Fingerabdruck genügt 17.06.2014, 11:26 Uhr

Menschlicher Schweiß als Rohstoff für die Graphenherstellung

Per Fingerabdruck haben Saarbrücker Forscher das als Wundermaterial geltende Graphen hergestellt. Sie sind damit einer kostengünstigen Technik auf die Schliche gekommen, die den Weg zur großtechnischen Nutzung von Graphen ebnen könnte.

"Da sind ja Fingerabdrücke drauf": Während Kinder auf der Spielwarenmesse in Nürnberg mit dem Experimentierkasten "ScienceX Spurensicherung am Tatort" nach Fingerabdrücken suchen, haben Forscher der Universität des Saarlandes ein Verfahren entdeckt, wie man aus Fingerabdrücken feinste Graphenstrukturen herstellen kann.

"Da sind ja Fingerabdrücke drauf": Während Kinder auf der Spielwarenmesse in Nürnberg mit dem Experimentierkasten "ScienceX Spurensicherung am Tatort" nach Fingerabdrücken suchen, haben Forscher der Universität des Saarlandes ein Verfahren entdeckt, wie man aus Fingerabdrücken feinste Graphenstrukturen herstellen kann.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Aus allen Flüssigkeiten, die Kohlenstoff enthalten, lässt sich das als Wundermaterial geltende Graphen herstellen. Das haben Saarbrücker Wissenschaftler vor ein paar Jahren schon bewiesen – zunächst mit Aceton, mit dem sich im Normalfall Fingernägel von Lack befreien lassen. Seitdem haben die Forscher es mit verschiedenen Ausgangsstoffen probiert.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

Fingerabdrücke werden zu feinstem Graphen

Zuletzt wurden sie, wie es scheint, übermütig. Sie pressten schweißnasse Fingerspitzen auf eine Unterlage, wie bei der erkennungsdienstlichen Behandlung in der Polizeiwache. „Ein Fingerabdruck auf der Probe ist eigentlich ein Tabu in der Oberflächenanalytik“, erläutert Forscher Frank Müller. Schweiß bestehe aus einem unkontrollierten Gemisch zahlreicher komplexer Kohlenstoffverbindungen, unter anderem Fettsäuren und Salze.

Die in Schweiß enthaltenen Kohlenstoffverbindungen sind der Schlüssel für die Graphenherstellung. Die Saarbrücker Forscher behandelten ihre Fingerabdrücke wie alle anderen Proben zuvor und schoben sie in einen Vakuumofen. Erstaunliches Ergebnis: Am Ende der Prozedur hatten sich die Fingerabdrücke in feinstes Graphen verwandelt. „Die Flüssigkeit des Fingerabdrucks funktioniert bei der LPD-Synthese ebenso gut wie ein synthetischer Precursor“, so Müller.

In der Abbildung ist der schematische Zerfall eines molekularen Precursors sowie die Bildung einer monoatomaren Kohlenstoffschicht (Graphen) auf dem Metallsubstrat zu sehen.

In der Abbildung ist der schematische Zerfall eines molekularen Precursors sowie die Bildung einer monoatomaren Kohlenstoffschicht (Graphen) auf dem Metallsubstrat zu sehen.

Quelle: Universität des Saarlandes

Was eher nach einem Studentenulk aussieht, hat einen ernsten Hintergrund. Das Forscherteam um Physik-Professor Stefan Hüfner und Hermann Sachdev, Privatdozent für Anorganische Chemie an der Universität des Saarlandes, wollte demonstrieren, dass ihr neues Produktionsverfahren für Graphen so robust ist, dass es sich für den industriellen Einsatz eignet.

Graphen-Strukturen entstehen im Vakuumofen bei 700 Grad

Anders als bei der kontrollierten Abscheidung von Kohlenstoff aus der Gasphase setzen die Saarbrücker Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Augsburg und Nottingham in Großbritannien auf flüssige Ausgangsmaterialien, so genannte Precursors. Sie sprühen diese auf eine Unterlage, etwa eine Silberfolie. Anschließend wandert die Probe in einen Vakuumofen. Dort verdampft die Flüssigkeit bei einer Temperatur von bis zu 700 Grad Celsius. Übrig bleibt eine einzige Lage von Kohlenstoffatomen, die sich in Sechsecken anordnen.

„Wir konnten zeigen, dass es einen universellen Bildungsweg für Graphen gibt“, sagt Sachdev. „Dieser Bildungsweg führt immer über die gleichen molekularen Zwischenstufen aus zwei Kohlenstoff-Atomen, unabhängig davon, welche Vorläufermoleküle wir gewählt haben.“ Jetzt wissen sie, dass es selbst mit exotisch anmutenden Flüssigkeiten wie Schweiß funktioniert.

Breites Anwendungsspektrum für Graphen

Die Graphenherstellung aus der Flüssigphase könnte ein großes Hindernis für eine Massenanwendung des Materials beseitigen: die heute noch sehr hohen Produktionskosten. Aus Graphen lassen sich unter anderem Transistoren bauen, die 1000 Mal schneller schalten als die aus Silizium. Oder besonders abriebfeste Reifen, elektrisch leitende Kunststoffe, Seile, die um ein Vielfaches reißfester sind als solche aus Stahl, und Dämmmaterial für Gebäude, das weitaus weniger Wärme passieren lässt als heute genutztes Material. Die Zahl der Anwendungsmöglichkeiten steigt beinahe täglich an.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.