Kreuzfahrten 20.07.2025, 16:04 Uhr

Meyer Turku übergibt Star of the Seas: Was das Riesenschiff kann

Meyer Werft Turku liefert Star of the Seas aus – das neue Mega-Schiff von Royal Caribbean startet Richtung Karibik.

Star of the Seas

Die „Star of the Seas“ verlässt am Abend des 17. Juli 2025 die Werft in Turku – auf dem Weg nach Spanien und weiter nach Florida.

Foto: picture alliance / Ritzau Scanpix | Thomas Sjoerup

Die „Star of the Seas“ ist auf dem Weg in ihr neues Revier. Am Donnerstagabend hat eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt die Meyer-Werft im finnischen Turku verlassen. Es ist der Auftakt für die letzte Etappe vor dem offiziellen Start in Florida. Zuvor stehen noch Nacharbeiten in Spanien an. Mit über 360 Metern Länge, Platz für 7.600 Gäste und LNG-Antrieb zählt der Neubau zur technisch fortschrittlichsten Schiffsklasse auf dem Markt – und soll Familienkreuzfahrten neu definieren.

Ein Schiff der Superlative sticht in See

Am späten Donnerstagabend war es so weit: Die „Star of the Seas“ hat die Meyer-Werft im finnischen Turku verlassen. Der Neubau zählt zu den größten Kreuzfahrtschiffen, die je gebaut wurden. Mit 365 Metern Länge und 65 Metern Breite bietet er Platz für bis zu 7.600 Passagierinnen und Passagieren – und beherbergt zusätzlich eine Crew von rund 2.350 Menschen. Damit sind bei voller Auslastung etwa 10.000 Menschen an Bord.

Bereits am 10. Juli 2025 hatte Royal Caribbean International das Schiff offiziell übernommen. Die Überfahrt in Richtung Spanien markiert den Beginn der letzten Ausrüstungsarbeiten. Erste Station: Cádiz in Andalusien. Dort werden unter anderem noch echte Pflanzen im sogenannten Central Park eingebracht. Nach jetzigem Stand soll das Schiff Cádiz am 24. Juli erreichen – ein Zwischenstopp, der zunächst wegen eines Tarifkonflikts auf der spanischen Navantia-Werft gefährdet war.

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Beobachtende an der Küste von Turku erlebten einen besonderen Moment: Die hell erleuchteten Kabinen bildeten den Schriftzug „Star of the Seas“, als das Schiff lautlos in die Nacht glitt. Zahlreiche Menschen hatten sich versammelt, um das Auslaufen mit eigenen Augen zu sehen. „Wir beobachten schon seit unserer Kindheit Schiffe“, sagte Rasmus Laakso aus Espoo. „Das Schiff mit seinem Namen an der Seite beleuchtet zu sehen, war wirklich etwas Besonderes.“

Herausforderung Brückendurchfahrt: Nur Zentimeter Spielraum

Bevor die „Star of the Seas“ die offene See erreichen konnte, musste sie durch eine Engstelle, die auch für erfahrene Nautiker*innen kein Routine-Manöver darstellt: die Beltbrücke bei Korsør in Dänemark. Diese Brücke hat eine feste Durchfahrtshöhe von 65 Metern – eigentlich zu niedrig für das neue Flaggschiff von Royal Caribbean, das ursprünglich fast 70 Meter hoch ist.

Um dennoch passieren zu können, waren technische Anpassungen notwendig. Die Werft kürzte vorübergehend die Schornsteine der sechs Wärtsilä-Motoren. Auch half der natürliche Tidenhub: Am Nachmittag des 19. Juli herrschte im Großen Belt ein günstiger Wasserstand. Gegen 14.30 Uhr passierte das Schiff ohne Zwischenfälle die Brücke. Aufrecht und in voller Höhe hätte es dort nicht durchgepasst.

Technische Daten: Star of the Seas

  • Länge: 365 Meter
  • Breite: 65 Meter
  • Vermessung: ca. 248.663 BRZ
  • Antrieb: Flüssigerdgas (LNG)
  • Kabinen & Suiten: 2.805
  • Maximale Gästezahl: bis zu 7.600
  • Crewstärke: rund 2.350 Personen
  • Baujahr: 2025
  • Werft: Meyer Turku (mit Beteiligung von Papenburg und Rostock)
  • Reederei: Royal Caribbean International
  • Flagge: Bahamas
  • Heimathafen: Port Canaveral, Florida

 

Hafen von Cádiz als Ziel

Nach der Passage durch den Fehmarnbelt setzte das Schiff seinen Kurs nach Süden fort. Ziel ist der Hafen von Cádiz, wo die vorübergehend entfernten oder modifizierten Bauteile wieder in ihren Originalzustand versetzt werden. Erst dann ist das Schiff wieder in seiner endgültigen Konfiguration einsatzbereit für den Atlantik.

Der Aufwand verdeutlicht, wie sehr das Design der Icon-Klasse an die physikalischen Grenzen maritimer Infrastruktur stößt. Die Routenführung der „Star of the Seas“ muss künftig auf Brückendurchfahrten und Hafeninfrastruktur Rücksicht nehmen – nicht jeder Hafen kann ein Schiff dieser Dimension aufnehmen.

Neues Kapitel auf dem Kreuzfahrtmarkt

Die „Star of the Seas“ gehört zur sogenannten Icon-Klasse – einer Serie besonders großer Kreuzfahrtschiffe von Royal Caribbean. Bereits mit dem ersten Schiff dieser Klasse, der „Icon of the Seas“, hatte die Reederei ein neues Kapitel auf dem Kreuzfahrtmarkt aufgeschlagen. Nun folgt mit der „Star“ der nächste Schritt.

An Bord erwartet die Gäste eine Kombination aus Erlebniszonen, Unterhaltung und Rückzugsräumen. Das Schiff ist in acht sogenannte „Neighborhoods“ unterteilt, darunter die Chill Island mit mehreren Pools, das Familienareal Surfside oder das AquaDome mit Wassershows. Für Gäste, die lieber ruhigere Ecken bevorzugen, bietet der Central Park grüne Oasen – mit tausenden echten Pflanzen, die in Cádiz an Bord gebracht werden.

Wasserpark auf dem Oberdeck

Ein technisches Highlight ist der Wasserpark auf dem Oberdeck. Laut Reederei handelt es sich um den größten auf See. Hinzu kommen interaktive Spielzonen, ein Theater im Stil eines Supper-Clubs namens „Lincoln Park“ mit Livemusik und Dinner-Erlebnis sowie rund 40 Restaurants und Bars.

Royal Caribbean betont, dass die „Star of the Seas“ gezielt für Familien konzipiert sei. Dabei sollen Kinder, Jugendliche und Eltern jeweils auf ihre Weise angesprochen werden. Es gibt Rückzugsräume für Erwachsene ebenso wie abenteuerliche Bereiche für jüngere Gäste.

Noch nicht emissionsfrei

Auch die Technik spielt eine zentrale Rolle. Das Schiff fährt mit Flüssigerdgas (LNG), einem aktuell als vergleichsweise emissionsarm geltenden Kraftstoff. Unterstützt wird der Antrieb durch moderne Abwärmenutzung, effiziente Wasseraufbereitung und digitale Systeme für Müll- und Energie-Management. Damit will Royal Caribbean den ökologischen Fußabdruck der Reisen reduzieren. Ganz emissionsfrei ist die Fahrt dennoch nicht – doch die Richtung sei klar, so die Werft.

„Das Schiff ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Umweltfreundlichkeit“, erklärte Casimir Lindholm, CEO von Meyer Turku. Die Erfahrungen aus dem Bau des Schwesterschiffs seien direkt eingeflossen. „In guter Zusammenarbeit mit dem Kunden und unseren Netzwerkunternehmen konnten wir die Erfahrungen aus dem Bau des Prototyps nutzen und die Star in Rekordzeit und mit hoher Qualität fertigstellen.“

Von Finnland nach Florida: Auf direktem Kurs zum Heimathafen

Nach der Zwischenstation in Cádiz nimmt die „Star of the Seas“ Kurs auf Port Canaveral an der Ostküste Floridas. Dort wird sie langfristig stationiert. Von diesem Hafen aus beginnt das Schiff Ende August mit regulären Kreuzfahrten in die Karibik – jeweils siebentägige Reisen mit Stopps in der westlichen und östlichen Inselwelt. Geplant sind unter anderem Aufenthalte auf der privaten Insel „Perfect Day at CocoCay“, die von Royal Caribbean betrieben wird.

Bevor es so weit ist, steht noch ein symbolträchtiger Moment an: die Schiffstaufe. Sie soll von der US-amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Diana Ross vorgenommen werden – ein medienwirksames Ereignis, mit dem Royal Caribbean traditionell viel Aufmerksamkeit erzeugt.

Mitte August geht es Richtung Bahamas

Bereits Mitte August unternimmt das Schiff eine erste kurze Reise auf die Bahamas. Die eigentliche Jungfernfahrt folgt dann am 31. August. Damit beginnt für die „Star of the Seas“ die erste reguläre Saison – mit einer klaren Zielgruppe: Familien aus den USA, die auf hoher See mehr als nur Erholung suchen. Entertainment, Erlebnis und Komfort stehen im Zentrum des Konzepts.

Mit dem neuen Schiff will Royal Caribbean ihre Position auf dem amerikanischen Kreuzfahrtmarkt weiter ausbauen. Die Nachfrage nach Familienkreuzfahrten sei aktuell so hoch wie nie zuvor, betont das Unternehmen. Auch andere Reedereien – etwa MSC – drängen mit neuen Schiffen verstärkt in diesen Markt.

Ausblick: Mehr Schiffe, mehr Nachfrage – wie es mit der Icon-Klasse weitergeht

Die „Star of the Seas“ ist erst das zweite von mehreren geplanten Schiffen der Icon-Klasse. Bereits jetzt entsteht in Turku das nächste Schwesterschiff – die „Legend of the Seas“. Die Auslieferung ist für Sommer 2026 vorgesehen. Danach wird das Schiff zunächst ab Barcelona im Mittelmeer verkehren und im Winter in die Karibik wechseln. Ein viertes Schiff soll 2027 folgen, Optionen für weitere sind bereits vertraglich gesichert.

Die Gründe für diese Expansionspläne liegen in der Marktentwicklung: Die Nachfrage nach Kreuzfahrten, insbesondere im Familiensegment, steigt in den USA deutlich. Royal Caribbean reagiert mit wachsender Flotte – und modernisiert gleichzeitig Technik und Angebotsstruktur. Die Größe der Schiffe erlaubt es, eine Vielzahl unterschiedlicher Freizeit- und Rückzugsbereiche auf engem Raum unterzubringen. Damit lassen sich unterschiedliche Bedürfnisse parallel bedienen – ein Vorteil bei Reisen mit mehreren Generationen.

Auch aus europäischer Sicht ist die Entwicklung relevant. Am Bau der „Star of the Seas“ waren neben der Werft Meyer Turku auch die Meyer Werft in Papenburg und die Neptun Werft in Rostock beteiligt. In Papenburg entstanden unter anderem große Sektionen für den Aufbau. Die Fertigung dieser Schiffsklasse ist ein Gemeinschaftsprojekt, das über Landesgrenzen hinweg organisiert ist.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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