Warum Frauen unzufriedener im Job sind
Frauen sind im Job unzufriedener als Männer – doch woran liegt das? Eine neue Studie zeigt spannende Einblicke in die unterschiedlichen Prioritäten beider Geschlechter, wenn es um Arbeitsbedingungen, Karrierechancen und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben geht.

Jobzufriedenheit im Geschlechtervergleich: Was Frauen und Männer wirklich wollen.
Foto: PantherMedia / Andriy Popov
Zum Thema Jobzufriedenheit gibt es bereits viele Analysen – doch heute werfen wir eine neue Frage auf: Welche Aspekte sind Männern und Frauen besonders wichtig?
Im Vorfeld des Internationalen Frauentags ist es spannend zu betrachten, wie Frauen in der Arbeitswelt positioniert sind, welche Wünsche sie haben und welchen Herausforderungen sie begegnen. Doch auch der Vergleich mit den Prioritäten von Männern liefert aufschlussreiche Erkenntnisse. Was zählt wirklich für die Zufriedenheit im Job – und wo liegen die Unterschiede?
Jede fünfte Frau ist unzufrieden im Job
Frauen sind im Job deutlich unzufriedener (20 %) als Männer (12 %). Die Studie, die vom Job-Netzwerk Xing aus Hamburg in Auftrag gegeben wurde, liefert interessante Einblicke in die unterschiedlichen Einstellungen zur Arbeit und die Faktoren, die zur Unzufriedenheit führen können.
Gründe für den Wunsch nach einem Jobwechsel sind vor allem Stress (44 %), schlechte Führung (43 %) und unzufriedene Arbeitsaufgaben (33 %). Frauen erwarten von einem potenziellen Arbeitgeber häufiger als Männer mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung (66 %). Der Anteil derjenigen, die sich in einem neuen Job ein höheres Gehalt wünschen, ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen (2024: 58 %; 2025: 64 %). Diese Ergebnisse stammen aus der XING Wechselbereitschaftsstudie 2025, die das Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführt hat. Befragt wurden Beschäftigte in Deutschland zu Themen wie Jobzufriedenheit und Wünschen an zukünftige Arbeitgeber.
„Frauen sind weiterhin überdurchschnittlich oft in Teilzeit beschäftigt, und sie tragen die Hauptlast der Care-Arbeit in der Familie.“, erklärt Petra von Strombeck, CEO der XING Muttergesellschaft New Work SE. „Es ist kein Wunder, dass enge Zeitfenster für Arbeit und Kinderbetreuung zu einem hohen Stresslevel führen – zumal dann, wenn man das Gefühl hat, nicht genügend Unterstützung von der Führungskraft zu bekommen oder beruflich auf einem Abstellgleis gelandet zu sein.“
Unterschiedliche Prioritäten bei den Arbeitsbedingungen
Frauen und Männer haben unterschiedliche Prioritäten, wenn es um die Arbeitsbedingungen bei einem potenziellen neuen Arbeitgeber geht, was sich in verschiedenen Bereichen zeigt:
Wunsch nach flexibler Arbeitszeitgestaltung:
- Frauen: 66 %
- Männer: 55 %
Remote-Arbeit:
- Frauen: 48 %
- Männer: 40 %
Keine Feiertags- oder Wochenendarbeit:
- Frauen: 53 %
- Männer: 43 %
Job-Sharing als Arbeitsmodell:
- Frauen: 10 %
- Männer: 3 %
Erwartung an psychisches Wohlbefinden vom Arbeitgeber:
- Frauen: 37 %
- Männer: 23 %
Homeoffice als entscheidender Faktor:
Beide Geschlechter würden zu je einem Fünftel ihren Arbeitgeber verlassen, wenn Homeoffice nicht mehr möglich ist.
Weniger Frauen als Männer würden sich bei einem Unternehmen ohne Homeoffice-Option bewerben:
- Frauen: 52 %
- Männer: 57 %
Flexibilität gegen besseres Gehalt:
Frauen sind tendenziell zögerlicher als Männer, die Flexibilität eines Remote-Jobs für mehr Gehalt aufzugeben:
- Frauen: 21 %
- Männer: 18 %
Ungünstiger Unternehmensstandort:
Frauen lassen sich eher von einem ungünstigen Standort abschrecken, auch bei besserem Gehalt:
- Frauen: 46 %
- Männer: 40 %
Bedenken bezüglich Homeoffice-Regelungen:
Etwa ein Drittel der Frauen (33 %) hat Bedenken, dass ihr Arbeitgeber Homeoffice-Optionen einschränken könnte:
17 % sagen, ihr Arbeitgeber habe diese bereits reduziert.
16 % befürchten, dass Homeoffice in Zukunft ganz wegfällt.
„Gerade Frauen wünschen sich von ihrem Arbeitgeber flexible Arbeitsmodelle, um sich zwischen Beruf und Familie nicht aufzureiben“, erklärt Petra von Strombeck. „Wenn Unternehmen hier passende Angebote machen, steigert es ihre Attraktivität.“
Die forsa-Online-Umfrage im Januar 2025 befragte 3.413 sozialversicherungspflichtige Erwerbstätige zwischen 18 und 67 Jahren in Deutschland im Auftrag von XING. Die Wechselbereitschaft umfasst sowohl Personen, die einen Arbeitgeberwechsel planen, als auch solche, die grundsätzlich offen dafür sind, aber noch keine Schritte unternommen haben. Seit 2012 untersucht die forsa-Studie die Arbeitszufriedenheit, Wechselbereitschaft und Wünsche von Beschäftigten an Arbeitgeber. Der Fragebogen enthält wiederkehrende Fragen für den Zeitvergleich sowie variable Fragen zu aktuellen Themen.
Gleichberechtigten und vor allem karriereförderlichen Zugang zur Weiterbildung ermöglichen
Eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass Frauen seltener an Weiterbildungen teilnehmen, die ihrer Karriere helfen, als Männer. Dies könnte die bereits bestehenden Nachteile von Frauen auf dem Arbeitsmarkt verschärfen, besonders in der aktuellen Umbruchsituation.
Aber insgesamt nehmen Frauen etwas häufiger an betrieblicher Weiterbildung teil als Männer. Allerdings wählen sie häufiger kürzere Maßnahmen, die weniger karrierefördernd sind. Zudem erhalten sie seltener finanzielle und zeitliche Unterstützung durch das Unternehmen. Männer hingegen nehmen häufiger an längeren Fortbildungen teil und werden dabei stärker von Vorgesetzten unterstützt. Dies zeigt eine Analyse von Dr. Yvonne Lott, Magdalena Polloczek und Dr. Eileen Peters im neuen Gleichstellungsreport des WSI, der vor dem Equal-Pay-Day und dem Internationalen Frauentag veröffentlicht wurde. Die Sozialwissenschaftlerinnen haben eine repräsentative Umfrage ausgewertet, die alle zwei Jahre im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt wird. Die Studie basiert auf den Angaben von rund 6000 Erwerbspersonen.
„In Zeiten tiefgreifender Umbrüche auf dem Arbeitsmarkt ist Weiterbildung eine wichtige Voraussetzung für stabile Erwerbsverläufe. Umso wichtiger ist es, Frauen einen gleichberechtigten und vor allem karriereförderlichen Zugang zur Weiterbildung zu ermöglichen, um die ohnehin bestehenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt nicht zu verschärfen“, erklärt Prof. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, die die Ergebnisse der Untersuchung.
Laut der Befragung nehmen etwa 66 % der vollzeitbeschäftigten Frauen an betrieblicher Weiterbildung teil, während es bei Männern rund 59 % sind. Der Unterschied liegt vor allem daran, dass in Branchen mit mehr weiblichen Beschäftigten, wie dem Gesundheits- und Sozialwesen, Weiterbildungen häufiger gesetzlich vorgeschrieben sind als in männerdominierten Bereichen wie der Industrie. Frauen nehmen auch häufiger an kürzeren Weiterbildungen teil: 47 % der Frauen machen solche, die nur wenige Stunden dauern, während es bei den Männern nur 39 % sind. Bei längeren, mehrtägigen Weiterbildungen liegt die Quote der Männer bei 29 %, während nur knapp 21 % der Frauen daran teilnehmen.
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