Arbeitsrecht 22.02.2002, 17:32 Uhr

AT-Mitarbeiter zurück in den Tarif?

In der diesjährigen Tarifrunde will die IG Metall nicht nur 6,5 % mehr Lohn, sondern auch den Einstieg in einen gemeinsamen Entgelttarif (ERA) für Arbeiter und Angestellte. Auch die Arbeitgeber wollen ERA, sind aber nicht bereit, dafür höhere Kosten zu bezahlen.

Wird es in der Metall- und Elektroindustrie bald weniger außertariflich (AT) bezahlte Mitarbeiter geben? Die IG Metall will in einigen Tarifbezirken AT-Angestellte bis zu einem Monatsgehalt von 5000 l in den Tarif zurückholen. Mit der Ausweitung des Tarifs könnte die Gewerkschaft über Löhne und Arbeitsbedingungen von Beschäftigten mitbestimmen, die bislang teilweise oder ganz der tariflichen Regelung entzogen sind.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
EKS Montage GmbH-Firmenlogo
Bauleiter Bautechnik - Stationen SuedOstLink (m/w/d) EKS Montage GmbH
deutschlandweit Zum Job 
EKS Montage GmbH-Firmenlogo
Bauleiter E-Technik - Stationen SuedOstLink (m/w/d) EKS Montage GmbH
deutschlandweit Zum Job 
EKS Montage GmbH-Firmenlogo
Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (m/w/d) EKS Montage GmbH
deutschlandweit Zum Job 
Corventis GmbH-Firmenlogo
Applikationsingenieur (m/w/d) Corventis GmbH
Großraum Ravensburg Zum Job 
ENERCON GmbH-Firmenlogo
Entwicklungs- und Versuchsingenieur (m/w/d) Akustik ENERCON GmbH
Aurich bei Emden Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Fachingenieur (w/m/d) Konstruktiver Ingenieurbau, Bauwerkserhaltung Die Autobahn GmbH des Bundes
Iventa-Firmenlogo
Wind Engineer (m/f/d) Iventa
Hamburg, Köln, Wien (Österreich) Zum Job 
HARTING IT Services GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Praktikum / Abschlussarbeit - IT Product Lifecycle Management HARTING IT Services GmbH & Co. KG
Espelkamp Zum Job 
HARTING Electric Stiftung & Co. KG-Firmenlogo
Produktmanager Industriesteckverbinder (m/w/d) HARTING Electric Stiftung & Co. KG
Espelkamp Zum Job 
HARTING Electric Stiftung & Co. KG-Firmenlogo
Prozessexperte SAP APO ePP/DS (m/w/d) HARTING Electric Stiftung & Co. KG
Espelkamp Zum Job 
Firmengruppe Max Bögl-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) für Magnetschwebebahnsystem Firmengruppe Max Bögl
Sengenthal Zum Job 
HARTING IT Services GmbH & Co. KG-Firmenlogo
SAP Inhouse Consultant PP/APO ePPDS HARTING IT Services GmbH & Co. KG
Espelkamp, Berlin Zum Job 
HARTING IT Services GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Praktikum / Abschlussarbeit im Bereich DevOps HARTING IT Services GmbH & Co. KG
Berlin, remote Zum Job 
Max Bögl Bauservice GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Bauingenieur / Bautechniker als Bauleiter (m/w/d) für Hochbauprojekte Max Bögl Bauservice GmbH & Co. KG
Liebenau bei Nienburg / Weser Zum Job 
HARTING IT Services GmbH & Co. KG-Firmenlogo
SAP Inhouse Consultant PP/APO ePPDS HARTING IT Services GmbH & Co. KG
Espelkamp Zum Job 
Max Bögl Bauservice GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Bauleiter (m/w/d) Tiefbau - Straßenbau Magdeburg Max Bögl Bauservice GmbH & Co. KG
Magdeburg Zum Job 
ANDRITZ HYDRO GmbH-Firmenlogo
System Engineer (m/w/d) - Oil Hydraulics and Subsystems Compact Hydro ANDRITZ HYDRO GmbH
Ravensburg Zum Job 
Max Bögl Bauservice GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Statiker (m/w/d) Max Bögl Bauservice GmbH & Co. KG
Liebenau bei Nienburg / Weser Zum Job 
Ganter Group-Firmenlogo
Business Team Manager Innenausbau (m/w/d) Ganter Group
Tauberbischofsheim Zum Job 

Den Beschäftigten macht Hartmut Meine, Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen, die mögliche Rückkehr in den Tarif mit dem Hinweis auf die größere Sicherheit schmackhaft. Es sei ein Trugschluss, so der Gewerkschafter, individuell mehr Geld aushandeln zu können als kollektiv über einen Tarifvertrag.

Die Ausweitung des Tarifs nach oben ist eine Forderung, die von der IG Metall in die Verhandlungen über einen gemeinsamen Entgeltrahmentarifvertrag (ERA) eingebracht worden ist. Mit ERA sollen die Unterschiede zwischen Arbeitern und und Angestellten in der Metall- und Elektroindustrie aufgehoben werden – so, wie es in der chemischen Industrie seit mehr als zehn Jahren schon der Fall ist.

Die aktuellen Rahmentarifverträge passen nicht mehr zu den Realitäten in den Unternehmen. Einen Lochkartenstanzer in den Lohn- und Gehaltstarif der Metall- und Elektroindustrie einzugruppieren fällt nicht schwer, erklärt Meine. Das Problem ist nur: Es gibt niemanden mehr, der diesen Beruf ausübt. Umgekehrt passen viele neue Berufe nicht in das Tarifwerk der Metall- und Elektroindustrie, z. B. Web-Designer, Software-Entwickler oder Netz-Administratoren. Für Meine ist ERA ein „Reformprojekt, das für eine moderne Arbeitsorganisation wie Gruppenarbeit gebraucht wird“.

In vielen Unternehmen wird die Tätigkeit von Arbeitern und Angestellten immer ähnlicher, bei der Bezahlung klafft jedoch eine große Lücke. So bekommen Facharbeiter für eine vergleichbare Tätigkeit im Monat oft einige Hundert Euro weniger als ein Angestellter. Gewerkschaft und Arbeitgeber wollen deshalb einen Entgeltrahmentarif, in dem hoch qualifizierte Facharbeiter mehr verdienen als einfache Angestellte .

ERA – hinter diesen drei Buchstaben verbirgt sich eine komplizierte und brisante Tarif-Reform, über die in einigen Metall-Bezirken bereits seit mehr als 10 Jahren verhandelt wird. Bundesweit muss eine neue Entgeltstruktur gefunden, alle 3,6 Mio. Beschäftigten der Branche müssen neu eingruppiert werden. Zudem hat die Gewerkschaft ERA mit der diesjährigen Lohnrunde verknüpft und einen „unumkehrbaren Einstieg“ in den neuen Tarif gefordert. Das bedeutet: In diesem Frühjahr müsste nach den Vorstellungen der IG Metall klar sein, wann ERA verbindlich kommt.

In der Verknüpfung mit der Lohnrunde sieht die IG Metall die einzige Chance, das neue Tarifwerk durchzusetzen, weil „ERA Geld kosten wird“, so Gewerkschafter Meine. Die Arbeitgeber jedoch fühlen sich durch dieses Junktim unter Druck gesetzt. Dietrich Kröncke, Geschäftsführer von Niedersachsen-Metall in Hannover, ist sich sicher, dass „in dieser Tarifrunde kein endgültiger ERA-Abschluss kommt“. Die Materie sei zu kompliziert, der Stand der Verhandlungen in den einzelnen Bezirken der Metall- und Elektroindustrie derart unterschiedlich, dass an einen schnellen Abschluss nicht zu denken sei.

Streitpunkt sind die Kosten. Mit ERA dürfe weder das Tarifniveau in der gesamten Branche angehoben werden, noch dürfe im einzelnen Betrieb das tarifliche Entgelt steigen, fordern die Arbeitgeber. Zugleich wollen sie aber sicherstellen, dass kein Beschäftigter aktuell Geld einbüßt.

Die Lösung dieses Problems aus Sicht der Arbeitgeber zeigt Peer Michael Dick vom Arbeitgeberverband Südwestmetall in Stuttgart: Die Unternehmen könnten zum Beispiel Zulagen oder Sonderzahlungen auf Lohnerhöhungen anrechnen, so dass sich die Gehälter in den unteren Angestelltengruppen im Vergleich zu den Facharbeitern über Jahre hinweg langsamer entwickeln – also ein langfristiger Einstieg in den neuen Tarif. Ein Ausweg könnte auch in der Verlängerung der Arbeitszeit oder in der Versetzung auf höherwertige Arbeitsplätze liegen. Ob ERA für das einzelne Unternehmen teurer wird als das alte System, hänge von der Struktur der Belegschaft ab.

Aus Arbeitgebersicht gibt es ein Vorbild für ERA: In der Kautschukindustrie hat Dietrich Kröncke vor zwei Jahren einen ähnliche Tarifvertrag abgeschlossen. Als Ausgleich für Gehaltsanhebungen können Betriebe dort zu niedrigeren Kosten einstellen. Allerdings wurde den Beschäftigten ein Bestandsschutz beim Gehalt garantiert.

Trotz der Konflikte in der Metall- und Elektroindustrie sind beide Tarifparteien an ERA interessiert. Mit dem neuen Tarifwerk könnte der „Wildwuchs“ bei betrieblichen Einstufungen beseitigt werden. In den vergangenen Jahren seien Beschäftigte falsch eingestuft worden, erklärt Karl-Ernst Schmitz-Simonis, Leiter der Tarifabteilung bei den Metallarbeitgebern Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Das werde sich mit ERA zwar nicht automatisch ändern, aber die Unternehmen würden gezwungen, „sauberer einzugruppieren“.

HARTMUT STEIGER

Ein Beitrag von:

  • Hartmut Steiger

    Redakteur VDI nachrichten. Fachthemen: Aus- und Weiterbildung, Studium, Beruf.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.