Kaufberatung: ChatGPT greift weiteres Google-Revier an
ChatGPT berät jetzt beim Online-Einkauf – und tritt dabei direkt in Googles lukratives Shopping-Geschäft ein.

Beim Online-Shopping führt derzeit fast kein Weg an Google vorbei. Künftig möchte ChatGPT als erste Anlaufstelle fungieren.
Foto: PantherMedia / Andriy Popo
Bis vor zwei, drei Jahren war die Google-Welt noch in Ordnung. In Deutschland liefen rund 95 % aller Suchanfragen über die eigene Suchmaschine, und in Sachen Shopping war der Megakonzern der absolute König im Netz. Dann kam ChatGPT (und andere generative KI). Inzwischen werden nur noch knapp 70% der Suchen über Google abgewickelt und nun greift OpenAI auch die Kaufberatung an, mit der sich viel Geld verdienen lässt. Wobei ChatGPT das vorerst kostenlos macht.
Inhaltsverzeichnis
- Google lange Zeit erste Anlaufstelle beim Online-Shopping
- Von der Frage zum Kauf – ohne Umwege
- Wie entscheidet ChatGPT, welches Produkt gezeigt wird?
- Mehr als nur Links: Bewertungen, Labels, Zusammenfassungen
- Konkurrenz für Google – und andere Shopping-Portale
- Transparenz? Noch ausbaufähig
- Erste Schritte in ein neues Shopping-Zeitalter
Google lange Zeit erste Anlaufstelle beim Online-Shopping
Die Suchmaschine von Google gehört für viele Menschen zur ersten Anlaufstelle, wenn es um den Online-Einkauf geht. Besonders lukrativ für Google: die Produktsuche. Hier zahlen Händler, um in den Suchergebnissen prominent platziert zu werden. Doch nun bekommt der Internet-Riese Konkurrenz – ausgerechnet von einer KI.
OpenAI, die Entwicklerfirma hinter ChatGPT, hat dem beliebten Chatbot eine neue Fähigkeit beigebracht: Er hilft nun aktiv bei der Produktsuche. Ob Espressomaschine, Hundekostüm oder Kosmetik – ChatGPT zeigt passende Modelle mit Bildern, Preisen und Links zu Onlineshops an. Eine einfache Nutzerfrage genügt. Das verändert die Dynamik im Online-Shopping.
Von der Frage zum Kauf – ohne Umwege
Die neue Funktion ist für alle Versionen von ChatGPT verfügbar, darunter auch die kostenlose. Wer nach Produkten sucht, erhält künftig direkt im Chat Empfehlungen. Ein Beispiel: Auf die Frage „Welche Espressomaschine unter 200 Dollar schmeckt wie in Italien?“ präsentiert ChatGPT eine Auswahl mit Links zu Shops.
Dabei geht es nicht um Werbung. OpenAI betont: Es handelt sich nicht um bezahlte Anzeigen. Die Produktauswahl sei unabhängig und werde nicht von Zahlungen beeinflusst. Adam Fry von OpenAI erklärte gegenüber dem Tech-Blog The Verge, dass die gezeigten Preise über Partner aktuell gehalten würden. Wer diese Partner sind, bleibt bislang unklar.
Wie entscheidet ChatGPT, welches Produkt gezeigt wird?
Die KI analysiert die Absicht hinter der Frage. Wer zum Beispiel nach Hundekostümen für zwei große Tiere sucht, bekommt entsprechende Vorschläge – vorausgesetzt, ChatGPT versteht Größe, Stil und Vorlieben richtig. Persönliche Informationen, etwa aus früheren Interaktionen, können ebenfalls einfließen. So kann die KI beispielsweise Clownskostüme ausschließen, wenn eine Abneigung gegen Clowns bekannt ist.
Fehleinschätzungen sind möglich. Nutzerinnen und Nutzer können die Antworten aber durch gezielte Nachfragen präzisieren. Die Interaktion ist ein zentrales Element des neuen Shopping-Modus.
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Shopping
We’re experimenting with making shopping simpler and faster to find, compare, and buy products in ChatGPT.
✅ Improved product results
✅ Visual product details, pricing, and reviews
✅ Direct links to buyProduct results are chosen independently and are not ads.… pic.twitter.com/PkZwsTxJUj
— OpenAI (@OpenAI) April 28, 2025
Mehr als nur Links: Bewertungen, Labels, Zusammenfassungen
ChatGPT präsentiert nicht einfach nur Produkte. Die Empfehlungen werden durch Zusatzinformationen ergänzt: vereinfachte Produktbeschreibungen, visuelle Labels wie „Budgetfreundlich“ oder „Beliebteste“, Zusammenfassungen von Kundenbewertungen und oft auch Sterne-Ratings. Diese Angaben stammen von Drittanbietern. OpenAI gibt aber zu: Die Daten können unvollständig oder veraltet sein.
Wichtig zu wissen: Die Produktbewertungen wurden nicht von OpenAI überprüft. Manche Rezensenten könnten zudem für ihre Meinung bezahlt worden sein. Auch die angezeigten Preise müssen nicht immer die günstigsten sein. Sie orientieren sich meist am ersten Händler in der Liste. Preisabweichungen durch Versandkosten oder Steuern sind möglich.
Konkurrenz für Google – und andere Shopping-Portale
Aktuell ist die neue Kaufberatung auf einige Produktkategorien beschränkt: Elektronik, Mode, Kosmetik und Haushaltswaren. Doch OpenAI plant, den Funktionsumfang schnell zu erweitern. Das Ziel ist klar: ChatGPT soll zur ersten Anlaufstelle für Produktsuche und Kaufentscheidung werden. Für Google, das mit Shopping-Anzeigen Milliarden verdient, ist das eine direkte Herausforderung.
Auch klassische Vergleichsportale und Produkttest-Seiten spüren den Druck. ChatGPT bietet eine neue Form der Beratung: individuell, direkt und interaktiv. Nutzerinnen und Nutzer können Folgefragen stellen, Alternativen anfordern oder Kriterien anpassen – alles in einem durchgängigen Gespräch.
Transparenz? Noch ausbaufähig
Ein Kritikpunkt bleibt: Die Herkunft der Produktdaten ist oft unklar. OpenAI nennt weder die Drittanbieter, noch erklärt das Unternehmen, wie genau Produkte bewertet und Händler gelistet werden. Zudem ist die Sortierung der Anbieter nicht auf Nutzerinteressen wie Preis oder Rückgabebedingungen abgestimmt – sondern folgt bislang eher technischen Vorgaben.
OpenAI kündigte jedoch an, in Zukunft direktere Datenzugänge für Händler zu schaffen. Das könnte die Aktualität und Genauigkeit der Empfehlungen verbessern.
Erste Schritte in ein neues Shopping-Zeitalter
Mit der Integration von Kaufberatungen in ChatGPT geht OpenAI einen neuen Weg – und nimmt dabei Google direkt ins Visier. Die Funktion bietet Vorteile: personalisierte Beratung, mehr Interaktion, keine Werbung. Gleichzeitig bleiben Fragen offen, etwa zur Datenbasis und Transparenz.
Fest steht: Die Produktsuche im Netz könnte sich grundlegend verändern. Für Ingenieurinnen und Ingenieure, die oft gezielt nach Technikprodukten suchen, bietet ChatGPT einen spannenden neuen Zugang. Doch wie bei jeder KI gilt: Kontrolle und kritisches Prüfen bleiben unerlässlich. (mit dpa)
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