiet Solar Energy and Building Automation Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH)
Frankfurt University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professur "Elektrotechnik, insbesondere Nachhaltige intelligente Systeme" Frankfurt University of Applied Sciences
Frankfurt am Main Zum Job 
Frankfurt University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professur "Vernetzte Eingebettete Systeme" (w/m/d) Frankfurt University of Applied Sciences
Frankfurt am Main Zum Job 
Fachhochschule Münster-Firmenlogo
Professur "Medizinische Bildgebung und Mathematik" (w/m/d) Fachhochschule Münster
Steinfurt Zum Job 
Hochschule Kaiserslautern University of Applied Sciences-Firmenlogo
Management in den Ingenieurwissenschaften Hochschule Kaiserslautern University of Applied Sciences
Kaiserslautern Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Frankfurt University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professur "Software Engineering - Moderne Verfahren" (w/m/d) Frankfurt University of Applied Sciences
Frankfurt am Main Zum Job 
Bergische Universität Wuppertal-Firmenlogo
Research Assistant (doctoral student) in a research project on Additive Manufacturing of Composite Materials Bergische Universität Wuppertal
Wuppertal Zum Job 
TH Köln-Firmenlogo
Professur für Cyber Security Engineering TH Köln
Hochschule Hamm-Lippstadt-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) für die Entwicklung einer Wissensdatenbank im Bereich der Sektorenkopplung Hochschule Hamm-Lippstadt

Als Orientierung sei der Vorkurs wichtig. Heute studiert Bartsch bereits im sechsten Semester Elektrotechnik und Automatisierung. Sein Kommilitone Alexander Simukhin kam dagegen direkt von einem Gymnasium und hatte Mathematik als Leistungskurs. Trotzdem setzte er sich noch einmal hin und übte Differenzial-Rechnung und Graphen-Ablesen. „Der Stoff der späteren Semester baut darauf auf – und es war eine gute Möglichkeit, Leute kennenzulernen.“

Fachbereich Informatik bietet Brückenkurse an Schulen und Berufskollegs an

Der Informatik-Fachbereich setzt sogar noch früher an: Seit gut fünf Jahren gibt es Brückenkurse an den Schulen und Berufskollegs. „Sobald die Einschreibefrist vorbei ist, bieten wir für unsere künftigen Studierenden zwölf Stunden Präsenzveranstaltungen mit Selbstlernphasen dazwischen“, erläutert Prodekan Alexander Asteroth. „Das ist bewusst keine Oberstufen-Mathematik, sondern elementare Algebra. Wir wollen an nichts anknüpfen, womit man schon schlechte Erfahrungen gemacht hat“, sagt er und schmunzelt.

In der Informatik hätten sich auch die sogenannten Einsteiger-Projekte bewährt. Die Erstsemester werden direkt in wissenschaftliche Projekte integriert. Sie bekommen Themen vom Spezialgebiet ihres Professors, die sie selbstständig in der Gruppe untereinander aufteilen, planen und erarbeiten sollen. Die damit verbundene intensive Betreuung erfordert sowohl mehr Mitarbeiter als auch eine Weiterbildung des Personals. „Es zahlt sich aber unserer Meinung nach aus“, meint Asteroth.

So sehr, dass die Brücken- und Vorkurse, die es bisher vereinzelt gab, ab dem Wintersemester in alle Fachbereiche eingeführt werden sollen. Für die Einsteigerprojekte gibt es je sechs Credit Points, die Zusatzangebote lassen sich jedoch nicht anrechnen. „Wir setzen auf die Selbstverantwortung der Studierenden“, sagt Vizepräsident Manfred Kaul. „Die Teilnahme ist freiwillig, aber sie hilft, die Klausuren zu meistern.“

„Wir wollen vor allem diejenigen, die knapp scheitern, herüberziehen.“

Je nach Fach seien die Abbruchquoten unterschiedlich: In den dualen Studiengängen tendierten sie gegen null, in der Informatik und Elektrotechnik verabschiedete sich fast die Hälfte vorzeitig. „Wir wollen vor allem diejenigen, die knapp scheitern, herüberziehen.“

Je nach Fachrichtung bis zu 40 % Schwund verzeichnen auch die Universität Stuttgart und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Den wollen sie nun mit einem gemeinsamen MINT-Kolleg reduzieren. „Darüber hinaus wollen wir aber auch mehr Studierende für ein technisch-wissenschaftliches Studium gewinnen“, erklärt Margarete Lehné vom KIT. Zum Start in diesem Sommer konnte das Kolleg je 200 Teilnehmer an beiden Standorten aufnehmen. Es handelt sich um ein Propädeutikum, das die fachlichen Voraussetzungen und Kenntnisse in der Übergangsphase zwischen Schule und Studium verbessern soll.

Das Konzept: Die Bewerber prüfen ihren Stand in einem Online-Test und lassen sich anschließend beraten. Wer Defizite feststellt, kann sich für den Unterricht in Mathematik, Physik, Chemie und/oder Informatik einschreiben. Pro Semester sind sieben Präsenzmodule von je zwei Wochen vorgesehen, zusätzlich werden die Studienanfänger ganzjährig mit einem E-Learning-Programm üben können. Die Teilnahme am Kolleg ist auch hier freiwillig, doch die Leistungen werden dokumentiert. Mathematik-Vorkurse sind ab dem Sommer den ingenieur-, wirtschafts- und naturwissenschaftlichen Studiengängen vorgeschaltet. Dazu bietet das Kolleg Chemie- und Physik-Praktika und einen Programmierkurs in Java an. Diese Einrichtung wird mit 7,8 Mio. € ebenfalls aus dem Qualitätspakt Lehre gefördert.

Ein Beitrag von:

  • Matilda Jordanova-Duda

    Die Schwerpunkte der freien Journalistin sind: Industrie 4.0, Digitalisierung, Existenzgründer, Mittelstand, Energiewende, Firmenportrais, Migration, Bildung.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.