Tragen Europäer eine Mitschuld?
Brandrodungen sind für Einheimische attraktiv, weil sie die wirtschaftliche Situation verbessern und die Exportmengen erhöhen. Doch das geht zu Lasten des Klimas. Es gibt auch Alternativen.
Die Regenwälder brennen, nicht nur in Südamerika. Verheerender noch ist es in Afrika, wie auf einer Satellitenkarte der US-Raumfahrtorganisation Nasa zu sehen ist. Auch Südostasien ist schwer getroffen. Wobei Afrika einen Sonderstatus einnimmt. Hier brennen einheimische Farmer Trockenmaterial ab, um vor der Regenzeit ihre Felder für die nächste Aussaat vorzubereiten. Schuld an den Feuern in Südamerika und Asien haben dagegen die industrialisierten Staaten wie Nordamerika, Europa und etwa Hongkong, zumindest teilweise. Sie benötigen immer mehr Fleisch und Tierfutter, das auf abgeholzten und anschließend durch Feuer gerodeten Flächen angebaut wird. Brasilien ist auf diese Art zum weltgrößten Fleischexporteur aufgestiegen. „Regenwald auf der Schlachtbank“, kommentiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace das Roden zugunsten von Rinderfarmen.
Maden könnten Soja ablösen
Nutztiere lassen sich auch anders füttern. Es muss nicht immer Soja sein. In Europa werden bereits Soldatenfliegen gezüchtet, die von Bioabfällen leben, allerdings in kleinen Mengen. Deren Larven wachsen sehr schnell heran. Sie enthalten Lipide und Peptide, die sich als Tierfutter eignen, etwa für Geflügel, Schweine und Fische.
Wer in diesen Sommertagen seinen Holzkohlegrill anzündet, hat das schlechte Gewissen ebenfalls mit auf dem Rost. Zu den wichtigsten Exporteuren von Grillkohle zählt Nigeria, das seine Wälder rücksichtslos rodet. Zu den größten Holzkohleproduzenten der Welt zählt allerdings Brasilien, das diesen Brennstoff statt nicht vorhandenen Kokses in der Eisen- und Stahlindustrie einsetzt. Das Land betreibt die weltweit größten Plantagen für schnell wachsende Eukalyptusbäume. Daraus lässt sich Holzkohle herstellen, aber auch Pellets für die vor allem in Deutschland beliebten Pelletöfen und -heizungen.
Die Gefahr von Eukalyptusplantagen
Die brasilianische Holzbranche dringt mit ihren Eukalyptusplantagen mittlerweile auch in die Regenwälder vor. Kaum eine forstliche Landnutzung wird so kontrovers diskutiert wie der Anbau von Eukalyptus in industriellen Plantagen. Eukalyptusplantagen verbrauchen nämlich sehr viel Wasser und tragen zur Dürre bei. Die Plantagen stehen zudem in direkter Konkurrenz zu den Farmern, die Rinder züchten und Soja anbauen. Neben der eigenen Belieferung für brasilianische Papierfabriken, soll das Holz auch zunehmend an Kraftwerke und Pellethersteller in Europa verkauft werden. Die Pflanzen, die bereits nach 5 bis 7 Jahren geerntet werden können, werden zur Zellstoff-, Spanplatten-, Pellet- und Sperrholzherstellung genutzt. Für Brasilien ist Eukalyptus eines der wichtigsten Exportgüter.
Waldboden ist ein riesiger CO2-Speicher
Das Abholzen der Regenwälder mit nachfolgender Brandrodung, die die Restpflanzen beseitigen soll, sorgt nicht nur für aktuell hohe Kohlendioxid- und Feinstaub-Emissionen. Weltweit sind in der oberen Schicht der Waldböden laut Waldbericht 2018 der Umweltschutzorganisation WWF fast 800 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert, das ist mehr als das Doppelte dessen, was in den Pflanzen selbst steckt. Würde diese Menge oxidieren, entstünden rund 2.900 Milliarden Tonnen Kohlendioxid, zum Vergleich: Die menschengemachten jährlichen Emissionen liegen bei weltweit gut 30 Milliarden Tonnen.
Die Alternative für passionierte Griller
Wenn der Wald verschwindet verliert der Boden nach und nach durch Oxidation seinen Kohlenstoff, das heißt, die Folgen von Brandrodungen belasten noch Jahre später das Klima. Dazu kommen weitere Treibhausgase wie Methan, die teilweise noch verheerendere Auswirkungen aufs Klima haben.
Deutschlands Griller können übrigens etwas für die Regenwälder tun und ihre Esskultur im Einklang mit der Umwelt pflegen. Es gibt mittlerweile Grills, die die Wärmestrahlen der Sonne nutzen. Ist allerdings ein bisschen teurer, anfangs jedenfalls.
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