Meteorologie-Experte Clemens Simmer im Gespräch 30.04.2018, 10:30 Uhr

Technik kann Klimawandel nicht stoppen

Dieselskandal, Abgas-Rekorde sowie die Verbrennung von Kohle – all das sind Dornen in den Augen von Umweltschützern. Clemens Simmer setzt sich beim Meteorologischen Institut der Universität Bonn mit dem Klimawandel auseinander. Er beleuchtet die Folgen und Perspektiven des nicht mehr abzuwendenden Temperaturanstiegs.

Hochwasser überschwemmt Radweg am Rhein

Extreme Wettersituationen wie Hochwasser werden durch den Klimawandel häufiger.

Foto: Stephan W. Eder

Temperaturanstieg von nur einem Grad kritisch

Die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen sind „extrem wahrscheinlich“ die dominierende Ursache für die beobachtete Erhöhung der Treibhausgaskonzentrationen seit der Mitte des letzten Jahrhunderts – selbst wenn US-Präsident Donald Trump einem Temperaturanstieg widerspricht. Da sind sich die Experten nach dem letzten, 2014 erstellten Weltklimabericht weltweit einig. Nach verschiedenen Klimamodellen würde selbst bei sofortigem Stopp aller Emissionen die Durchschnittstemperatur des Globus um rund zwei Grad Celsius erhöhen. Das ist gefährlich, weiß Experte Clemens Simmer. Der promovierte Meteorologe sprach im Rahmen einer Ringvorlesung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg über zahlreiche direkte und indirekte Folgen einer nur leicht angehobenen Temperatur.

Durch Treibhausgase baue sich die Menschheit eine eigene Sauna, so Simmer. Denn durch die höhere Lufttemperatur könne die Luft mehr Wasserdampf aufnehmen, was das wichtigste Treibhausgas sei. Rund zwei Drittel des natürlichen Treibhauseffektes werden durch nicht sichtbares Wasser in der Atmosphäre verursacht. Durch einen Temperaturanstieg könne die Atmosphäre mehr Dampf aufnehmen, was erneut zu einer höheren Temperatur führe. Tauendes Polareis, zu hohe Temperaturen in der Tundra und mehr und mehr extremes Wetter sind die Folge: „Sowohl Trocken- als auch Regenperioden werden länger. Das resultiert in Dürren und Überflutungen auf der ganzen Welt“, prognostiziert Simmer.

Klimaskeptiker-Skeptiker

Bei aller Einigkeit: Als Dozent der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat auch Simmer immer wieder mit Personen zu tun, die den Klimawandel leugnen. Er erkläre ihnen immer wieder, dass Sonneneinstrahlung, Vulkanismus und die Verteilung der Landmassen das Klima nachhaltig prägten. In den letzten 200 Jahren fand nach Simmer allerdings kein nennenswertes Ereignis statt, das den globalen Temperaturanstieg erklären könnte. Auch Ozone oder Aerosole würden seit Jahren gemessen und könnten nicht zur Lösung des Problems beitragen. Andererseits steigt die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre seit Jahren stetig – fast in direkter Korrelation zum Temperaturanstieg, so Simmer. Dennoch ist er sich sicher: „Die meisten Skeptiker sind keine dummen Leute, sie wissen sehr wohl, was die Wahrheit ist.“ So einen Temperaturanstieg ohne sichtbare Auslöser habe es zuvor immerhin noch nie gegeben.

Im NRW-Landtag war Simmer vor einigen Monaten als Klimaexperte eingeladen, um einen Entwurf der Alternative für Deutschland zur Aufhebung des Klimaschutzförderungs-Gesetzes kritisch zu beleuchten. Mit weiteren Fachmännern gab er Kontra zu den Behauptungen der AfD-Politiker: „Einer war Physiker, der andere Paläontologe – das sind keine Klimaexperten“, erklärt Simmer die Situation. Einen gemeinsamen Konsens fanden aber alle Beteiligten: Die Industrie solle effizienter werden.

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Genauere Klimamodelle nötig

Für genauere Klimavorhersagen benötigen Forscher genauere, empirische Daten: Das Klima wird von Supercomputern in räumlichen Quadern berechnet. Simmer wünscht sich eine Auflösung dieser Quader von wenigen Metern, um nicht nur das Wetter, sondern auch langfristig den Klimawandel besser verstehen zu können. „Dazu reicht die Rechenkraft noch nicht aus“, erklärt er. Immerhin mache eine Vielzahl von Faktoren die Analyse schwierig: Luftreibung, Energieaustausch, Entstehung von Wolken, biologische und chemische Prozesse – all das unter Betrachtung der physikalischen Gesetze der Massen-, Energie- und Impulserhaltung. Trotz aller Schwierigkeiten ließe sich durch die Betrachtung von Klimamodellen beweisen, dass die Menschheit Verursacher der globalen Temperaturänderungen sei.

Atomkraft ist keine Lösung

Obwohl der weltweite Energiemix zum größten Teil aus fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Öl erzeugt wird, ist Simmer kein Fan von Atomkraftwerken: Die Explosion in Tschernobyls AKW-Block 4 mit der folgenden nuklearen Wolke über Europa machte ihm bewusst, wie gefährlich die Technologie sei. Trotzdem solle an der nuklearen Energieerzeugung weiter geforscht werden, zum Beispiel der Kernfusion. Das passiert unter anderem in Greifswald: Der Fusionsreaktor Wendelstein 7-X erzeugt ein 80 Millionen Grad heißes Plasma, welches mehr Energie abgeben soll als der Betrieb der Anlage benötigt. Vielleicht könne diese Technik eines Tages die Energieprobleme lösen, ohne ein Risiko der Kernschmelze mit weitreichenden Folgen.

Climate Engineering: „Nichts machen, wenn wir die Folgen nicht kennen!“

Mit der bisherigen Technik sei der Klimawandel bisher nicht zu stemmen. Carbon Capture & Storage (kurz: CCS) sei zwar durchaus ein Ansatz, eine Lösung aller Probleme liege aber noch in ferner Zukunft. Von Climate Engineering sollte die Menschheit bis auf Weiteres aber die Finger lassen, sagt Simmer: „Wir brauchen genauere Klimamodelle, um mögliche Chancen und Risiken einer gezielten Veränderung unserer Atmosphäre abwägen zu können.“ Die Forschung in alle Richtungen solle und müsse vorangetrieben werden.

Simmer plädiert auf einen bewussten Umgang mit Treibhausgasen; auch der Fleischkonsum der Gesellschaft müsse zurückgehen. Schuld am Klimawandel sei neben Konzernen eben auch jeder einzelne Mensch.

Ein Beitrag von:

  • Mika Baumeister

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