OSDM-Standard 27.05.2025, 09:00 Uhr

Europa per Bahn: Ticketbuchung bald mit nur einem Klick

Ab Herbst wird das Buchen internationaler Bahntickets einfacher – dank neuer digitaler Schnittstelle und europaweiter Vernetzung.

Frau kauft Zugticket

Bahn fahren über Landesgrenzen ist oft kompliziert. Das fängt schon beim Ticketkauf an. Bald soll es besser werden.

Foto: PantherMedia / kasto (YAYMicro)

Wer mit der Bahn quer durch Europa reisen möchte, steht oft vor einer Geduldsprobe. Unterschiedliche Ticketsysteme, inkompatible Buchungsplattformen und fehlende Preisübersichten machen die Planung zur Herausforderung. Doch das soll sich bald ändern. Die Deutsche Bahn (DB) hat angekündigt, ab Herbst 2025 internationale Tickets direkt über bahn.de und den DB Navigator anzubieten.

„Bis Ende 2026 werden wir Tickets aller großen Bahnen unserer Nachbarländer direkt verkaufen können“, so Fernverkehrsvorstand Michael Peterson. Die Bahn schließt sich damit einer technischen Schnittstelle an, die europaweit für mehr Einheitlichkeit beim Fahrkartenverkauf sorgen soll.

Boom beim internationalen Bahnverkehr

Laut DB wächst das Interesse an internationalen Zugreisen stetig. 2024 war dem Unternehmen zufolge das bislang stärkste Jahr im grenzüberschreitenden Verkehr – mit einem Plus von 22 % im Vergleich zu 2019. Neue Verbindungen wie der ICE von Berlin nach Paris sollen diesen Trend weiter fördern.

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Doch trotz steigender Nachfrage bleibt das System kompliziert. „Es gibt kein integriertes europäisches Bahnnetz“, stellt der Grünen-Politiker Matthias Gastel fest. Der Bundestagsabgeordnete sitzt im Aufsichtsrat der DB-Infrastrukturtochter InfraGo und beschäftigt sich seit Jahren mit Bahnfragen. Gerade der Fahrkartenkauf über Landesgrenzen hinweg sei bislang umständlich, intransparent und benachteiligend für Reisende.

Eine Sprache für Europas Bahnen

Die Lösung soll ein technischer Standard namens OSDM bringen. Hinter dem Kürzel steckt das Open Sales and Distribution Model – eine Art gemeinsame Sprache, mit der sich Bahnen und Vertriebsdienste digital austauschen. „Damit haben wir Zugriff auf das komplette Ticket-Portfolio anderer Bahnen – und umgekehrt“, sagt Peterson.

Ab Herbst 2025 werden zunächst die Österreichischen (ÖBB) und Schweizer Bundesbahnen (SBB) integriert. Monat für Monat sollen weitere Partner folgen. Ziel: eine europaweite Vernetzung bis Ende nächsten Jahres. Damit könnten Reisen von Oslo nach Athen oder Warschau nach Barcelona mit nur einem Buchungsschritt möglich werden.

Mehr Komfort für Reisende

Für Kundinnen und Kunden bedeutet das zahlreiche Vorteile. Die Buchung einer internationalen Fahrt soll künftig genauso funktionieren wie eine innerdeutsche Strecke. Statt eines vagen „Preises“ erhalten Nutzerinnen und Nutzer eine konkrete Preisauskunft. Auch günstige Angebote ausländischer Bahnen lassen sich einfacher kombinieren.

Zudem können über das System auch Tickets für den Regionalverkehr im Ausland gebucht werden. Während der Fahrt erhalten die Reisenden aktuelle Informationen direkt aufs Smartphone.

Widerstände und Hürden bleiben

Doch nicht alle Unternehmen beteiligen sich. So äußert sich Flix skeptisch gegenüber dem neuen Standard. OSDM biete zwar Vorteile, sei jedoch aufwendig umzusetzen – besonders für neue Marktteilnehmende. Die Kosten und Komplexität seien erheblich.

Auch politische Unterstützung allein reicht nicht aus, um die vielen Hürden zu beseitigen. „Die Probleme fangen oft an, wenn eine Zugstrecke an eine Landesgrenze stößt“, sagt Sebastian Wilken vom Bahnblog Zugpost. Unterschiedliche Stromsysteme, Sicherungstechnik, Spurbreiten oder Sprachbarrieren für Lokführerinnen und Lokführer machen den grenzüberschreitenden Betrieb kompliziert.

Brüssel will verbindliche Regelung

Die EU-Kommission will nicht länger zusehen. Sie kündigt einen Gesetzesvorschlag an, der digitale Buchungs- und Ticketdienste vereinheitlichen soll. Bürgerinnen und Bürger sollen ihre Rechte bei internationalen Reisen einfacher wahrnehmen können – unabhängig davon, bei welchem Anbieter das Ticket gekauft wurde.

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Doch genau hier liegt ein Konflikt. Während die DB auf OSDM setzt, könnte Brüssel einen anderen Standard vorschreiben. Peterson warnt: „Meine Befürchtungen sind allein, dass wir Jahre in OSDM investiert haben – das kostet Geld, das kostet Zeit – und dass die EU eine entsprechende Regulierung nicht vor 2026 auf den Weg bringen würde.“

Europaweite Einigung bleibt Ziel

Die Richtung scheint klar: Bahnunternehmen, Politik und EU wollen den internationalen Bahnverkehr vereinfachen. Doch der Weg dorthin ist noch lang. Neue Verbindungen wie Berlin–Paris gelten als Leuchttürme, doch flächendeckende Lösungen fehlen. „Da sind einfach wahnsinnig viele Steine, die auf den Schienen liegen“, so Gastel.

Immerhin: Mit dem neuen Buchungsstandard OSDM steht ein Werkzeug bereit, das technische Hürden zumindest beim Ticketverkauf abbauen könnte. Ob die Reisenden bald tatsächlich mit einem Klick durch ganz Europa fahren können, wird sich zeigen – frühestens ab Herbst 2025. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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