Wolfsburg: VW-Personalchef muss gehen – trotz Top-Leistung?
Der Personalchef Gunnar Kilian verlässt den VW-Vorstand mit sofortiger Wirkung. Das teilte der Konzern am Freitag mit.

Foto: Volkswagen AG
Der Personalchef Gunnar Kilian verlässt den VW-Vorstand mit sofortiger Wirkung. Das teilte der Konzern am Freitag mit. Der Aufsichtsrat fasste einen entsprechenden Beschluss. Grund dafür seien „unterschiedliche Vorstellungen bei der Steuerung von Beteiligungsgesellschaften“, heißt es.
Kilian war seit 2018 Arbeitsdirektor und verantwortete von 2020 an auch den Geschäftsbereich Trucks. Nach Jahren als Konzernpersonalchef und zahlreichen Berg- und Talfahrten scheint seine Zeit an der Konzernspitze nun vorbei zu sein.
Laut VW ist ein Bündel an Gründen dafür verantwortlich. Dazu zählen laut Konzern grundsätzliche Differenzen bei zentralen Themen. Für die Arbeitnehmerseite ist jedoch entscheidend, dass dem 50-Jährigen der nötige Rückhalt für eine Vertragsverlängerung fehlte.
Nachfolge noch nicht geklärt
Bis seine Nachfolge geklärt ist, sieht die Übergangslösung bei Volkswagen so aus: Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen Pkw, übernimmt als Mitglied des Konzernvorstands kommissarisch das Personal-Ressort und die Funktion des Arbeitsdirektors.
Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Marke Volkswagen Pkw, rückt in diesem Zuge zusätzlich in die erweiterte Konzernleitung auf und übernimmt zusätzlich die Zuständigkeit für den Bereich Personal.
Plötzliche Trennung eines verdienten Managers irritiert
Irritierend sind jedoch die Aussagen aus den oberen VW-Kreisen. Einerseits wird Kilian überschwänglich gelobt, man habe ihm vonseiten VWs viel zu verdanken. Die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo lobt etwa: „Gunnars Weitblick und sein beeindruckendes internes wie externes Netzwerk haben Volkswagen mehr als einmal entscheidende Vorteile verschafft. Das und vieles mehr werden von uns rückblickend sehr geschätzt.“ Sie schiebt jedoch hinterher: „Dennoch müssen wir mit Fokus nach vorne feststellen: In der Funktion des Arbeitsdirektors ist es nun an der Zeit für einen personellen Neuanfang.“
In einem internen Schreiben heißt es bei VW, Gunnar Kilian „hat eine Ausnahmekarriere hingelegt. In seine Zeit im Konzernbetriebsrat fielen Meilensteine wie der Übernahmeversuch durch Porsche, der Kampf um das VW-Gesetz, die Bündelung der Nutzfahrzeug-Sparte, die Dieselkrise und der Zukunftspakt.“
Historischer Tabubruch
Warum dann die plötzliche Trennung? Cavallo: „In den vergangenen Monaten gab es mehrere Anlässe, die den gemeinsamen Blick nach vorne erschwerten. Einer davon ist, dass Gunnar Kilians Name immer mit dem Aufkündigen unserer Tariffamilie im vergangenen Jahr verbunden sein wird.“ Das wurde als historischer Tabubruch empfunden. „Wohlüberlegt kamen wir zu dem Schluss: Nein. Es geht nicht weiter“, sagt Cavallo.
Die Suche nach Kilians Nachfolger läuft bereits an. Dabei ist eine schnelle Lösung laut Cavallo nicht entscheidend: „Bei der Suche ist Qualität sicherlich wichtiger als Tempo.“
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