Und wo bleibt die Generation X?
Ständig geht es um Boomer, Millennials, Generation Y und Z. Ihr habt da was vergessen: die Xler. Eigentlich mag ich dieses Generationengedöns nicht. Konflikte bringen nichts. Aber langsam bin ich sauer. Und deshalb komme ich jetzt damit.
Leute, es geht doch nur zusammen. Aber wenn ihr unbedingt Generationenbashing betreiben wollt, dann gibt es da noch eine Gruppe, die bislang einfach mal unsichtbar ist in den ganzen Diskussionen und Medienhypes geblieben ist, weil sie sich nicht lautstark zu Wort meldet.
Foto: Smarterpix/albertyurolaits
Hallo liebe Leute, ich wollte bei diesen ganzen aufgeblasenen Generationenkonflikten nicht mitmischen. Aber so langsam reicht es mir. Die ganze Zeit höre ich immer Boomer und Generation Y und Generation Z und so weiter. Die Jungen beschimpfen die Alten und umgekehrt. Bitte schön. Dann mache ich jetzt noch ein Fass auf.
Für uns ist das Renteneintrittsalter während der Arbeitsphase um zwei Jahre angestiegen
Ich gehöre dem älteren Part der Generation X an (geboren 1965 bis 1980). Wir stehen meist still und unauffällig an den Bändern, sitzen an den Kassen und in den Büros und müssen das auch noch lange, denn in unserer Zeit wurde das Eintrittsalter für die Rente um zwei Jahre hochgesetzt.
Jetzt gibt es Forderungen, da noch mal nachzulegen. Und solange ich denken kann, wurde gesagt, die Rente wird später nicht reichen, trotz Norbert Blüm. Auch die für die Rente anrechenbaren Studienzeiten wurden während unseres Arbeitslebens eingedampft. Viele Xler haben neben der Kindererziehung noch (sehr) alte Eltern, die sie betreuen und in nicht wenigen Fällen finanziell absichern mussten oder müssen – neben der eigenen Familie. Wer Kinder großgezogen hat in der Generation X, der konnte nicht auf Elternzeit und Vätermonate zurückgreifen, und die Kinderbetreuung ist seit Jahrzehnten ein Problem.
Frauen hatten es auch in dieser Generation in der teils verkrusteten und männlich dominierten Arbeitswelt nicht einfach. Und wer arbeitslos wurde, hatte kein Bürgergeld, sondern ruckzuck Hartz IV mit einem geringen Schonvermögen, da wurde so manches Polster für die Altersversorgung mal so eben pulverisiert.
Generation X: Work-Life-Balance ein Fremdwort
Die Xler hatten in jungen Jahren Aufrüstung, sauren Regen, das Problem Aids, Tschernobyl und andere Katastrophen. Es gab keine Bomben auf uns, aber der Balkan stand in Flammen. Wir waren viele: in meinen Klassen waren mindestens 30 Leute, in der Studienzeit gab es in den Hörsälen nicht Platz für alle und auf dem Arbeitsmarkt war die Konkurrenz riesig. Arbeitgeber hatten keinen Grund, nett auf uns zuzugehen, im Gegenteil. Wer nicht spurte, war draußen. Work-Life-Balance – ich lach‘ mich kaputt, das gab es in den Jahren vor dem Jahrtausendwechsel wirklich nicht.
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