Reaktion auf sinkende Anmeldezahlen 11.03.2019, 10:02 Uhr

Die Neu-Erfindung des MBA

Die MBA-Ausbildung in den USA war ein boomendes Business. Innerhalb von 30 Jahren vervierfachte sich die Zahl der jährlichen Absolventen. Doch seit geraumer Zeit zeichnet sich ab, dass diese Ergänzungsausbildung ihren Zenit überschritten hat. Nun beginnt der Umbau des MBA.

Blick auf ein Gebäude des Massachusetts Institute of Technology

Auch am Massachusetts Institute of Technology gehen die MBA-Bewerberzahlen in den Keller.

Foto: panthermedia.net/master1205

Gemäß einer Umfrage des US-amerikanischen Graduate Management Admission Council, einer Non-Profit-Organisation, die die Zulassungsprüfungen bei den US-Hochschulen beaufsichtigt, gingen die Anmeldungen für eine MBA-Ausbildung im vorigen Jahr um 7 % zurück. Es war das vierte Jahr in Folge, in dem die Zahl der MBA-Anmeldungen in den Keller ging. Vor allem die Vollzeitprogramme kämpfen mit erheblichen Schwierigkeiten. Mehr als 70 % der etablierten Business Schools berichten von deutlichen Bewerbungseinbußen. Dazu gehören auch die Vollzeitprogramme an den Eliteuniversitäten wie Harvard, Stanford, Columbia, Wharton und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT).

US-Hochschulen müssen sparen

Dabei erschienen sie noch bis vor wenigen Jahren immun gegenüber dem nationalen Abwärtstrend bei der MBA-Ausbildung. Als Folge dieses Abschwungs haben viele MBA-Schulen ihre Vollzeit-On-Campus-Angebote eingestellt und bieten jetzt nur noch die kostengünstigeren Teilzeitkurse an. Hierzu gehören unter anderen die Wake Forest University und das Simmons College.

Der Rückgang bei den klassischen MBA-Programmen gehört zu einer grundlegenden Umorientierung der US-Hochschulausbildung, die im engen Zusammenhang mit der massiven Überschuldung der Hochschulabsolventen steht. Laut offiziellen Angaben beträgt der Gesamtbetrag aller Studentenkredite inzwischen 1,56 Billionen US-Dollar, das sind 521 Mrd. US-Dollar mehr als die Gesamtsumme aller Kreditkartenschulden.

Die Folgen dieser Überschuldung sind drastische Sparmaßnahmen bei den Ausbildungsgängen. Der Verzicht auf einen MBA-Abschluss ist eine davon. Eine weitere Reaktion ist das Einschreiben in schnellere, mehr zielgerichtete Ausbildungsprogramme. So ergab eine Umfrage des Graduate Management Admission Council, dass rund ein Fünftel der graduierten Wirtschaftsingenieure sich statt in ein traditionelles MBA-Studium lieber in spezielle Studiengänge in besonders attraktiven Bereichen wie Data Science und Supply Chain eingeschrieben hat. Auf diese Art, so deren Meinung, würden sie im Vergleich zu einem herkömmlichen MBA-Studium wesentlich schneller einen attraktiven Job in der Wirtschaft bekommen.

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MBA verkommt zum Luxusprodukt

Mehrere Universitäten, darunter das MIT, die University of Pennsylvania und die Boston University, experimentieren derzeit mit Mikromasterstudiengängen im Internet. In diesen Programmen kann jeder eine Reihe an Kursen belegen. Wer darin gute Noten erzielt und eine Reihe von beaufsichtigten Prüfungen ablegt, erhält abschließend einen entsprechenden Leistungsnachweis. Inzwischen ist die Hälfte des Curriculums eines Mikromasters mit dem eines klassischen Masterstudiums identisch.

Wer einen solchen Mikromasterabschluss in der Tasche hat, kann sich damit für ein ergänzendes „normales“ Masterstudium einschreiben, bei dem nur die fehlenden Kurse zu durchlaufen sind. Man kann sich damit aber auch direkt um einen guten Job bewerben oder eine Beförderung erhalten. Damit wird der ehrwürdige MBA zu einem Luxusprodukt, das vor allem auf die Attraktivität des Alumni-Netzwerkes abzielt und weniger auf das Vermitteln von Fachwissen.

Kleine US-Hochschulen setzen auf den Online-MBA

Von diesem Trend profitieren zunehmend auch weniger angesehene Universitäten. „Unsere Studenten haben sich hier eingeschrieben, um schnell viel Wissen und umfassende Fähigkeiten zu erwerben, die sie sofort in einem Job nutzen können“, sagt Alberto Cardelle, Vice President for Academic Affairs an der Fitchburg State University im US-Bundesstaat Massachusetts. Auf diesen unteren Ebenen der US-Hochschulhierarchie gibt es auch weiterhin erfolgreiche MBA-Angebote.

„Nur die Großen, die sich nicht spezialisiert, keine Onlineangebote entwickelt und ihre Angebote nicht flexibilisiert haben, stecken jetzt in Schwierigkeiten“, so Nancy Albers, Dekanin des College of Business, Education and Human Development der Louisiana State University in Shreveport. Es sind Businessschulen wie diese, die University of North Carolina in Pembroke und auch die Fitchburg University, die ohne großes Image weiterhin ein solides Wachstum bei den MBA-Anmeldungen vorweisen können. Diese Hochschulen haben den Face-to-Face-Unterricht weitestgehend abgeschafft, sie haben stattdessen ihre Onlineaktivitäten massiv ausgebaut und erreichen damit vor allem die Studenten, die an neuen Fächern wie Datenanalyse oder Cybersecurity interessiert sind.

So haben die Einschreibungen zum Online-MBA in Shreveport von rund 400 Studenten im Jahr 2014 auf derzeit über 3.000 zugenommen. „Wir reagieren schnellstmöglich auf das, was die Studenten von uns wollen“, sagt Albers über ihre Ausbildungsanpassung, zu der auch der Preis gehört. Ein zehnmonatiges MBA-Programm kostet in Shreveport vergleichsweise geringe 12.500 US-Dollar. Dass dabei das Alumni-Netzwerk nicht so renommiert ist wie bei den Großen, kompensiert man mit einem externen Unternehmen, das die Absolventen vermarktet und gleichzeitig neue Studenten rekrutiert.

Dieser Beitrag erschien in der Beilage „ingenieurkarriere Spezial: MBA for engineers“ der VDI nachrichten. Das komplette Magazin können Sie kostenfrei herunterladen.

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Ein Beitrag von:

  • Harald Weiss

    Freier IT-Journalist, IT-Analyst und IT-Consultant in Kaiserslautern. Nach verschiedenen Positionen in Softwareentwicklung,  MarCom und PR, 17 Jahre President New York Reporters in New York. Seit 2016 freischaffend wieder in Deutschland.

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