Umweltschutz 13.03.2023, 08:10 Uhr

Müllverbrennung bremst den Klimawandel aus

Sauerstoff statt Luft und Endlagerung des entstehenden Kohlenstoffdioxids: So wollen norwegische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einer ungewöhnlichen Müllverbrennungsanlage einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Müll

Bei der neuen Müllverbrennungsanlage in Norwegen wird das Kohlendioxid aufgefangen und in den Untergrund gepresst.

Foto: Panthermedia.net/zlikovec

Die ungewöhnlichste und umweltfreundlichste Müllverbrennungsanlage der Welt entsteht im kleinen norwegischen Städtchen Årdal. Sie verwandelt nicht nur das, was partout nicht recycelbar ist, in umweltneutrale Asche. Sie emittiert auch fast keine Schadstoffe, zwei Faktoren, die zwar auch heutige Anlagen erfüllen. Doch neu und einmalig ist, dass das freiwerdende Kohlenstoffdioxid (CO2) aus dem Rauchgas entfernt und gasförmig oder flüssig in den Untergrund gepresst wird, wo es für alle Zeiten verbleibt und so der Atmosphäre entzogen wird.

Selbstversorgung mit Sauerstoff

Gleichzeitig produziert die Anlage Strom, der ganz oder teilweise genutzt wird, um in einem Elektrolyseur Wasser in Sauer- und Wasserstoff aufzuspalten. Der Wasserstoff wird zum Betrieb von Brennstoffzellen in Elektroautos oder anderweitig genutzt, der Sauerstoff zur Verbrennung des Mülls, denn Luft hat keinen Zutritt zu den Brennkammern. Die Entwickler des norwegischen Wissenschaftsinstituts SINTEF in Trondheim setzen auf das Oxyfuel-Verfahren, oxidieren den Müll also mit reinem Sauerstoff.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
embeX GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur / Systemarchitekt Embedded Software (m/w/d) embeX GmbH
Airbus-Firmenlogo
Program Certification Engineering (d/m/f) Airbus
Manching Zum Job 
embeX GmbH-Firmenlogo
Gruppenleiter Softwareentwicklung (m/w/d) embeX GmbH
NSM Magnettechnik GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) NSM Magnettechnik GmbH
embeX GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur Mechatronik / Leistungselektronik (m/w/d) embeX GmbH
NSM Magnettechnik GmbH-Firmenlogo
SPS-Programmierer / Roboter-Programmierer (m/w/d) NSM Magnettechnik GmbH
NSM Magnettechnik GmbH-Firmenlogo
E-Planer (m/w/d) NSM Magnettechnik GmbH
PEC-Firmenlogo
Service-Ingenieur (m/w/d) PEC
Augsburg Zum Job 
Open Grid Europe GmbH-Firmenlogo
Bauleiter für Rohrleitungsbau (m/w/d) Open Grid Europe GmbH
e:fs TechHub GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Funktionsentwicklung Fahrdynamik Momentenverteilung E³ e:fs TechHub GmbH
Ingolstadt Zum Job 
PEC-Firmenlogo
Verwaltungs- und Rekrutierungsbeauftragte/r PEC
Augsburg Zum Job 
Stadtwerke Augsburg-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Stadtwerke Augsburg
Augsburg Zum Job 
über MINT Solutions GmbH-Firmenlogo
Embedded Linux Senior Software Engineer (m/w/d) über MINT Solutions GmbH
keine Angabe Zum Job 
über MINT Solutions GmbH-Firmenlogo
Senior Data Engineer in Full Remote Anstellung (m/w/d) über MINT Solutions GmbH
Home-Office Zum Job 
ABB AG-Firmenlogo
(Senior) Scientist / Electrical Engineer - Electromechanical Actuation Technologies ABB AG
Ladenburg, Mannheim Zum Job 
über MINT Solutions GmbH-Firmenlogo
Senior Software Engineer Java für innovative Energielösungen (m/w/d) über MINT Solutions GmbH
keine Angabe Zum Job 
TOPAS Advanced Polymers GmbH-Firmenlogo
Verfahrensingenieur/-in (w/m/d) TOPAS Advanced Polymers GmbH
Oberhausen Zum Job 
Stadtwerke Tübingen-Firmenlogo
Junior-Ingenieur (m/w/d) Stromnetz Stadtwerke Tübingen
Tübingen Zum Job 
Rheinbahn AG-Firmenlogo
Projektingenieur*in (w/m/d) Fachgebiet Verkehrsinfrastruktur Rheinbahn AG
Düsseldorf Zum Job 
TOPAS Advanced Polymers GmbH-Firmenlogo
Verfahrensingenieur/-in (w/m/d) TOPAS Advanced Polymers GmbH
Oberhausen Zum Job 

CO2 fast in Reinform

Das hat einen entscheidenden Vorteil. Das entstehende Rauchgas besteht fast ausschließlich aus CO2. Das Klimagas muss also nicht wie bei der Verbrennung mit Luft aus einem mächtigen Rauchgasstrom mit hohem Energieaufwand ausgewaschen werden, damit es endgelagert werden kann. Oxyfuel liefert das, was unter die Erde soll, in nahezu reiner Form. Lediglich Schadstoffe müssen noch mit den für Müllverbrennungsanlagen üblichen Techniken herausgefiltert werden.

Kalte Dusche mit dem Klimagas

Einen Haken hat die Sache allerdings: Bei der Verbrennung mit Sauerstoff entstehen extrem heiße Flammen, die Strukturen zerstören können. Um sie zu kühlen will das Team um SINTEF-Forscher Mario Ditaranto einen Teil des Rauchgases zurück in die Brennkammer leiten. Das wirkt auf die Flammen wie eine kalte Dusche, denn CO2 ist unbrennbar. Es verdünnt gewissermaßen den Sauerstoff.

Demonstrationsanlage entsteht in Oslo

„Bisher haben wir gezeigt, dass die Oxyfuel-Verbrennung in unserem Projekt Netox für verschiedene Gemische funktioniert, die Abfall ähneln“, sagt Ditaranto. „Wir haben auch Simulationen einer Müllverbrennungskammer durchgeführt.“ Der nächste Schritt ist der Bau einer Demonstrationsanlage auf dem Gelände der Haraldrud-Recyclinganlage in Oslo, um zu zeigen, dass sich die Idee technisch umsetzen lässt. Die großtechnische Anlage in Årdal soll bis 2030 fertig sein.

Endlager unter der Nordsee

Norwegen verfolgt das Ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent und bis 2050 um 90 bis 95 Prozent zu senken. „Es ist schwer vorstellbar, wie dies ohne Kohlenstoffabscheidung und -speicherung erreicht werden kann“, sagt Ditaranto.

Das gesamte CO2, das bei der Verbrennung in der Pilotanlage in Årdal entsteht, wird aufgefangen und im Rahmen des CCS-Projekts (CCS=Carbon Capture and Storage, also CO2-Abtrennung und Endlagerung) „Langskip“ des norwegischen Staates unter dem Meeresboden der Nordsee endgelagert.

Müll wird heute exportiert

Bisher exportiert Norwegen einen großen Teil seines Restmülls in Nachbarland Schweden. Der ist dort fest zur Stromerzeugung eingeplant. Schwedens Regierung sagt sich, dass es besser ist, Müll als Kohle zu verbrennen, um Stromlücken zu stopfen – Hauptquellen für Schwedens Stromerzeugung sind Wasser, Kernenergie und Wind. Wenn Norwegen seine Pläne umsetzt wird Schweden sich um Müllersatz bemühen müssen. Vermutlich reicht es schon, zusätzliche Puffer zu installieren, die überschüssigen Windstrom zu speichern.

Oxyfuel mit Braunkohle schon erprobt

Oxyfuel ist bereits erprobt. So hat der Energiekonzern Vattenfall 2008 im brandenburgischen Ort Schwarze Pumpe die Vorstufe eines Kraftwerks mit dieser Technik in Betrieb genommen, die noch nicht für die Stromversorgung vorgesehen war und mittlerweile wieder abgebaut ist. Brennstoff war dort Braunkohle. Wie in Norwegen hätten die Abgase nach einer einfachen Reinigung einfach in den Untergrund gepresst werden können. Doch diese Möglichkeit ist in Deutschland aus umweltpolitischen untersagt, obwohl das Verfahren im brandenburgischen Ketzin zwischen 2008 und 2014 erfolgreich getestet worden war.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.