Continental-Chef: „Reifen der Spitzenklasse“ für die Zukunft
Eine Ära geht zu Ende: Continental, der einst größte Autozulieferer der Welt, schlägt einen neuen Weg ein und konzentriert sich in Zukunft nur noch auf die Produktion von Reifen.
Continental setzt künftig ganz auf das Reifengeschäft.
Foto: picture alliance/dpa | Henning Kaiser
Continental befindet sich aktuell in einer radikalen Umbauphase – die Autozuliefersparte wurde abgespalten und ging vor Kurzem als neues Unternehmen Aumovio an die Börse, die Kunststofftechniksparte Contitech soll auch verkauft werden. Übrig bleibt der neue Fokus des Unternehmens: die Reifenproduktion.
Autoteile jetzt von Aumovio
Die Entscheidung, Continentals Tochterfirma Aumovio abzuspalten, hängt mit der Struktur der Automobilbranche zusammen. Konzernchef Nikolai Setzer glaubt, dass sich die Firma eigenständig deutlich besser entwickeln wird.
„Das Autogeschäft braucht andere Strukturen, andere Investoren und Geschwindigkeit. Im Konzernverbund wäre dies so nicht vergleichbar umsetzbar“, erklärt Setzer.
Contitech ebenfalls vor dem Verkauf
Nach dem Börsengang von Aumovio steht ein weiterer großer Schritt für den DAX-Konzern aus Hannover an. Der Verkauf der „Industrieperle“ Contitech soll dabei in zwei Teilen vonstatten gehen – der Beginn ist dabei für das erste Quartal 2026 geplant. Zunächst soll dabei der Verkauf des Bereichs „Original Equipment Solutions“ abgewickelt werden. Dabei handelt es sich um das Geschäft mit Schläuchen, Dichtungen und Lagerelementen für Autos.
Der zweite Teil soll kurz danach folgen. Grund für den geteilten Verkauf ist, dass Contitech so über 80 % Industrieanteil hat, genauso wie es auch vorgesehen war.
Mit Reifen in die Zukunft rollen?
Continental sieht das Reifengeschäft als stabil an – selbst in konjunkturell schwierigen Zeiten liefert der Bereich nach Einschätzung des Konzernchefs solide Ergebnisse. Mit Blick auf die Zukunft sagt Setzer daher:
„Wenn ich an 2030 denke, dann steht Continental für eines – Reifen der Spitzenklasse. Wie heute schon. Nur noch besser.“
Continental wirft Blick aufs Ausland
Nach eigenen Angaben prüft das Unternehmen regelmäßig mögliche Zukäufe. Besonders der Markt in Asien bietet Potenzial, da die Präsenz von Reifenherstellern geringer ist als in Europa. Ein Blick auf China zeigt beispielsweise, dass die lokalen Autobauer zwar wachsen, eigene Reifenmarken aber nicht entwickelt werden.
Dazu sagt Setzer Folgendes:
„Reifen sind sehr komplex und ein eigenes Geschäft. Es braucht Technologie, Marke, Händlernetz und Lieferkette. Das entsteht nicht über Nacht.“
In den USA belasten momentan Importzölle das Geschäft. Um dem entgegenzuwirken, baut Continental die Produktion vor Ort aus – bereits drei Werke mit mehr als 8000 Beschäftigten werden betrieben und zusätzliche Kapazitäten sind ebenfalls denkbar. Nicht alle Reifen lassen sich allerdings lokal fertigen, weshalb das Unternehmen bei bestimmten Produkten auf sein globales Produktionsnetzwerk zurückgreifen muss.
Dauerkrise der Autoindustrie – Continental betroffen?
Die anhaltenden Probleme der Automobilindustrie treffen Continental weniger stark als andere Zulieferer der Branche. Grund dafür ist, dass nur ein kleiner Teil des Reifengeschäfts direkt von der Neuwagenproduktion abhängt. Der weitaus größere Umsatzanteil entfällt auf das Reifenersatzgeschäft, entscheidend sind daher vor allem die gefahrenen Kilometer. Zwar wirkt sich die verringerte Fahrzeugproduktion auch auf Continental aus, der Effekt ist aber deutlich abgefedert.
Zusätzlich verändert die Elektromobilität die Nachfrage. Elektroautos verursachen durch ihr höheres Gewicht und das starke Drehmoment mehr Reifenabrieb. Gleichzeitig müssen die Produkte höhere Sicherheitsanforderungen erfüllen und einen möglichst geringen Rollwiderstand aufweisen, um die Reichweite der Fahrzeuge nicht zu beeinträchtigen. Das erfordert technologische Weiterentwicklungen – ein Feld, in dem Continental sich gut positioniert sieht.
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