Keratin statt Erdöl 05.03.2024, 10:08 Uhr

Forschende entwickeln nachhaltige Klebstoffe aus Hühnerfedern

Bisher werden Klebstoffe meist noch aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl hergestellt, das könnte sich bald ändern. Ein Forschungsteam vom Fraunhofer IGB hat Kleber entwickelt, bei denen Hühnerfedern im Mittelpunkt stehen. Genauer geht es um das in den Federn enthaltene Keratin.

Federn

Federn sind ein wichtiges Ausgangsmaterial für eine ganz neue Art biobasierter Klebstoffe.

Foto: PantherMedia / krzysztof12

Federn statt Erdöl heißt die Devise bei neuen Klebstoffen, die Fraunhofer-Forschende gemeinsam mit Henkel entwickelt haben. Der biobasierte Rohstoff Keratin steht dabei im Mittelpunkt, der zum Beispiel in Hühnerfedern, aber auch in Krallen, Klauen oder Hufen von Tieren enthalten ist. Mit Keratin lassen sich eine Vielzahl unterschiedlicher Klebstoffe für verschiedene Anwendungsbereiche herstellen. Außerdem sind die Verfahren und Endprodukte nachhaltig, perfekt für eine bioinspirierte Kreislaufwirtschaft.

Klebstoffe sind fast überall

Klebstoffe halten Sportschuhe zusammen, sind in Smartphones, Bodenbelägen, Möbeln, Textilien und Verpackungen zu finden und halten sogar Autoscheiben. Kurzum: Klebstoffe sind fast überall. Experten kennen mehr als 1000 verschiedene Klebstoff-Varianten, mit denen sich fast jedes Material miteinander verbinden lässt. Wegen ihres geringen Gewichts eignen sie sich besonders für den Leichtbau.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

Im Gegensatz zu Schraubverbindungen, bei denen der Druck punktuell wirkt, verteilt sich der Druck bei Klebeverbindungen gleichmäßig, so dass sich die Oberflächen nicht verziehen. Klebstoffe korrodieren nicht und schützen wirksam vor Feuchtigkeit. Außerdem sind geklebte Flächen widerstandsfähiger gegen Vibrationen. Sie zeichnen sich durch geringe Kosten und einfache Verarbeitung aus.

Keratin statt Erdöl

Traditionell basieren Klebstoffe auf fossilen Rohstoffen wie Erdöl, doch das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB geht einen neuen Weg. Das Institut nutzt Federn, ein Nebenprodukt der Geflügelfleischproduktion, als alternative Rohstoffquelle.

Die Federn, die bisher größtenteils vernichtet oder zu Tierfutter verarbeitet wurden, enthalten das Strukturprotein Keratin. Es ist viel zu schade, es wegzuwerfen oder zu verfüttern. Keratin ist ein Biopolymer, das auch in Krallen, Klauen, Hufen und Federn vorkommt und diesen eine hohe Festigkeit verleiht.

Darum eignet sich Keratin so gut für die Klebstoff-Herstellung

Keratin ist ein umweltfreundliches Material, da es biologisch abbaubar ist. Seine einzigartige Struktur verleiht ihm besondere Eigenschaften, die es laut Forschungsteam ideal für die Herstellung von Klebstoffen machen. Die langkettigen Moleküle des Keratins ermöglichen aufgrund ihrer polymeren Struktur Vernetzungsreaktionen über funktionelle Gruppen.

Diese Reaktionen sind entscheidend, denn sie qualifizieren Keratin für die Herstellung verschiedenster Klebstoffe. „Die für Klebstoffe erforderlichen Merkmale sind im Ausgangsmaterial gewissermaßen schon angelegt und müssen nur freigelegt, modifiziert und formuliert werden“, sagt Projektleiter Dr. Michael Richter.

Auch interessant:

Neues Verfahren entwickelt und optimiert

In den vergangenen drei Jahren hat das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB gemeinsam mit Klebstoffhersteller Henkel am Projekt KERAbond gearbeitet. In diesem Projekt ging es um die Entwicklung von Spezialchemikalien aus maßgeschneiderten, funktionalen Keratinproteinen. Ziel des Projekts war es, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem Keratin aus Hühnerfedern gewonnen und in eine neuartige Chemikalie umgewandelt werden kann. Diese dient dann als Basis für die Herstellung maßgeschneiderter Klebstoffe.

Hühnerfedern werden einem enzymatischen Prozess unterzogen, bei dem langkettige Polymere bzw. Protein-Ketten via Hydrolyse in kurzkettige Polymere gespalten werden. Diese bilden die Grundlage für die Herstellung der Klebstoffe

Hühnerfedern werden einem enzymatischen Prozess unterzogen, bei dem langkettige Polymere bzw. Protein-Ketten via Hydrolyse in kurzkettige Polymere gespalten werden. Diese bilden die Grundlage für die Herstellung der Klebstoffe.

Foto: Fraunhofer IGB

Der Prozess beginnt mit der Sterilisierung, Reinigung und mechanischen Zerkleinerung der Federn aus den Schlachthöfen. Anschließend werden die langkettigen Proteine durch ein enzymatisches Verfahren in kleinere Einheiten gespalten, die die Grundlage für die spezielle Plattformchemikalie bilden. Mit dieser Chemikalie lassen sich dann Klebstoffe mit spezifischen Eigenschaften wie Aushärtezeit, Elastizität, Temperaturbeständigkeit und Festigkeit herstellen. Darüber hinaus ermöglicht sie die Herstellung verwandter Produkte wie Härter, Beschichtungen und Primer.

Ein wesentlicher Schritt war die Skalierung des Verfahrens für die industrielle Produktion, die am Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP in Leuna erfolgreich demonstriert wurde. Dabei wurde eine größere Menge Hühnerfedern verarbeitet, um zu zeigen, dass die Herstellung der Plattformchemikalie auf Keratinbasis auch im großen Maßstab wirtschaftlich möglich ist. Die so gewonnenen Materialien wurden bereits in ersten Versuchen sowohl am Fraunhofer IGB als auch bei Henkel erfolgreich eingesetzt.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.