Continental setzt auf mehr Nachhaltigkeit 09.09.2025, 17:30 Uhr

Continental macht Reifen aus Speiseöl

Das Ziel lautet: Mindestens 40 Prozent nachhaltiger Materialien sollen bis 2030 in Continentals Reifen stecken. Den Anfang machen Kautschuk und Harze aus gebrauchtem Speiseöl und Pflanzenöl, sowie weitere zirkuläre Zusatzstoffe. Der Reifenhersteller setzt dafür nachhaltig auf Kreislaufwirtschaft.

Überblick über die Bestandteile eines Autoreifens nach Angaben von Continental

Mehr als zwei Drittel eines Reifens bestehen aus Kautschuk, Weichmachern und Füllstoffen. Diese sollen bei Continental weitgehend aus nachhaltigen Materialien bestehen.

Foto: Continental AG

Continental beschleunigt die Entwicklung nachhaltiger Reifentechnologien und erhöht konsequent den Einsatz erneuerbarer und wiederverwerteter Rohstoffe. Während 2024 deren Anteil noch bei durchschnittlich 26 Prozent lag, plant der Konzern bis Ende 2025 einen Anstieg um weitere zwei bis drei Prozent. Ein ambitioniertes Ziel bis 2030 sieht sogar einen Anteil von mindestens 40 Prozent nachhaltiger Komponenten vor.

Dreh- und Angelpunkt bleiben Kautschuk und Harze, da beide Materialien maßgeblich die Leistungsfähigkeit und Sicherheit der Reifen beeinflussen. Die Reifenproduktion umfasst bis zu 100 verschiedene Rohstoffe, deren Kombinationen je nach Bauteil und Belastungsanforderung sorgfältig zusammengestellt werden. Besonders vielfältig sind die Kautschukmischungen, die teilweise mehr als 20 verschiedene Varianten in einem Reifentyp vereinen. Darin finden sich inzwischen verstärkt recycelte Inhalte sowie zirkuläre Harze, die unter anderem Elastizität, Griffigkeit und Energieeffizienz verbessern.

Reifen aus Speiseöl setzen Zeichen

Ein zentraler Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist die Weiterentwicklung synthetischen Kautschuks aus alternativen Quellen. Während Naturkautschuk traditionell eine tragende Rolle spielt, wächst die Bedeutung recycelter Materialien stetig. Bis zu 40 Prozent des Gesamtgewichts eines hochwertigen Reifens entfällt auf Kautschuk – entsprechend groß ist das Potenzial dieses Rohstoffs. Welche Kautschukvariante eingesetzt wird, hängt stark vom Bauteil ab: Naturkautschuk sichert vor allem die Robustheit und Langlebigkeit, während synthetischer Kautschuk die Bremsleistung und den Rollwiderstand optimiert. Continental kombiniert beide Varianten, nutzt aber immer stärker nachwachsende Alternativen. Besonders im Fokus steht Kautschuk, der aus gebrauchtem Speiseöl gewonnen wird. Diese Entwicklung eröffnet neue Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck zu verringern, ohne Abstriche bei Qualität und Leistung zu machen.

Jorge Almeida, Leiter Nachhaltigkeit im Reifenbereich von Continental, macht deutlich, dass Kreislaufwirtschaft der Kern der Unternehmensstrategie ist. „Wir drehen uns im Kreis – und das mit gutem Grund: Continental setzt mit Nachdruck auf die Kreislaufwirtschaft. Das ist unser Weg nach vorn.“ Die Aussage unterstreicht, dass das Unternehmen konsequent innovative Verfahren vorantreibt. So kommen in den Reifen zunehmend verschiedenste moderne Rohstoffe zum Einsatz, darunter Harze aus Pflanzenöl sowie synthetischer Kautschuk aus Speiseöl. Diese Lösungen sind nicht nur technisch ausgereift, sondern auch nach strengen Standards wie ISCC PLUS zertifiziert. Der Zertifizierungsprozess stellt sicher, dass ökologische Kriterien entlang der Wertschöpfungskette überprüfbar und transparent eingehalten werden. Damit schafft Continental Vertrauen bei Kundinnen und Kunden sowie Partnerinnen und Partnern, die gleichermaßen Wert auf Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit legen.

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Reifen aus Speiseöl und neue Harze

Kautschuk bleibt weltweit unverzichtbar, da nahezu jedes Fahrzeug – vom Pkw über Fahrräder bis hin zu schweren Baumaschinen – auf Gummireifen angewiesen ist. Continental setzt dabei gezielt auf eine Mischung beider Kautschukformen. Naturkautschuk wird vor allem dort eingesetzt, wo extreme Belastbarkeit gefordert ist, etwa in Lkw-Reifen. Charakteristisch ist seine einzigartige Dehnungskristallisation, die für hohe Schlagfestigkeit sorgt und bisher nicht künstlich reproduziert werden kann. Synthetischer Kautschuk ergänzt diese Eigenschaften durch optimierte Performance, insbesondere beim Bremsen und Rollwiderstand. Continental integriert dabei zunehmend nachhaltigere Varianten, darunter Pyrolyseöl aus Altreifen oder eben Recycling-Öl aus Speiseöl. Das Unternehmen erweitert so gezielt den Anteil nachhaltiger Komponenten. Durch Partnerschaften mit zertifizierten Lieferanten wird sichergestellt, dass der gesamte Prozess von der Rohstoffgewinnung bis zur Produktion transparent nach Standards nachweisbar bleibt.

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Ein weiterer Eckpfeiler sind moderne zirkuläre Harze. Sie spielen eine ausschlaggebende Rolle für die Elastizität und Stabilität der Reifenmischungen. Harze ermöglichen es, dass Reifen bei unterschiedlichen Belastungen zuverlässig funktionieren und gleichzeitig Rollwiderstand sowie Abrieb minimiert werden. Damit beeinflussen sie indirekt auch den Energieverbrauch eines Fahrzeugs. Continental setzt bereits Harze ein, die auf nachwachsenden Rohstoffen wie Pflanzenöl oder recyceltem Speiseöl basieren. Alle diese Materialien sind nach ISCC PLUS-Standard zertifiziert, wodurch sich ihre Herkunft lückenlos nachvollziehen lässt. Mit innovativen Harzlösungen gelingt Continental der Schritt von einer konventionellen hin zu einer konsequent zirkulären Rohstoffnutzung.

Nachhaltige Zusatzstoffe sichern Qualitätsstandards

Neben Kautschuken und Harzen stehen auch weitere Zusatzstoffe im Fokus. Sie schützen die Gummimischungen vor Alterungseinflüssen wie Sauerstoff oder Hitze, die während der Vulkanisierung auftreten. Continental verwendet hier als erster Hersteller das ISCC PLUS-zertifizierte TMQ-Additiv. Es erfüllt dieselben Leistungsanforderungen wie die konventionellen Varianten, verursacht aber einen deutlich geringeren CO2-Ausstoß – laut Lebenszyklusanalysen mindestens 30 Prozent weniger. Grundlage bildet dabei biozirkuläres Aceton, das aus Abfällen biologischen Ursprungs stammt. Auch hier spielt recyceltes Speiseöl eine zentrale Rolle als Ausgangsstoff.

Möglich wird diese tiefgreifende Transformation durch den Massenbilanzansatz. Dieses Verfahren erlaubt es, fossile, recycelte und erneuerbare Rohstoffe innerhalb bestehender Produktionsprozesse zu mischen und anschließend bilanziell zu erfassen. Auf dieser Grundlage lässt sich der Anteil nachhaltiger Materialien eindeutig einzelnen Produkten zuordnen. Continental nutzt dieses System systematisch, um den steigenden Anteil nachwachsender Rohstoffe transparent zu dokumentieren. „Der Massenbilanzansatz ermöglicht es uns, die Komplexität und den Einsatz des Rohstoff-Portfolios an vielen Produktionsstandorten in verschiedensten Märkten effizient zu steuern“, erläutert Matthias Haufe, Leiter Materialentwicklung und Industrialisierung bei Continental. Damit bestätigt das Unternehmen, dass eine stufenweise, nachvollziehbare Steigerung des Nachhaltigkeitsanteils möglich ist.

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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