Tata übernimmt Iveco
Die indische Tata-Gruppe hat den italienischen Lkw-Hersteller Iveco übernommen, um ihre Präsenz im europäischen Nutzfahrzeugmarkt auszubauen. Mit einer Investition von 3,8 Mrd. € möchte Tata die Wettbewerbsfähigkeit auf globaler Ebene stärken.

Italienische Lkw der Marke Iveco gehören jetzt zur indischen Tata-Gruppe.
Foto: picture alliance/dpa/Christian Charisius
Bisher sind Tata-Lkw vor allem in Indien und anderen Entwicklungsländern bekannt. Durch die Übernahme von Iveco strebt Tata an, auch in Europa eine bedeutende Rolle zu spielen. Im vergangenen Jahr erzielte Iveco drei Viertel seines Umsatzes in Europa, ist jedoch der kleinste Lkw-Hersteller auf dem Kontinent. Tata sieht die Übernahme als Chance, die eigene Position auf dem europäischen Kontinent auszubauen und mit Größen wie Volvo und Daimler Truck mitzuhalten.
Gemeinsames Nutzfahrzeug-Geschäft und technische Synergien
Das gemeinsame Nutzfahrzeug-Geschäft von Tata und Iveco – ohne das Militärgeschäft – erwirtschaftete in Europa die Hälfte des Umsatzes von 22 Mrd. €. Weitere Umsätze entfallen auf Indien (35 %) sowie Nord- und Südamerika (15 %). Tata plant, von der Entwicklung im Bereich Elektro-Lkw und Getriebe bei Iveco zu profitieren, um technologische Fortschritte zu erzielen. Vor der Übernahme soll Ivecos Militärgeschäft für 1,7 Mrd. € an den italienischen Rüstungskonzern Leonardo verkauft werden. Damit will Tata die Abspaltung des Militärsegments vollziehen. Leonardo plant, die Verteidigungssparte an Rheinmetall weiterzugeben, da Leonardo ursprünglich gemeinsam mit Rheinmetall die Übernahme geplant hatte, sich aber letztlich für einen alleinigen Weg entschied.
Tata kauft sich strategisch auf den europäischen Kontinent ein
Für Tata ist die Übernahme die größte seit 2008, als das Unternehmen Jaguar Land Rover von Ford kaufte. Die Transaktion soll durch Kredite und eine Kapitalerhöhung um rund 1 Mrd. € in den nächsten 18 Monaten finanziert werden. Tata plant, Iveco-Lkw künftig auch in Indien zu verkaufen und im Gegenzug Tata-Lastwagen in Südamerika anzubieten. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni begrüßte den Einstieg von Tata als „ausländisches Qualitätsinvestment“ und kündigte an, die Regierung werde auf den Erhalt von Arbeitsplätzen und Ressourcen achten. Die Metallgewerkschaft FIOM kritisierte, dass sie vorher nicht eingebunden wurde. Der neue Iveco-Chef Olof Persson versicherte, Tata wolle die Identität, das Produktionsnetz und die Belegschaft von Iveco bewahren.
Agnelli-Familie verabschiedet sich vom Nutzfahrzeug-Geschäft
Der Verkauf markiert den Ausstieg der Industriellenfamilie Agnelli aus dem Nutzfahrzeug-Segment. Iveco wurde 1975 unter Fiat-Führung gegründet und ging auch aus der deutschen Magirus Deutz hervor. Die Holding Exor verkauft ihren Anteil von 27 % an Tata, wobei die Aktionäre vor dem Verkauf eine Sonderausschüttung von 5,50 € bis 6,00 € je Aktie erhalten sollen. Nach dem Verkauf werden die Iveco-Aktien vom Kurszettel gestrichen.
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