So viele Menschen hassen ihren eigenen Job
Fast die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland gibt an, unzufrieden mit ihrem Job zu sein – viele hassen ihre Arbeit sogar. Erfahren Sie, warum das so ist, welche Folgen Jobhass hat und wie Betroffene einen Ausweg finden können.
Immer mehr Menschen hassen ihren Job – Stress, Frust und Überlastung bestimmen den Arbeitsalltag.
Foto: PantherMedia / artursz
Viele Menschen starten mit Bauchschmerzen in die Woche – und oft beginnen diese schon am Sonntagabend. Der Gedanke an den bevorstehenden Arbeitstag, volle Terminkalender oder unerledigte Aufgaben lässt den Magen krampfen, noch bevor der Wecker klingelt. Dieses frühe Unbehagen ist ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr Jobdruck und Stress auf Körper und Psyche wirken.
Eine aktuelle Umfrage der weltweit größten Jobseite Indeed zeigt: Fast die Hälfte aller Beschäftigten ist unzufrieden mit ihrer Arbeit. Das kann sich in Frust, Überforderung, Gedanken an einen Jobwechsel oder sogar in Krankmeldungen äußern.
Jobfrust auf dem Vormarsch
Insgesamt geben 43,8 % aller Angestellten an, ihren Job zu hassen. 14,7 % empfinden das fast täglich, weitere 29,1 % immer wieder. Besonders betroffen ist die Generation Z (18–27 Jahre): 22 % von ihnen hassen ihren Job täglich oder fast täglich – deutlich mehr als ältere Altersgruppen, bei denen nur 10–16 % so empfinden. Mit zunehmendem Alter bessert sich die Einstellung zur Arbeit: Ältere Beschäftigte über 48 Jahre geben am häufigsten an, selten oder nie Hass auf ihren Job zu spüren (65 %). Offenbar hilft hier auch eine größere Resilienz, gelassener mit der Arbeit umzugehen.
Frust treibt zum Jobwechsel
Je unzufriedener Beschäftigte sind, desto häufiger denken sie an einen Jobwechsel oder schwänzen die Arbeit. Im Durchschnitt überlegen 17,7 % aller Befragten, den Arbeitgeber zu wechseln – unter denen, die ihren Job hassen, sind es jedoch 87,7 %. Auch Krankmeldungen steigen deutlich mit der Unzufriedenheit: Über die Hälfte (58 %) derjenigen, die ihren Job hassen, meldet sich gelegentlich oder öfter krank, obwohl sie eigentlich gesund sind.
Ausgebrannt und allein gelassen
Die Gründe für den Frust im Job sind klar: 60 % der Beschäftigten fühlen sich von ihrer Arbeit ausgelaugt. Unter denen, die ihren Job hassen, sind es sogar 76 %, die sich täglich emotional erschöpft oder innerlich leer fühlen.
Ein entscheidender Faktor ist die Unterstützung durch Vorgesetzte. Je weniger Rückhalt Mitarbeitende bekommen, desto stärker sind Unzufriedenheit und Erschöpfung. Mehr als die Hälfte derjenigen, die ihren Job hassen, erhält kaum oder gar keine Unterstützung von ihrer Führungskraft. Im Gegensatz dazu fühlen sich 79 % der zufriedenen Beschäftigten von ihrem Vorgesetzten unterstützt.
„Die Analyse zeigt deutlich: Jobunzufriedenheit ist in Deutschland weit verbreitet und kein Randphänomen, sondern ein Teil des Arbeitsalltags. Viele Beschäftigte empfinden regelmäßig Frust, Überlastung oder das Gefühl, nur noch zu funktionieren – mit direkten Folgen für Motivation, Energie und psychisches Wohlbefinden. Für Unternehmen sollte das ein Warnsignal sein: Unzufriedenheit kann langfristig zu Produktivitätsverlusten, höherer Fluktuation und einem gesteigerten Risiko für psychische Erkrankungen führen. Entscheidend ist dabei die Rolle der Führungskräfte“, erklärt Dr. Stefanie Bickert, Job- und Karriere-Expertin von Indeed.
Wer seine Mitarbeitenden aktiv unterstützt, ihnen Wertschätzung vermittelt und die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit stärkt, könne die negativen Auswirkungen deutlich abmildern. Die Untersuchung zeige, dass Beschäftigte, die Rückhalt erfahren, seltener überlastet seien, seltener über einen Jobwechsel nachdenken und insgesamt motivierter bleiben.
Im Auftrag von Indeed hat das Marktforschungsinstitut Appinio vom 11. bis 12. August 2025 insgesamt 1.000 erwerbstätige Personen in Deutschland befragt – je 500 Frauen und Männer im Alter von 18 bis 67 Jahren.
Warum Menschen ihren Job hassen
Jobhass entsteht selten ohne Grund. Häufige Faktoren sind:
- Mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte – fehlender Rückhalt führt zu Überforderung und Frust.
- Toxische Arbeitskultur oder Mobbing – schlechte Teamdynamik, Konflikte oder Schikane beeinträchtigen das Wohlbefinden massiv.
- Fehlende Wertschätzung – wenn Leistungen nicht anerkannt werden, sinkt Motivation und Zufriedenheit.
- Langweilige oder monotone Aufgaben – fehlende Herausforderungen lassen die Arbeit eintönig erscheinen.
- Niedriges Gehalt – wenn die Bezahlung nicht zur Leistung passt, wächst Frust und Unzufriedenheit.
So finden Sie einen Ausweg aus dem Jobhass
Auch wenn der Frust am Arbeitsplatz groß ist, gibt es Wege, aus der Situation herauszukommen. Ein erster Schritt ist, sich die Ursachen für die Unzufriedenheit bewusst zu machen: Liegt es an der Arbeitsaufgabe, dem Team, der Führung oder am Gehalt? Wer die Probleme klar benennt, kann gezielt nach Lösungen suchen. Gespräche mit Vorgesetzten oder der Personalabteilung können oft für mehr Unterstützung, Wertschätzung oder eine Anpassung der Aufgaben sorgen. Manchmal hilft es auch, die eigenen Erwartungen zu prüfen und kleine Veränderungen im Arbeitsalltag umzusetzen, etwa Prioritäten setzen, Zeitmanagement optimieren oder Aufgaben strukturieren.
Wenn die Situation trotz aller Bemühungen unerträglich bleibt, kann ein Jobwechsel die richtige Entscheidung sein – nicht aus Frust, sondern bewusst und geplant, um die eigene Zufriedenheit langfristig zu sichern.
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