Die 10 unsichersten Airlines der Welt
Fliegen gilt mittlerweile als äußerst sicher. Dennoch stehen einzelne Airlines auf internationalen Sicherheitslisten. Unser Ranking zeigt 10 Fluggesellschaften, die aktuell nicht im EU-Luftraum zugelassen sind – und inspiziert sie im Detail.
Fliegen auf dünnem Eis: Die Top 10 der unsichersten Airlines der Welt laut JACDEC-Analyse.
Foto: PantherMedia / Simsek (YAYMicro)
Inhaltsverzeichnis
- Platz 10. Petro Air (Libyen)
- Platz 9. Fly Baghdad (Irak)
- Platz 8. Iraqi Airways (Irak)
- Platz 7. Avior Airlines (Venezuela)
- Platz 6: Air Zimbabwe (Simbabwe)
- Platz 5: Blue Wing Airlines (Suriname)
- Platz 4: Ariana Afghan Airlines (Afghanistan)
- Platz 3: Kam Air (Afghanistan)
- Platz 2: Pakistan International Airlines (Pakistan)
- Platz 1: Mahan Air (Iran)
- Vom Anspruch zur Wirklichkeit
Die zivile Luftfahrt zählt heute zu den sichersten Verkehrssystemen weltweit. Moderne Flugzeuge, standardisierte Wartungsprogramme und eine enge internationale Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden haben dazu geführt, dass schwere Unfälle im Linienverkehr zur Ausnahme geworden sind. Gemessen an der Zahl der Flugbewegungen sinkt das Risiko seit Jahren kontinuierlich. Gleichzeitig wächst der globale Luftverkehr weiter – ein Befund, der die Wirksamkeit moderner Sicherheitsstandards unterstreicht.
Trotz dieser positiven Entwicklung existieren weiterhin Fluggesellschaften, die internationale Anforderungen nicht vollständig erfüllen. Die Europäische Union führt daher mit der sogenannten EU Air Safety List eine offizielle Sicherheitsliste. Sie erfasst Airlines, denen der Betrieb im EU-Luftraum untersagt ist – etwa aufgrund unzureichender Wartungsstandards, organisatorischer Defizite oder struktureller Schwächen der nationalen Luftfahrtaufsicht. Das folgende Ranking stellt zehn dieser Fluggesellschaften vor. Da es keine einheitliche, weltweit gültige Metrik zur Bewertung von Airline-Unsicherheiten gibt, basiert die Reihenfolge auf einer redaktionellen Gewichtung öffentlich zugänglicher Informationen und Ereignisse.
| Platz | Fluglinie | Land |
| 1 | Mahan Air | Iran |
| 2 | Pakistan International Airlines | Pakistan |
| 3 | Kam Air | Afghanistan |
| 4 | Ariana Afghan Airlines | Afghanistan |
| 5 | Blue Wing Airlines | Suriname |
| 6 | Air Zimbabwe | Simbabwe |
| 7 | Avior Airlines | Venezuela |
| 8 | Iraqi Airways | Irak |
| 9 | Fly Baghdad | Irak |
| 10 | Petro Air | Libyen |
Platz 10. Petro Air (Libyen)
Den 10. Platz im Ranking der unsichersten Airlines der Welt belegt Petro Air. Bei diesem Betreiber handelt es sich um eine libysche Fluggesellschaft, welche vor allem im Charter- und Regierungsumfeld tätig ist.
Der Hintergrund des EU-Flugverbots ist jedoch kein einzelner Vorfall, sondern vielmehr diverse strukturelle und schwerwiegende Mängel im libyschen Luftfahrtsektor. Seit Jahren erschweren politische Instabilität, eingeschränkte behördliche Kontrolle und eine fehlende internationale Aufsicht eine verlässliche und nachvollziehbare Umsetzung globaler Sicherheitsstandards.
Platz 9. Fly Baghdad (Irak)
Fly Baghdad ist eine irakische Fluggesellschaft, die seit 2015 überwiegend regionale Linien- und Charterverbindungen anbietet. Im Ranking belegt sie den 9. Platz. Die Airline betreibt lediglich 6 Flugzeuge, verteilt auf mehrere Typen unterschiedlicher Hersteller – darunter Boeing-737-Varianten, Bombardier-Regionaljets und eine Beechcraft 1900D.
Diese Mischung erhöht den organisatorischen Aufwand bei Wartung, Schulung und technischer Dokumentation. Unterschiedliche Typen bedeuten separate Wartungsvorgaben, verschiedene Ersatzteilketten und mehrfachen Schulungsbedarf für Cockpit- und Technikpersonal. Bei einer derart geringen Flottengröße wirkt sich eine fehlende Standardisierung noch deutlicher aus. In der Vergangenheit geriet die Airline zudem wegen organisatorischer und technischer Mängel in den Fokus internationaler Aufsichtsbehörden.
Platz 8. Iraqi Airways (Irak)
Iraqi Airways ist die staatliche Fluggesellschaft des Irak und zählt zu den ältesten Airlines im Nahen Osten. Die Gesellschaft wurde bereits 1945 gegründet, doch bis heute ist der operative Alltag stark von den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen des Landes geprägt. Zwar verfügt Iraqi Airways im Vergleich zu Fly Baghdad über eine deutlich größere Flotte und ein internationales Streckennetz, doch allein diese Faktoren gleichen die bestehenden Defizite nicht aus.
Über Jahre hinweg wurden vor allem Probleme bei Wartungsprozessen, der Dokumentation technischer Arbeiten sowie bei der behördlichen Kontrolle bemängelt. Ferner existiert nur ein eingeschränkter Zugang zu Ersatzteilen – und die langanhaltende internationale Isolation erschwerte den Aufbau stabiler Sicherheitsstrukturen. Diese Kombination spiegelt sich in der Sicherheitsbewertung wider, und befördert Iraqi Airways auf unseren 8. Platz.
Platz 7. Avior Airlines (Venezuela)
Avior Airlines ist eine der bekanntesten privaten Fluggesellschaften Venezuelas und bedient seit vielen Jahren sowohl Inlands- als auch internationale Strecken in Lateinamerika. Im Gegensatz zu kleineren Regionalanbietern spielt Avior eine sichtbarere Rolle im Luftverkehr der Region – und genau das verleiht der Airline im Ranking zusätzliches Gewicht. Die Sicherheitsbewertung von Avior Airlines ist eng mit der Situation im venezolanischen Luftfahrtsektor verknüpft.
Die Wirtschaftskrise und staatliche Eingriffe führten dazu, dass Wartung, Ersatzteilversorgung und behördliche Kontrolle nur eingeschränkt nachvollziehbar sind. Teile der Flotte gelten als überaltert, zudem wechselten eingesetzte Flugzeugtypen und Betreiberstrukturen mehrfach. Diese Mischung aus wirtschaftlichem Druck, instabilen Rahmenbedingungen und begrenzter regulatorischer Kontrolle wirkt sich direkt auf die Sicherheitsbewertung aus – und platziert Avior Airlines auf Platz 7.
Platz 6: Air Zimbabwe (Simbabwe)
Air Zimbabwe ist seit Jahren ein Sonderfall in der afrikanischen Luftfahrt und findet sich auf dem 6. Platz im Ranking ein. Die staatliche Airline wurde bereits 1967 gegründet, betreibt heute jedoch nur noch einen stark eingeschränkten Flugbetrieb. Zeitweise bestand die aktive Flotte aus weniger als 5 Flugzeugen, darunter ältere Boeing-737-Modelle und Regionalmaschinen, von denen einzelne über Monate hinweg gar nicht einsatzfähig waren.
In den vergangenen Jahren kam es wiederholt zu kompletten Betriebseinstellungen, unter anderem wegen fehlender Ersatzteile, ausstehender Wartungsarbeiten und unbezahlter Rechnungen bei diversen Wartungsbetrieben. Flugzeuge standen längere Zeit am Boden, notwendige Checks verzögerten sich oder konnten gar nicht erst planmäßig durchgeführt werden. Parallel dazu verlor die nationale Luftfahrtaufsicht Simbabwes zeitweise ihre ICAO-Zertifizierung.
Platz 5: Blue Wing Airlines (Suriname)
Mehrere schwere Flugzeugabstürze innerhalb kurzer Zeit belasten die Sicherheitsbilanz von Blue Wing Airlines bis heute. Die private Fluggesellschaft aus Suriname war vor allem im Regionalverkehr aktiv und bediente zahlreiche abgelegene Ziele im Landesinneren. Zwischen 2008 und 2010 kamen bei verschiedenen Unfällen mehr als 20 Menschen ums Leben. Besonders folgenschwer war der Absturz einer Antonow An-28 im April 2008, bei dem alle Insassen starben.
In den darauffolgenden Jahren ereigneten sich weitere tödliche Zwischenfälle mit ähnlichen Flugzeugtypen. Die Flotte bestand überwiegend aus älteren Turboprop-Maschinen sowjetischer Bauart, die auf kurzen und teils unbefestigten Pisten eingesetzt wurden. In dieser Kombination blieb die Sicherheitsbilanz dauerhaft belastet – Platz 5 im Ranking geht daher an Blue Wing Airlines.
Platz 4: Ariana Afghan Airlines (Afghanistan)
An 4. Stelle im Ranking steht Ariana Afghan Airlines, die staatliche Fluggesellschaft Afghanistans. Trotz ihrer langen Geschichte ist die Airline seit Jahrzehnten mit operativen und sicherheitsrelevanten Herausforderungen konfrontiert. Die Flotte zählt aktuell 6 Maschinen, die im Durchschnitt über 32 Jahre alt sind – ein ungewöhnlich hoher Altersdurchschnitt im internationalen Linienverkehr. Ariana Afghan Airlines steht seit 2006 auf der EU Air Safety List. Maßgeblich dafür sind nicht einzelne Unfälle, sondern anhaltende Defizite bei der staatlichen Aufsicht und der Umsetzung internationaler Sicherheitsstandards.
Ergänzend kommt eine Reihe dokumentierter Zwischenfälle hinzu: 2014 überschoss eine Boeing 737-400 bei der Landung das Pistenende am Flughafen Kabul und wurde beschädigt. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich im August 2024 am Flughafen Chost, als eine Boeing 737 beim abgebrochenen Startlauf über das Ende der Startbahn hinausschoss. In beiden Fällen wurde niemand verletzt. Doch über einen längeren Zeitraum betrachtet, zeigt die historische Unfallliste dennoch mehrere schwere Unfälle.
Platz 3: Kam Air (Afghanistan)
Kam Air, der 3. Platz im Ranking, zählt zu den größten privaten Fluggesellschaften Afghanistans und nahm 2003 den Betrieb auf. Über Jahre hinweg bediente die Airline ein dichtes Inlandsnetz sowie regionale Verbindungen nach Zentral- und Südasien – häufig unter anspruchsvollen geografischen und klimatischen Bedingungen. Zum Einsatz kamen überwiegend gebrauchte Boeing-737-Varianten sowie MD-80-Flugzeuge, die bereits bei mehreren anderen Airlines im Dienst standen. Die Sicherheitsbilanz von Kam Air ist vor allem durch schwere Unfälle geprägt.
Besonders folgenschwer war der Absturz einer Boeing 737 im Januar 2005, die bei winterlichen Bedingungen im Anflug auf Kabul verunglückte. Alle 104 Menschen an Bord kamen ums Leben. In den darauffolgenden Jahren wurden weitere sicherheitsrelevante Ereignisse dokumentiert, darunter mehrere harte Landungen, technische Probleme an den Triebwerken sowie abgebrochene Startläufe auf höher gelegenen Flughäfen. Zusätzlich geriet der Betrieb mehrfach wegen Mängeln bei Wartung und der technischen Dokumentation in die Kritik.
Platz 2: Pakistan International Airlines (Pakistan)
Pakistan International Airlines (PIA) ist die nationale Fluggesellschaft Pakistans und betreibt seit Jahrzehnten ein umfangreiches internationales Streckennetz. Die Sicherheitsbilanz der Airline weist jedoch mehrere schwerwiegende Ereignisse auf. Besonders einschneidend war der Absturz eines Airbus A320 im Mai 2020 beim Landeanflug auf Karatschi. Das Flugzeug prallte in ein Wohngebiet, 97 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Die Unfalluntersuchung zeigte deutliche Defizite im Cockpit auf, darunter fehlerhafte Anflugverfahren und die mangelhafte Einhaltung standardisierter Abläufe. Im Nachgang rückte ein weiteres Problem in den Fokus: Interne Prüfungen deckten auf, dass zahlreiche Piloten über gefälschte Lizenzen verfügten. Auch historisch betrachtet verzeichnet Platz 2 im Negativ-Ranking mehrere Totalverluste, darunter Unfälle mit Boeing-737- und Fokker-Flugzeugen.
Platz 1: Mahan Air (Iran)
Mahan Air zählt zu den größten privaten Fluggesellschaften Irans und ist seit Anfang der 1990er-Jahre im Linienbetrieb aktiv. Die Airline betreibt ein weitreichendes Streckennetz innerhalb Irans sowie zu Zielen im Nahen Osten und nach Asien. Technisch auffällig ist vor allem die überalterte Flotte. Ein Großteil der eingesetzten Airbus-A300-, A310- und A340-Maschinen stammt aus den 1990er-Jahren und wurde gebraucht übernommen. Das Durchschnittsalter der Flugzeuge liegt demnach deutlich über dem international üblichen Niveau.
Seit Jahren ist der Betrieb zudem durch internationale Sanktionen eingeschränkt. Der Zugang zu Originalersatzteilen westlicher Hersteller ist schwierig, Wartung und Instandhaltung erfolgen unter widrigen Bedingungen. In der Vergangenheit kam es nicht zuletzt auch deshalb mehrfach zu Zwischenfällen, wie zum Beispiel Triebwerksausfälle, Notlandungen und Startabbrüche. Zwischen 2005 und 2019 verzeichnete Mahan Air mehrere Totalverluste von Flugzeugen, aber glücklicherweise ohne Todesopfer.
Vom Anspruch zur Wirklichkeit
Die moderne Luftfahrt ist ein hochreguliertes System, in dem Technik, Organisation und die internationale Aufsicht eng ineinandergreifen. In vielen Teilen der Welt funktioniert dieses Zusammenspiel heute überaus zuverlässig – nicht zuletzt, weil aus früheren Fehlern gelernt wurde. Flugzeuge sind technisch ausgereift, Wartungsprozesse standardisiert, und Zwischenfälle werden systematisch ausgewertet – jeder Einzelne. Der Blick auf einzelne Fluggesellschaften zeigt jedoch, dass Sicherheit nicht allein eine Frage der Technik ist.
Wirtschaftliche Probleme, politische Rahmenbedingungen und fehlende Kontrollstrukturen können selbst die bewährtesten Systeme aus dem Gleichgewicht bringen. Wo Wartung verzögert wird, Ausbildung leidet oder Aufsicht nur eingeschränkt greift, entstehen Risiken, die sich nicht sofort bemerkbar machen. Und gerade darin liegt eigentlich die Stärke moderner Sicherheitsbewertungen. Diese erinnern daran, dass Flugsicherheit kein finaler Zustand ist, sondern lediglich ein fortlaufender Prozess. Einer, der Aufmerksamkeit, Ressourcen und vor allem Transparenz erfordert – und der dort besonders fehleranfällig wird, wo diese Voraussetzungen fehlen.
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