Start-up-Porträt 22.10.2010, 19:49 Uhr

Eine Plug&Play-Klinik, etwa für entlegene Großbaustellen

„Station 5“ ist ein dreiköpfiges Gründerteam aus Berlin, das eine selbst entworfene, modulare Klinik vermarkten will. Als autarkes System im gängigen Containerformat soll die Plug&Play-Klinik die medizinische Versorgung in dünn besiedelten Regionen, auf entlegenen Großbaustellen oder bei Militäreinsätzen verbessern.

Noch ist es lediglich ein Konzept. „Unsere Station 5 existiert nur in ausgearbeiteten Entwürfen und als Modell“, räumt Anton Georg Schenkel ein. Der Berliner Diplom-Architekt tüftelt seit über fünf Jahren daran, die Idee einer modularen Klinik Wirklichkeit werden zu lassen. Was als Seminararbeit begann, arbeitete er zum preisgekrönten Diplomentwurf aus, den er zuletzt im Zuge eines Exist-Gründerstipendiums in ein Geschäftskonzept überführte.

Die Idee ist auf den ersten Blick einfach. An einem 36 m2 großen quadratischen Raum schließen an allen vier Seiten Container in Standardgröße an. Zusammen bilden sie ein kreuzförmiges Basismodul, in dem auf 83 m2 Nutzfläche eine komplette Arztpraxis untergebracht ist: von Empfang, Warte- und Behandlungsraum über ein Arztzimmer und Labor bis zum Nassbereich mit Toiletten und Dusche. An die Basisstation können beliebig viele weitere Module andocken, die je nach Bedarf als OP, Geburts-, Röntgen- oder auch Quarantänestation ausgestattet sind. Alle entsprechen dem Deutschen Medizin- und Hygienestandard und haben im Sinne reibungsloser Logistik gängige Frachtcontainergröße.

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Der Aufbau ist so standardisiert, dass auch Laien die Plug&Play-Klinik innerhalb weniger Tage ans Laufen bringen. Dafür sind die Container einerseits durch Leichtbau mit Faserverbundwerkstoffen gut handhabbar. Andererseits liefert das Start-up die Energieversorgung auf Wunsch gleich mit. Je nach Einsatzort sollen Solar-, Windstrom, Brennstoffzellen, Mikroblockheizkraftwerke oder herkömmliche Dieselaggregate zum Einsatz kommen. „Um den Energiebedarf gering zu halten, arbeiten wir mit einer Wärmedämmung nach EU-Nullenergiestandard“, so Schenkel. Hier setze man auf Vakuumpaneele und Wandmaterialien mit hoher Wärmespeicherfähigkeit (Phase Changing Materials). Und wo immer es die in Dachmodulen untergebrachte Be- und Entlüftungstechnik zulässt, lassen Fenster Tageslicht herein.

Schenkel, der früher als Tischler im Krankenhausumfeld arbeitete und aus einer Arztfamilie stammt, hat in seinem Konzept jede Eventualität bedacht. Dennoch geriet seine Gründung im Jahr des Exist-Stipendiums ins Stocken. Das lag an internen Reibereien. Sein Team mit einem Mediziner und einem Betriebswirt erwies sich als instabil. „Wir hatten zu unterschiedliche Ansätze und sind nach dem Jahr getrennte Wege gegangen“, berichtet er. Obendrein ließ eine Marktrecherche seine ursprüngliche Vermarktungsidee platzen. Denn in der eigentlich anvisierten Katastrophenhilfe gab es keinen Bedarf an mobilen Kliniken. Der Markt sei gesättigt, erklärt der Gründer.

Ans Aufgeben hat er trotzdem nie gedacht. Vielmehr machte er sich auf die Suche nach alternativen Märkten und neuen Partnern. Eine war schon da. Cordula-Maya Rosenberg war während des Exist-Jahrs zu Station 5 gestoßen und blieb. Die Kunsthistorikerin mit Faible für Architektur ist von der Idee überzeugt – und hat als ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin die nötigen Sprachkenntnisse, um mit potenziellen Kunden in aller Welt zu kommunizieren.

Als Dritter im Bunde schloss sich der erfahrene Unternehmer Mathias Goldbach dem Team an. Nach Stationen bei den IT-Konzernen Nixdorf, Apple und Lufthansa Systems gründete er Mitte der 1990er-Jahre die BusinessOnline AG, die er 1999 an das britische Telekom-Unternehmen Energis verkaufte. Seither coacht er Unternehmer und Gründer und berät sie in Fragen der Unternehmensentwicklung und Finanzierung. Station 5 lernte er über persönliche Kontakte kennen und war von Entwürfen und Businessplan so angetan, dass er sich den Gründern kurzerhand anschloss. Schenkel wertet das als Glücksfall: „Herr Goldbach hilft uns mit seinen Kontakten, seinem unternehmerischen Radar und mit seiner ruhigen, zuversichtlichen Art.“

Das gemischte Trio geht nun gezielt Nischenmärkte an, in denen längere Einsatzzeiten gefragt sind, als in der Soforthilfe. „Beispiele sind die medizinische Versorgung bei langfristigen Bauprojekten oder der Rohstoffsuche und -förderung in abgelegenen Regionen“, so Schenkel. In dünn besiedelten Regionen gebe es ebenfalls Nachfrage nach Kliniken, die ihren Standort bei Bedarf verlagern können. Außerdem gibt es Gespräche mit Militärs. Sie prüfen, ob die Klinikmodule als Feldlazarette oder als Interimskrankenhäuser in Frage kommen. Speziell dafür haben die Berliner Entwürfe mit beschussfesten Materialien entwickelt.

Die Gründer sind zuversichtlich, innerhalb der nächsten sechs Monate Verträge für ein erstes Projekt unter Dach und Fach bringen zu können. Aktuell sondiert das Trio Finanzierungsoptionen, unter anderem bei Berliner und Brandenburger Investitionsbanken. „Ein Prototyp wird gut eine halbe Million Euro kosten – zuzüglich der medizinischen Geräte“, so Schenkel. Eine Firma, die ihn bauen könnte, hat das Team längst an der Hand. Die Entwürfe stehen. Nun muss ein finanzkräftiger Investor her. PETER TRECHOW

Ein Beitrag von:

  • Peter Trechow

    Peter Trechow ist Journalist für Umwelt- und Technikthemen. Er schreibt für überregionale Medien unter anderem über neue Entwicklungen in Forschung und Lehre und Unternehmen in der Technikbranche.

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