Elektrosmog: So gefährlich sind Elektroautos
Eine Untersuchung im Auftrag des Amtes für Strahlenschutz bringt Klarheit darüber, ob Fahrerinnen und Fahrer in Elektroautos stärker Elektrosmog ausgesetzt sind als in Verbrennern. Die Ergebnisse zeigen, dass die Magnetfelder im E-Auto unbedenklich sind, jedoch kann die Sitzheizung lokal höhere Werte verursachen.
Wieviel Elektrosmog verursacht eine Sitzheizung? Auch das hat die Studie untersucht.
Foto: SmaterPix/bizoon
Elektrische und magnetische Felder, die im Volksmund oft als Elektrosmog bezeichnet werden, sind überall dort anzutreffen, wo elektrischer Strom fließt. Sowohl in konventionellen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor als auch in Elektroautos ist das der Fall. Regelmäßig wenden sich Menschen, darunter auch Personen mit medizinischen Implantaten, an den ADAC mit der Frage, ob der Elektrosmog in E-Autos ein Gesundheitsrisiko darstellt.
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat der ADAC gemeinsam mit dem Forschungszentrum für Elektromagnetische Umweltverträglichkeit (femu), der Uniklinik RWTH Aachen und der Seibersdorf Labor GmbH im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz und des Bundesumweltministeriums (BMUKN) eine Studie durchgeführt. Dabei wurden die elektrischen und magnetischen Felder beim Fahren von Elektroautos und E-Motorrädern gemessen. Die Untersuchung umfasste mehr als 975.000 Einzelmessungen und kam zu dem Ergebnis, dass keine gesundheitliche Gefährdung durch Elektrosmog in E-Fahrzeugen besteht.
Elektrosmog: Unterschiede zwischen E-Autos und Verbrennern
Während sich Elektroautos und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor bei hochfrequenten Feldern kaum unterscheiden, zeigen sich bei statischen und niederfrequenten Magnetfeldern Unterschiede. Diese werden durch Elektromotoren, Leistungselektronik, Ladevorgänge und das Bordnetz verursacht. Hochfrequente Felder hingegen haben nichts mit dem Antrieb zu tun, sondern stammen von Funktechnik im Auto wie Bluetooth, WLAN, Funkschlüssel, Reifendruckkontrolle oder Radar.
Grenzwerte für Elektrosmog: Schutz der Gesundheit
Die Studie zeigt, dass bei den gemessenen Fahrzeugen keine Gefahr für die Gesundheit durch elektromagnetische Strahlung im E-Auto besteht, da die festgelegten Basisgrenzwerte nicht überschritten wurden. Der Schutz des Menschen vor elektromagnetischen Feldern basiert auf Grenz- und Referenzwerten, die von der Internationalen Kommission für den Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung (ICNIRP) fortlaufend anhand der weltweiten wissenschaftlichen Literatur bewertet und empfohlen werden.
Im Forschungsprojekt wurde untersucht, wie stark die Magnetfelder beim Fahren von Elektroautos sind. Dazu wurden elf Elektroautos, zwei Plug-in-Hybride, ein Verbrenner sowie vier Elektromotorräder auf dem ADAC-Rollenprüfstand, der ADAC-Teststrecke in Penzing und während Realfahrten getestet. Zusätzlich wurden die Messungen durch Berechnungen mit Körpermodellen ergänzt, um die Wirkung auf den menschlichen Körper bei auffälligen Referenzwerten besser einschätzen zu können. Für die Messungen wurden zehn Sonden in einem Sitz-Dummy von den Füßen bis zur Kopfhöhe verteilt und in jedem Auto nacheinander auf zwei Sitzplätze gesetzt.
Ergebnisse der Messungen im Auto
Die Messungen ergaben, dass während der Fahrt vereinzelt lokal und kurzzeitig Magnetfeldstärken auftreten können, die über den Referenzwerten der ICNIRP liegen, vor allem beim Starten, Bremsen, Beschleunigen oder Zuschalten elektrischer Komponenten. Die Berechnung mit anatomischen Körpermodellen zeigte jedoch, dass auch in solchen Fällen die Basisgrenzwerte nicht überschritten wurden und somit keine Hinweise auf eine Gesundheitsgefährdung bestehen – auch nicht für Menschen mit Implantaten oder Schwangere. Höhere Werte traten meist im Fußbereich auf, während Kopf- und Rumpfbereich geringere Belastungen aufwiesen.
Sitzheizung als versteckte Quelle für Elektrosmog
Nicht nur der Elektromotor erzeugt Magnetfelder, auch andere elektrische Komponenten wie das Einschalten des Fahrzeugs oder die Sitzheizung können kurzzeitig hohe Werte verursachen. Besonders auffällig waren Sitzheizungssysteme mit bestimmten Schaltreglern, die im Bereich des Rückens und Unterleibs dauerhaft erhöhte Werte erzeugten. Auch dabei blieb die Belastung unter den Grenzwerten, war aber messbar. Dies gilt gleichermaßen für Autos mit Verbrennungsmotor.
Fahrzeugbauart und Fahrstil sind relevante Faktoren
Die Belastung durch Magnetfelder ist nicht bei allen E-Autos gleich, sondern unterscheidet sich je nach Fahrzeug deutlich. Sie hängt stark davon ab, wie das Auto gebaut ist und wo die stromführenden Teile und Komponenten liegen. Die reine Motorleistung ist kein verlässlicher Hinweis auf die Stärke der Felder, jedoch zeigte sich ein deutlicher Einfluss des Fahrverhaltens: Beim kräftigen Beschleunigen und Bremsen entstehen höhere Werte als beim Fahren mit gleichmäßiger Geschwindigkeit.
Obwohl die Ergebnisse der Studie gezeigt haben, dass keine Gesundheitsgefährdung durch Elektrosmog im E-Auto besteht, liefern sie eine Grundlage für zukünftige Entwicklungen in Technik, Normung und Regulierung. Da das Thema elektromagnetische Umweltverträglichkeit weiter an Bedeutung gewinnen wird, sollten Hersteller realitätsnah messen und die Messstandards an die heutige Technik anpassen. Zudem kann das Thema Elektrosmog schon bei der Konstruktion von Elektroautos berücksichtigt werden, um die Belastung durch Magnetfelder durch entsprechende Platzierung von Kabeln und Bauteilen gering zu halten.
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