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Hohe Lärmschutz-Vorgaben einhalten 02.11.2020, 09:00 Uhr

Wie gelingt Schalldämmung beim Hausbau direkt an der Bahnlinie?

Hohe Grundstückspreise im Umfeld von Großstädten führen dazu, dass sich Bauherren immer mehr für Wohnlagen interessieren, die bisher als unattraktiv galten. Darunter finden sich zum Beispiel Grundstücke, die z.B. an stark frequentierte Bahnstrecken oder in Einflugschneisen von Flughäfen liegen und einer hohen Lärmbelastung ausgesetzt sind. Eigentlich kein attraktiver Baugrund - mit geeigneter Schalldämmung ist jedoch einiges machbar.

Die Lärmbelastung von bis zu 86 Dezibel hätte das Hausbauprojekt fast zum Scheitern gebracht. Foto: Dennert Massivhaus

Die Lärmbelastung von bis zu 86 Dezibel hätte das Hausbauprojekt fast zum Scheitern gebracht.

Foto: Dennert Massivhaus

Direkt an der Bahnstrecke München – Freising wurde kürzlich ein Eigenheim gebaut – trotz der enorm hohen Lärmbelastung von bis zu einem maßgeblichen Außenlärmpegel von 86 dB(A). Um sich den Traum vom eigenen Haus zu erfüllen, wollte ein junges Paar den Garten des elterlichen Wohnhauses in Freising als Bauplatz nutzen. 500 Quadratmeter standen zur Verfügung. Der entscheidende Haken: Die stark frequentierte Bahnlinie grenzt unmittelbar an, außerdem befindet sich das Gebiet in der Einflugschneise des Flughafens München.

Hohe Anforderungen an Lärmschutz-Vorgaben

Das Problem: Beim Bau müssen hohe Lärmschutz-Vorgaben eingehalten werden, die Suche verlief zunächst erfolglos bis zu einer Anfrage bei der Dennert Massivhaus GmbH. Das Unternehmen signalisierte, sich dieses Projekt zuzutrauen: „Beton besitzt als massiver und schwerer Baustoff eine hohe Rohdichte“, erläutert Prokurist Holger Kühne. „Das Material kann so in hohem Maße verhindern, dass Schallwellen die Wände durchdringen.“ Die Firma Dennert aus Schlüsselfeld erstellt Gebäudehüllen nach individuellen Plänen auch mit ausreichendem Schallschutz, der Innenausbau und die Haustechnik sind dann wieder Sache des Bauherrn.

Besondere Vorkehrungen und hohe Wandstärke sorgen für verbesserten Schallschutz

Allerdings mussten die Planer in diesem Fall besondere Vorkehrungen treffen. Die Wände des Hauses fielen deutlich stärker aus als sonst: Statt der üblichen 17,5 Zentimeter hat der Wandaufbau eine Stärke von 21 Zentimetern, in manchen Bereichen sind es sogar 24 Zentimeter mit einer Rohdichte von 2 400 kg/m3. Hinzu kommt ein spezielles 20 Zentimeter dickes Wärmedämmverbundsystem aus elastifiziertem Polystyrol. Auch bei den Fenstern gab es keine Kompromisse: Durch diesen Wandaufbau sowie der Anordnung der Räume und der Planung des Fensterzuschnittes konnte der Einbau von kostenintensiven Fenstern und Kastenfenstern der Schallschutzklasse 5 bzw. 6 verhindert werden. Der Dachaufbau ist raumseitig mit einem sechs Zentimeter dicken Betonspiegel an dem elementierten zimmermannsmäßigen Dach ausgeführt, die Dämmung ist 22 Zentimeter dick.

Zugvorbeifahrten lassen Bauteile am Kran stark schwingen

Vor Ort war der Rohbau innerhalb einer halben Woche erledigt: Am ersten Tag entstanden Wände und Decke fürs Erdgeschoss, am zweiten die obere Etage. Zuletzt kam das Dach, das gleich anschließend gedeckt wurde. Das alles ist für Dennert eigentlich Routine. Doch das Bauen direkt am Gleis hielt eigene Tücken bereit: Das Gartengrundstück ist verkehrstechnisch nicht eigenständig erschlossen. Um den Kran aufzustellen und die vorgefertigten Gebäudeteile vom Lkw abzuladen, musste der nur 2,50 Meter breite, geteerte Fußweg zwischen Gleisbett und Bauplatz genügen. „Wenn der Kran die schweren Elemente anhob, war bei uns Hochspannung angesagt“, erzählt Bauleiter Jens Gerlach. Denn während die Lasten in der Luft schwangen, konnte jederzeit ein Zug unmittelbar daneben vorbeifahren. Noch dazu musste das Team wegen der beengten Verhältnisse mit einem kleineren Kran als üblich auskommen.

Es klingt wie ein leises Waldrauschen

Dennert lässt seine Fertigelemente immer von eigenen Mitarbeitern ausliefern und montieren: „Damit können wir sicher sein, dass jeder Handgriff sitzt“, sagt Holger Kühne. Eine unsachgemäße Montage birgt zu viele Risiken: Damit Schallschutz und Wärmedämmung die versprochene Wirkung entfalten, müssen Wandelemente und Decken millimetergenau justiert und sorgfältig miteinander verbunden werden. Trotz aller Widrigkeiten gelang es mit dieser Kombination an baulichen Maßnahmen, den Geräuschpegel im Haus auf das nach DIN 4109 erforderliche Maß zu reduzieren. Wenn alle Fenster geschlossen sind, sind die Züge so gut wie nicht zu hören, die Flugzeuge klingen nur wie ein leises Waldrauschen.

Von Annika Hilse