Pläne vorgestellt 30.04.2025, 12:00 Uhr

Toyota plant selbstfahrende Autos für alle – sind wir bereit dafür?

Toyota will zusammen mit Waymo selbstfahrende Autos für jedermann entwickeln. Doch sind wir überhaupt bereit für diese neue Technologie?

autonomes Fahren

Seit vielen Jahren wird am autonomen Fahren geforscht, doch noch immer gibt es viele Hürden, die ein selbstfahrendes Auto für jedermann verhindern. Toyoto und Waymo wollen das ändern.

Foto: PantherMedia / chesky_w

Waymo, die auf selbstfahrende Autos spezialisierte Schwesterfirma von Google, arbeitet bereits seit Jahren an der Zukunft der Mobilität. Ihre Robotaxis fahren in mehreren Städten der USA bereits ohne menschliche Fahrerin oder menschlichen Fahrer. Jetzt geht das Unternehmen den nächsten Schritt. Gemeinsam mit dem japanischen Autobauer Toyota plant Waymo, autonomes Fahren auch für den Privatbesitz zu ermöglichen. Ob die Autos dann irgendwann auch in Deutschland fahren, steht jedoch noch in den Sternen.

Autonome Fahrten: Heute schon Alltag in US-Metropolen

Die Robotaxis von Waymo sind keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Phoenix, San Francisco oder Los Angeles fahren die autonomen Fahrzeuge bereits täglich Passagiere – ganz ohne jemandem am Steuer. Pro Woche absolviert Waymo über 250.000 Fahrten, bei denen Menschen sich von der KI sicher ans Ziel bringen lassen. Grundlage dafür ist eine Kombination aus Kamera-, Radar- und besonders leistungsstarken Laser-Sensoren, den sogenannten Lidarsystemen.

Derzeit nutzt Waymo vor allem umgebaute Elektrofahrzeuge von Jaguar für seinen Fahrdienst. Zwar verfügen diese Autos weiterhin über Lenkräder und Pedale, aber der Platz hinter dem Steuer bleibt unbesetzt. In einer nächsten Ausbaustufe sollen Fahrzeuge der chinesischen Marke Zeekr zum Einsatz kommen – ausgestattet mit Waymos eigener Elektronik.

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Ziel: Selbstfahrende Autos im Privatbesitz

Mit der neuen Kooperation mit Toyota betritt Waymo nun neues Terrain. Ziel ist es, gemeinsam eine Plattform für selbstfahrende Fahrzeuge zu entwickeln, die sich auch für Privatpersonen eignet. Dafür soll Toyotas Fahrzeugtechnologie mit den autonomen Systemen von Waymo kombiniert werden. Welche Modelle konkret umgerüstet oder neu entwickelt werden, ist bislang nicht öffentlich bekannt.

In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es, man wolle gemeinsam „ausloten, wie die Technologie der nächsten Fahrzeuggenerationen aussehen kann“. Deutlich wird: Toyota bringt das Know-how aus Jahrzehnten Fahrzeugbau mit, Waymo steuert das fortschrittliche autonome System bei. Die Kombination könnte die Entwicklung autonomer Autos deutlich beschleunigen.

Konkurrenzkampf mit Tesla spitzt sich zu

Mit diesem Vorstoß gerät Waymo stärker in direkte Konkurrenz zu Tesla. Dessen Chef Elon Musk behauptet seit Jahren, dass seine Fahrzeuge bereits über alle notwendigen Komponenten für vollautonomes Fahren verfügen – allein durch Kameras, ohne den Einsatz von Laser-Radar. Laut Musk genügt ein Software-Update, um Teslas Autos zu Robotaxis zu machen.

Er kündigte an, im Juni in Austin (Texas) mit 10 bis 20 Fahrzeugen einen eigenen Robotaxi-Dienst zu starten. Außerdem sprach Musk davon, dass Tesla mittelfristig 90 % des Robotaxi-Markts übernehmen könne.

Viele Fachleute und Mitbewerbende äußern jedoch Zweifel. Denn während Tesla sich ausschließlich auf Kameras verlässt, setzen Unternehmen wie Waymo oder Amazon-Tochter Zoox zusätzlich auf Lidarsysteme. Diese Sensoren arbeiten mit Lasertechnik und erstellen dreidimensionale Abbildungen der Umgebung. Dadurch erkennen autonome Fahrzeuge Hindernisse, Fußgänger oder andere Fahrzeuge auch bei schwierigen Lichtverhältnissen zuverlässig.

Amazon und Zoox als weitere Mitstreiter

Auch Amazon mischt im Markt für selbstfahrende Autos mit. Die eigene Robotaxi-Firma Zoox entwickelt ein völlig neues Fahrzeugkonzept. Anders als herkömmliche Autos kommt es ohne Lenkrad und Pedale aus. Stattdessen gibt es vier gegenüberliegende Sitzplätze – ähnlich wie in einer kleinen Kabine. Diese Fahrzeuge sollen unter anderem in Las Vegas und San Francisco unterwegs sein.

Auch Zoox setzt auf eine Kombination aus Kameras, Radar und Lidar. Ziel ist ein möglichst zuverlässiges, sicheres System, das ganz ohne menschliches Eingreifen fahren kann.

Kommt bald ein Toyota mit Waymo-Technik?

Ob und wann ein privat nutzbares, selbstfahrendes Auto mit Waymo-Technologie auf den Markt kommt, bleibt derzeit offen. Klar ist: Der Schritt von Robotaxis zu Privatfahrzeugen stellt neue Anforderungen. Privatleute nutzen ihre Autos anders als Fahrdienste. Das autonome System muss daher flexibel auf sehr unterschiedliche Fahrbedingungen und Situationen reagieren können.

Ein weiterer Aspekt ist die rechtliche Seite. Während Robotaxis in bestimmten Städten bereits genehmigt sind, fehlt in vielen Regionen noch der rechtliche Rahmen für Privatpersonen, die autonome Fahrzeuge nutzen möchten. Dazu kommen Fragen der Haftung, der Wartung und der Software-Updates.

Lizenzverhandlungen: Tesla bleibt vage

Elon Musk hatte bereits vor einiger Zeit angekündigt, mit einem großen Autohersteller über eine Lizenzvergabe des eigenen Assistenzsystems „Autopilot“ zu sprechen. Bisher gibt es allerdings keine konkreten Informationen darüber, wer dieser Partner sein könnte – oder ob es überhaupt zu einer Einigung kommt.

Im Gegensatz dazu setzen Waymo und Toyota auf eine enge technische Kooperation. Hier geht es nicht nur um Software, sondern um die gemeinsame Entwicklung einer neuen Fahrzeugplattform. Diese könnte mittelfristig zu serienreifen Autos führen, die ohne menschliches Zutun im Alltag bestehen können.

Was autonomes Fahren überhaupt bedeutet

Beim autonomen Fahren wird zwischen verschiedenen Stufen unterschieden:

  • Level 2: Teilautomatisiertes Fahren, das Fahrerin oder Fahrer jederzeit zur Überwachung verpflichtet.
  • Level 3: Das Auto fährt selbstständig, der Mensch muss aber eingreifen können.
  • Level 4: Vollautomatisiertes Fahren in bestimmten Bereichen, bei dem kein Eingreifen notwendig ist.

 

Autonomes Fahren in Deutschland – aktueller Stand

​Während Unternehmen wie Waymo und Toyota in den USA bereits an der Integration autonomer Technologien in Privatfahrzeuge arbeiten, verläuft die Entwicklung in Deutschland zurückhaltender. Trotz eines fortschrittlichen Rechtsrahmens und laufender Pilotprojekte sind vollautonome Fahrzeuge hierzulande noch nicht im Alltag angekommen.​

Gesetzlicher Rahmen: Deutschland als Vorreiter

Deutschland hat 2021 als erstes Land weltweit einen umfassenden Rechtsrahmen für autonomes Fahren geschaffen. Seitdem dürfen autonome Fahrzeuge ohne physisch anwesende Fahrerin oder Fahrer am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen – allerdings nur in festgelegten und vorab genehmigten Betriebsbereichen. Diese Regelung ermöglicht den Einsatz autonomer Fahrzeuge in bestimmten Szenarien, etwa im Shuttle-Verkehr oder zwischen Logistikzentren. ​

Vorsichtiger Ansatz der Hersteller

Deutsche Automobilhersteller investieren in die Entwicklung autonomer Fahrfunktionen, gehen dabei jedoch vorsichtig vor. Mercedes-Benz beispielsweise bietet mit dem „Drive Pilot“ ein Level-3-System an, das auf Autobahnen bei Geschwindigkeiten bis zu 95 km/h die Fahraufgabe übernehmen kann. BMW erhielt 2023 die Zulassung für ein teilautonomes System in der 5er-Limousine, das bis zu 130 km/h erlaubt. ​

Diese Systeme sind jedoch auf bestimmte Bedingungen und Streckenabschnitte beschränkt. Ein flächendeckender Einsatz autonomer Fahrzeuge im Privatbereich ist derzeit nicht absehbar.

Erste Pilotprojekte

Neben den Entwicklungen der Hersteller laufen in Deutschland verschiedene Pilotprojekte im öffentlichen Verkehr. So testet Volkswagen mit Moia autonome Shuttles in Städten wie Hamburg und München. Auch kleinere autonome Busse, wie der Easymile EZ10, werden in verschiedenen Regionen erprobt. ​

Die ZF Mobility Solutions hat nach eigenen Angaben vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) im März 2025 die Genehmigung erhalten, ein Level-4-System für das autonome Fahren (AD) deutschlandweit auf öffentlichen Straßen zu erproben.

Diese Projekte konzentrieren sich vor allem auf den öffentlichen Nahverkehr und sollen langfristig zur Reduzierung des Individualverkehrs beitragen.

Ein Blick nach China

China gehört weltweit zu den treibenden Kräften bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Die dortigen Hersteller – darunter Xiaomi, Xpeng, BYD und Nio – investieren intensiv in eigene Fahrassistenzsysteme, Prozessoren und KI-Software. Das Ziel ist klar: mehr Unabhängigkeit von ausländischen Zulieferern und schnellere Umsetzung technischer Innovationen. Besonders gefragt ist automatisiertes Fahren in Chinas Städten, wo Fahrerinnen und Fahrer entlastet werden sollen.

Ein tödlicher Unfall mit einem Xiaomi SU7 im März 2025 brachte jedoch die Risiken dieser Technologie in den Fokus. Das Fahrzeug prallte im Fahrassistenzmodus mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Absperrung, drei Menschen kamen ums Leben. Daraufhin verschärfte die chinesische Regierung die Regeln deutlich: Begriffe wie „autonomes Fahren“ oder „intelligentes Fahren“ sind in der Werbung verboten, neue Software darf nur noch nach gründlicher Prüfung eingesetzt werden. Ziel ist es, überzogene Erwartungen bei der Kundschaft zu vermeiden und die Sicherheit zu erhöhen.

Autonomes Fahren weiter fest im Blick

Trotz dieser Einschränkungen halten chinesische Autobauer an ihren ambitionierten Plänen fest. Während Systeme der Stufe 2++ bereits viele Funktionen wie Spurwechsel oder Einparken übernehmen können, ist die Einführung von Robotaxis auf Level 4 bereits in Pilotprojekten geplant. Besonders in Metropolen wie Peking und Guangzhou sollen diese Fahrzeuge getestet werden.

China gehört weltweit zu den treibenden Kräften bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Die dortigen Hersteller – darunter Xiaomi, Xpeng, BYD und Nio – investieren intensiv in eigene Fahrassistenzsysteme, Prozessoren und KI-Software. Das Ziel ist klar: mehr Unabhängigkeit von ausländischen Zulieferern und schnellere Umsetzung technischer Innovationen. Besonders gefragt ist automatisiertes Fahren in Chinas Städten, wo Fahrerinnen und Fahrer entlastet werden sollen.

(mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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