Entlastung oder Staufalle? 04.03.2025, 07:31 Uhr

Umweltschutz: Paris führt Fahrspur für Fahrgemeinschaften ein

Neue Umweltspur in Paris: Fahrgemeinschaften, Busse und Taxis erhalten Vorrang. Verbessert das die Luftqualität oder führt es zu mehr Staus?

Champs Elysee

Auf der Champs Elysee gibt es noch keine eigene Fahrspur für Fahrgemeinschaften, dafür auf der Pariser Stadtautobahn.

Foto: PantherMedia / Givaga (YAYMicro)

Paris geht neue Wege, um die Verkehrssituation und Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen. Seit Kurzem ist eine der Spuren auf der stark frequentierten Stadtautobahn Boulevard Périphérique während der Hauptverkehrszeiten ausschließlich für Fahrgemeinschaften, Taxis und Busse reserviert. Die Maßnahme soll nicht nur den CO2-Ausstoß senken, sondern auch den Verkehrsfluss verbessern. Doch nicht alle sind überzeugt.

Warum eine Umweltspur?

Täglich passieren etwa 1,5 Millionen Fahrzeuge den 35 Kilometer langen Autobahnring um Paris. Die Belastung durch Feinstaub ist dort bis zu 2,5-mal höher als in anderen Teilen der Stadt. Insbesondere die rund 550.000 Anwohnenden sind von der schlechten Luftqualität betroffen. Die Stadtverwaltung hofft, mit der neuen Regelung die Umweltbelastung zu reduzieren und Fahrgemeinschaften zu fördern.

Wo gilt die neue Regelung?

Neben der Périphérique betrifft die Neuerung auch zwei weitere wichtige Autobahnen:

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Damit sind auch Reisende aus Deutschland betroffen, wenn sie mit dem Auto nach Paris fahren.

Kritik: Mehr Stau statt Entlastung?

Nicht alle teilen die Euphorie der Stadtverwaltung. Die Autofahrenden-Organisation „40 Millions d’Automobilistes“ hat eine Petition gegen die Umweltspur gestartet. Sie argumentiert, dass die Maßnahme zu noch mehr Staus auf den verbleibenden Spuren führen werde. „Die Einrichtung einer Spur für Fahrgemeinschaften wird nur zu noch mehr Staus auf den anderen Spuren führen und die ohnehin schon dramatische Situation auf der Ringstraße mit Sicherheit noch verschärfen“, heißt es in einer Stellungnahme der Organisation.

Besonders betroffen sind Pendelnde aus dem Pariser Umland. Viele von ihnen sind auf das Auto angewiesen, da öffentliche Verkehrsmittel nicht immer eine Alternative darstellen. Die Kritiker bezeichnen die Fahrspur als „unverantwortliche Restriktion“, die das Leben vieler Menschen erschwere.

Bereits bestehende Maßnahmen gegen Luftverschmutzung

Paris kämpft schon seit Jahren mit zu hohen Emissionswerten. Erst im Oktober wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Périphérique von 70 auf 50 km/h gesenkt. Während der Olympischen Spiele im vergangenen Jahr war bereits testweise eine Spur für Teilnehmerinnen und Teilnehmer reserviert worden. Zudem sind die Parkgebühren für SUVs und andere große Fahrzeuge stark angehoben worden.

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Zusätzlich wurden kurzfristig weitere Maßnahmen ergriffen, als kürzlich eine starke Feinstaubbelastung festgestellt wurde. Die Behörden warnten vor gesundheitlichen Risiken und rieten der Bevölkerung, körperliche Anstrengungen im Freien zu vermeiden. Besonders betroffen sind Kinder, ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen.

Wie wird die neue Spur überwacht?

Die Nutzung der reservierten Spur wird durch moderne Technologie kontrolliert. In einer ersten Phase werden Autofahrende, die gegen die Regelung verstoßen, lediglich durch elektronische Hinweistafeln gewarnt. Ab dem 1. Mai droht jedoch ein Bußgeld von 135 Euro. Eine KI-gestützte Überwachung erkennt Fahrzeuge mit nur einer Person an Bord und registriert Verstöße automatisch.

Frankreich testet das Konzept der Umweltspur nicht nur in Paris. Auch in Städten wie Straßburg, Grenoble, Rennes, Lyon, Lille und Nantes gibt es bereits ähnliche Regelungen. Die Fahrbahnen sind mit einem neuen Verkehrszeichen gekennzeichnet: einer weißen Raute auf blauem Grund.

Fazit: Hilft die Umweltspur wirklich?

Ob die Maßnahme langfristig die Luftqualität verbessert oder den Verkehr nur weiter verlangsamt, bleibt abzuwarten. Befürworterinnen und Befürworter sehen darin eine Chance, den Individualverkehr zu reduzieren. Kritikerinnen und Kritiker hingegen warnen vor noch größeren Problemen im Pendlerverkehr.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich das Konzept bewährt. Sollte es erfolgreich sein, könnten weitere europäische Städte nachziehen. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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