Studium und Praxis 26.07.2013, 12:39 Uhr

Forschendes Lernen fördert berufliche Eignung

Während die Wirtschaft mehr berufsrelevante Praxisbezüge im Studium einfordert, fürchten vor allem die Universitäten um die wissenschaftliche Qualität ihrer Studiengänge. Wie viel Praxis braucht ein Hochschulstudium? Darüber diskutierten beide Partner in Berlin.

Die Verzahnung von beruflicher Ausbildung und wissenschaftlicher Unterfütterung macht Hochschulabsolventen besonders attraktiv für Unternehmen.

Die Verzahnung von beruflicher Ausbildung und wissenschaftlicher Unterfütterung macht Hochschulabsolventen besonders attraktiv für Unternehmen.

Foto: TU Cottbus

Angehende Ingenieure, die ihre Hochschule mit einer exzellenten Note verlassen, haben ihre Klasse unter Beweis gestellt – zumindest ihr fundiertes Fachwissen. Die Erwartungen der Unternehmen erfüllen sie damit noch lange nicht, wie eine Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) aus dem Jahre 2011 verdeutlicht. „Viele Studierende, auch fachlich hervorragende, können demnach das Gelernte nur unzureichend im Berufsalltag anwenden.“ Jeder vierte Betrieb, der sich in der Probezeit von Mitarbeitern trennte, gab Praxisferne als Grund an.

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Kein Wunder, dass der DIHK in dualen Studiengängen die Zukunft praxisrelevanter akademischer Bildung sieht. Die Verzahnung von beruflicher Ausbildung und wissenschaftlicher Unterfütterung mache Absolventen besonders attraktiv für Unternehmen. Studiengänge sollten „Output-orientiert“ gestaltet sein.

„Wir brauchen keine Ingenieure für die Achse hinten links“

Da liegt die Frage nahe, was „Output“ bedeutet, was nach dem Büffeln in der Hochschule rauskommen soll. „Wir brauchen keine Ingenieure für die Achse hinten links“, antwortet Reinhold R. Geilsdörfer, Präsident der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Er fordert eine Abkehr von zu großer Spezialisierung und von dem Denken, Hochschulen müssten dem Markt maßgeschneiderte Ingenieure liefern.

Diesen Wandel hätten auch die Unternehmen erkannt. „Wir brauchen Persönlichkeiten, die breit aufgestellt sind, um auf den schnellen technischen Fortschritt vorbereitet zu sein“, sagte Geilsdörfer vor wenigen Tagen auf einer Tagung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). In Berlin ging es um den Spagat der Hochschulen zwischen wissenschaftlichem Anspruch und arbeitsmarktpolitischer Notwendigkeit.

Wissenschaftlichen Elfenbeinturm verlassen

Beide Seiten müssten sich bewegen, mahnte Regina Görner, ehemaliges Vorstandsmitglied der IG Metall, rief aber vor allem die Universitäten zum Verlassen des wissenschaftlichen Elfenbeinturms auf. Die Professoren seien „weit davon entfernt“ zu wissen, was sich in Betrieben abspiele. „Sie sollten sich mehr nach den gesellschaftlichen Erfordernissen richten und nicht nur den eigenen Forschernachwuchs ausbilden.“ Statt sich in Detailfragen zu verlieren, sollten Studierende projektorientiert gebildet werden, um auch komplexe betriebliche Abläufe zu verstehen.

Die Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sei weiter auszubauen, meint auch HRK-Vizepräsident Holger Burckhart. Die Universitäten sollten sich aber weiterhin von den stärker praxisorientierten Fachhochschulen unterscheiden. Das entspreche nicht reinem Selbsterhaltungstrieb, sondern den wirtschaftlichen Anforderungen des Standorts Deutschland. „Angesichts der Entwicklung zu einer Wissens- und Hochtechnologiegesellschaft darf das Berufsbild des Wissenschaftlers und Forschers nicht zu gering geschätzt werden. Im Gegenteil. Bei aller Notwendigkeit einer Beschäftigungsfähigkeit müssen gerade die Universitäten für eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung ihres eigenen Nachwuchses sorgen.“

Forschendes Lernen

Das forschende Lernen trage aber, so Burckhart, nicht nur zur Förderung des Universitätsnachwuchses bei, es ermögliche auch im betrieblichen Alltag, statt purer Reproduktion Strategien und Lösungen für neue Probleme zu finden.

Eine Meinung, der Tino Bargel nur zustimmen kann. Der Hochschulforscher der Universität Konstanz hat im vergangenen Wintersemester bei einer Befragung unter Studierenden herausgefunden, dass Praktika besonders ertragreich sind, wenn sie Forschungsbezüge aufweisen. Handele es sich nur um ein Hineinschnuppern in den Betriebsalltag, seien „die Befunde ernüchternd“.

Praktikum sollte vier bis sechs Monate dauern

Auf die Steigerung der Fachkenntnisse und die Kenntnisse wissenschaftlicher Methoden hätten Praktika fast keinen Einfluss, urteilen die befragten Studenten. „Gering bleibt der Gewinn auch bei den meisten beruflichen Qualifikationen, wie Fähigkeiten zur Problemlösung oder zur Planung und Organisation, oder beim Erwerb allgemeiner Kompetenzen wie Autonomie und Kritikfähigkeit“, bilanziert Tino Bargel. Ein Praktikum sollte sich neben seiner Forschungslastigkeit durch gute Vorbereitung, Begleitung und Aufbereitung auszeichnen und es sollte vier bis sechs Monate dauern.

Einen höheren Gewinn als Praktika versprechen sich Studierende durch eine intensivere Praxisorientierung der Studieninhalte. Je höher der Praxisbezug, desto stärker fühlen sie sich in Fachkenntnissen, Planungsfähigkeit und Problemlösung gefördert.

Ist die Meinung der Studierenden über die Berufsnähe im Studium tendenziell negativ (44 % der Universitätsstudenten wünschen sich mehr Praxisbezug), so ist die Einschätzung über eine gute Berufsvorbereitung noch trister: Völlig zufrieden ist damit an den Universitäten nur jeder zehnte, an den Fachhochschulen jeder vierte Studierende.

Hochschulforscher Bargel warnt davor, bei der Diskussion um ein praxisnahes Studium der „Employability“ (Beschäftigungsfähigkeit) zu viel Platz einzuräumen. „Der Begriff macht Angst. ,Employability‘ entstand, als Anfang der 90er Jahre keine Ingenieure mehr eingestellt wurden. Allein auf den Arbeitsmarkt zu schauen, kann nicht zielführend sein.“ 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Schmitz

    Wolfgang Schmitz

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Bildung, Karriere, Management, Gesellschaft

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