Mercedes bringt die Art-Deco-Ära zurück – elektrisch und smart
Retro trifft Zukunft: Das Showcar Mercedes-Benz Vision Iconic bringt Art Deco, KI und Sonnenenergie auf die Straße.
Der hochgezogene Kühlergrill des Mercedes-Benz Vision Iconic führt uns in die 1930er-Jahre zurück.
Foto: Mercedes-Benz AG
Mercedes-Benz schlägt ein neues Kapitel auf – und nennt es schlicht „ikonisch“. Mit dem Vision Iconic wagt der Hersteller nicht nur einen Blick in die Zukunft, sondern auch einen Schritt zurück in die eigene Geschichte. Das Showcar verbindet Retro-Charme mit Hochtechnologie. Es soll zeigen, wie sich Luxus, Nachhaltigkeit und Design künftig begegnen können. Oder, wie Mercedes es formuliert: eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Schon der erste Eindruck ist klar: Der Vision Iconic will nicht schreien – er will glänzen. Wörtlich. Denn selbst der Lack arbeitet hier mit.
Inhaltsverzeichnis
Solarlack: Wenn die Sonne den Akku lädt
Der Vision Iconic nutzt eine Technik, die bislang kaum jemand im Straßenverkehr gesehen hat: eine photovoltaisch aktive Lackschicht. Statt klassischer Solarzellen wird eine hauchdünne Paste aufgetragen, die Sonnenenergie einfängt – direkt auf der Karosserie. Mercedes spricht von einem Wirkungsgrad von 20 %. Klingt unspektakulär, ist es aber nicht: Unter idealen Bedingungen könnte ein Fahrzeug dieser Größe damit Energie für bis zu 12.000 Kilometer pro Jahr gewinnen.
Das Material kommt ohne Silizium oder Seltene Erden aus, lässt sich also einfacher recyceln. Damit könnte es eine Antwort auf eine der größten Fragen der Elektromobilität liefern: Woher kommt die Energie, wenn gerade keine Ladesäule in der Nähe ist?
Neuromorphic Computing: Denken wie das Gehirn
Auch im Inneren des Vision Iconic wird mit Energie gehaushaltet – und zwar auf ganz neue Weise. Das Schlagwort lautet Neuromorphic Computing. Dahinter steckt eine Rechenarchitektur, die sich am menschlichen Gehirn orientiert. Anstatt Daten linear abzuarbeiten, vernetzt sie Informationen wie Neuronen. Der Vorteil: weniger Stromverbrauch, kürzere Reaktionszeiten.
Im Alltag könnte das bedeuten, dass der Vision Iconic Verkehrssituationen schneller erkennt und darauf reagiert, bevor Sie als Fahrende überhaupt blinzeln. Mercedes rechnet damit, dass die Systeme bis zu 90 % energieeffizienter arbeiten als herkömmliche Prozessoren. Das ist kein Marketingversprechen, sondern eine plausible Entwicklung: Je mehr Fahrzeuge autonom unterwegs sind, desto wichtiger wird intelligente Energieverwaltung.

Auch von innen ist beim Vision Iconic alles Retro. Dabei steckt jede Menge fortschrittliche Technik unter der Haube.
Foto: Mercedes-Benz AG
Fahren oder fahren lassen?
Mercedes sieht den Vision Iconic als Wegbereiter für hochautomatisiertes Fahren der Stufe 4. Das bedeutet: Nach dem Auffahren auf die Autobahn kann das System vollständig übernehmen. Sie dürfen sich also zurücklehnen, lesen oder einen Film schauen – das Auto übernimmt den Rest, inklusive Einparken am Zielort.
Im Stadtverkehr kommt zunächst Level 2-Technik zum Einsatz. Diese assistiert beim Lenken, Beschleunigen und Bremsen – ohne, dass Sie das Steuer komplett loslassen müssen. Das System ist so ausgelegt, dass es sich in komplexe Verkehrsdynamiken einfügt. Mercedes nennt das „kooperatives Fahren“.
Markus Schäfer, Chief Technology Officer bei Mercedes-Benz, fasst es so zusammen: „Der Vision Iconic verkörpert unsere Vision für die Zukunft der Mobilität. Mit Innovationen wie Neuromorphic Computing, Steer-by-Wire, Solarlack und hochautomatisiertem Fahren Level 4 setzen wir neue Maßstäbe für das elektrische und digitale Zeitalter.“
Steer-by-Wire: Lenken ohne Lenksäule
Ganz analog fühlt sich das alles trotzdem nicht an – zumindest nicht im technischen Sinn. Denn im Vision Iconic gibt es keine direkte Verbindung mehr zwischen Lenkrad und Rädern. Stattdessen übermitteln Sensoren und Steuergeräte die Lenkbewegungen elektronisch. Das nennt sich Steer-by-Wire.
Der Vorteil: weniger Bauteile, mehr Designfreiheit im Innenraum und ein völlig neues Lenkgefühl. In Kombination mit einer Hinterachslenkung wird der lange Wagen wendiger, als man denkt. Das System kann den Lenkwiderstand je nach Geschwindigkeit und Situation anpassen. Beim Einparken ist das fast spielerisch, auf der Autobahn präzise und ruhig.

Das Design des Showcars wurde vom goldenen Zeitalters des Automobildesigns inspiriert.
Foto: Mercedes-Benz AG
Eine Zeitreise im Blechkleid
Doch Technik allein erzählt noch keine Geschichte. Das Design tut es. Und beim Vision Iconic ist es eine Zeitreise in die goldene Ära des Automobildesigns. Die lange Motorhaube, das fließende Heck und die skulpturalen Linien zitieren die 1930er-Jahre – das Zeitalter von Art Deco und aerodynamischer Eleganz.
Chief Design Officer Gorden Wagener erläutert: „Inspiriert von der goldenen Epoche des Automobildesigns der 1930er Jahre, verkörpert dieses Showcar die pure Essenz von Mercedes-Benz. Der Vision Iconic ist mehr als nur ein Automobil – er ist eine Skulptur in Bewegung.“
Vorn prangt der ikonische Mercedes-Grill, wie man ihn von Klassikern wie dem 600 Pullman kennt – diesmal jedoch mit Rauchglasstruktur, beleuchtetem Stern und digitaler Konturbeleuchtung. Das Ergebnis ist eine Front, die sowohl Tradition atmet als auch Zukunft leuchtet.
Das Spiel mit Licht zieht sich durch das gesamte Fahrzeug. Jede Linie, jede Fläche scheint zu sagen: Hier ist Vergangenheit nicht Nostalgie, sondern Rohmaterial für Neues.

Auch beim Heck sitzt jedes Detail.
Foto: Mercedes-Benz AG
Lounge statt Fahrerkabine
Im Innenraum verabschiedet sich der Vision Iconic endgültig vom klassischen Cockpit. Die Sitze – eigentlich eher ein Sofa – sind in tiefblauen Samt gehüllt. Das Vierspeichenlenkrad erinnert an alte Roadster, wirkt aber wie ein Designobjekt aus einer anderen Welt.
Über allem schwebt der sogenannte „Zeppelin“, eine Glaskonstruktion in der Mitte des Armaturenbretts. Sie vereint analoge Anzeigen mit digitalen Animationen – eine Art Kunstinstallation, die Technik und Emotion verbindet. Beim Öffnen der Tür erwacht der Zeppelin mit einer Animation, inspiriert von Luxusuhren.
Perlmutt-Intarsien, Messingelemente und ein Boden aus Strohmarketerie, einer alten Handwerkskunst, runden das Bild ab. Hier soll nicht nur gefahren, sondern erlebt werden.
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