Weltklimakonferenz COP30: Deutschland gibt 1 Mrd. € für Tropenwaldfonds 19.11.2025, 17:47 Uhr

Klimaschutz: Was die Bundesregierung von Siemens lernen kann

Während die Bundesregierung auf der COP30 beim Klimaschutz zwischen Ambition und Zögerlichkeit schwankt, zeigt Siemens vor Ort, wie digitale Netztechnologien die Energiewende beschleunigen.

Logo der United Nations Climate Change Conference COP30 in Brasilien. Während die Bundesregierung auf der COP30 zwischen Ambition und Zögerlichkeit schwankt, zeigt Siemens vor Ort, wie digitale Netztechnologien die Energiewende beschleunigen. Foto: Smarterpix/DOERS

Logo der United Nations Climate Change Conference COP30 in Brasilien. Während die Bundesregierung auf der COP30 zwischen Ambition und Zögerlichkeit schwankt, zeigt Siemens vor Ort, wie digitale Netztechnologien die Energiewende beschleunigen.

Foto: Smarterpix/DOERS

Die Weltklimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém scheint für die deutsche Bundesregierung keine hohe Priorität zu besitzen. Ein deutlicher Hinweis darauf ist die Zahl der Suchtreffer zum Begriff „COP30“ auf der offiziellen Presseseite der Bundesregierung: Es gibt genau einen Treffer. Dieser bezieht sich auf die Reise des Bundeskanzlers zum World Climate Leaders’ Summit am 7. November – einem Termin vor Beginn der COP30.

Als Gegenpol zum zögerlichen Auftreten der Bundesregierung zeigt ein Beispiel aus der Wirtschaft, wie wie konsequente Digitalisierung, klare Regulierung und eine langfristige Strategie die Energiewende erfolgreich voranbringen können. Gleich mehr zu Siemens „Infrastructure Transition Monitor 2025“.

Klimaschutz verliert an politischer Priorität

Am 18. November – also während der COP30 – kam dann die Nachricht, dass im neuen Klimaschutzindex von Germanwatch Deutschland nur noch auf Platz 22 von 63 steht. Abgerutscht um sechs Plätze. „Besonders enttäuschend ist die gesunkene Platzierung von Deutschland bei der Klimapolitik, die nun als „mäßig“ eingestuft wird, die Unterkategorie nationale Klimapolitik wird von den Experten sogar als „schlecht“ bewertet“, sagte Co-Autor Jan Burck von Germanwatch.

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Klimaschutz steht nicht mehr ganz vorne im Fokus der Bundesregierung – könnte man draus lesen. Die deutsche Präsenz bestand vor allem aus Bundesumweltminister Carsten Schneider und sein Staatssekretär Jochen Flasbarth.  Schneiders Haus publiziert täglich Neuigkeiten, nur welche?

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Wie die Bundesregierung auf der COP30 bisher agiert

Zum ersten propagiert Bundesumweltminister Carsten Schneider intensiv den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger. Und er will die daraus resultierende industrielle Transformation fördern.

  • Der von Ex-Kanzler Olaf Scholz anlässlich der COP28 in Abu Dhabi gegründete Klimaclub für den grünen Umbau der Industrie will Schneider wiederbeleben. Er sagte: „Die Umgestaltung der Industrie ist ein Schlüssel für den Klimaschutz.“ Das treibe Innovationen, ziehe Investitionen an und schaffe zukunftsfähige Jobs. Internationale Zusammenarbeit sei dabei sehr wichtig.
  • Deutschland forderte zusammen mit rund 80 Staaten auf der Klimakonferenz einen klaren Ausstiegsfahrplan aus der Nutzung von Öl, Gas und Kohle. „Wir wollen, dass diese Konferenz die Abkehr von fossilen Brennstoffen auf gerechte und inklusive Weise gestaltet“, so Schneider. Die meisten seiner „europäischen Freunde“ unterstützten den Vorstoß ebenfalls. Ausdrücklich appellierte er an die brasilianische COP30-Präsidentschaft, die Forderung in die Beschlusstexte aufzunehmen.

Zudem verteilt die Bundesregierung in Belém Geldzusagen, als da wären:

  • Schneider kündigte am 16. November 2025 an, dass die Bundesregierung 60 Mio. € in den internationalen Anpassungsfonds (Adaptation Fund) einzahlen wird. Die Mittel werden über die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) bereitgestellt.
  • Mit 138 Mio. € will das Bundesumweltministerium den Ausbau von Speichern und Netzen für erneuerbare Energien im Ausland fördern, so Schneider am 18. November. Das Geld ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative, einem Topf, mit dem die Bundesregierung Klima und Artenvielfalt im globalen Süden unterstützt. Weltweit warten laut Ministerium Projekte mit einer Leistung von 3000 Gigawatt (GW) auf eine Netzanbindung, es fehlten Leitungen oder bestehende Netze seien nicht leistungsfähig genug. Dies entspreche ungefähr dem dreifachen Kraftwerkspark der EU.
  • Am 20. Novemer erklärten Schneider und Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan in Belém, dass Deutschland 1 Mrd. € für die von Brasilien initiierten Tropical Forest Forever Facility (TFFF) geben wird. Länder, die ihre Wälder erhalten, sollen nach dem neuartigen Modell belohnt werden. Umgekehrt sollen sie für jeden zerstörten Hektar Wald Strafe zahlen. Überprüft würde dies mit Satellitenbildern. Bundeskanzler Merz hatte bereits auf dem Treffen am 7. November einen „substanziellen Beitrag“ Deutschlands angekündigt.

Was die Bundesregierung von Siemens lernen kann

Mit dem globalen Fokus auf die Netze kommt die weltweite Energiewende früher als Deutschland auf den Trichter, nicht nur die Erzeugung, sondern auch die Netze auszubauen beziehungsweise technologisch zu erneuern und anzupassen.

Warum das auch eine Thema für Deutschland ist, zeigte erst zu Wochenbeginn der „Siemens Infrastructure Transition Monitor 2025“, den der Münchner Technologiekonzern vorstellte. „Veraltete Netzinfrastruktur stellt eine ernsthafte Bedrohung für die saubere Energiewende dar“, warnt in diesem Zusammenhang Sabine Erlinghagen, CEO von Siemens Grid Software. Indem digitale Technologien eingesetzt würden, um autonome Netze zu entwickeln, ließe sich die Netzkapazität steigern und gleichzeitig die Zuverlässigkeit und Widerstandsfähigkeit erhöhen. „Daher müssen auch Regulierungen mit der Digitalisierung und Innovationen Schritt halten“, fordert sie.

Generell zeigt Siemens Fokus auf die globale Energiewende in all ihren Facetten, was eine langfristige strategische Ausrichtung bewirken kann. Für ein einzelnes, global tätiges Unternehmen. Die Gewinne sprudeln – und das wird voraussichtlich langfristig so bleiben. Dank einer strategisch und langfristig auch durchgehaltenen Ausrichtung.

Warum der Schlingerkurs der Bundesregierung in Sachen Klimaschutz bedenklich ist

Umso bedenklicher, wenn die Bundesregierung hier eine klare Ausrichtung unterlässt, wie das das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin heute kritisiert. „Die Voraussetzungen für eine Beschleunigung der Energiewende sind so gut wie noch nie. Wir brauchen einen klaren Kurs anstelle eines Kurswechsels“, erklärte DIW-Experte Wolf-Peter anhand einer neuen Kurzstudie. Schill ist Leiter des DIW-Forschungsbereichs „Transformation der Energiewirtschaft“ und Mitautor der Studie.

Schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, gesunkene Kosten und technologische Fortschritte sprächen dafür, das Ausbautempo eher zu beschleunigen, statt es zu reduzieren. Die Studienautoren kritisierten eine „von der Regierung immer wieder betonte Präferenz für einen technologieoffenen Ansatz“. Sie sei zum jetzigen Zeitpunkt wenig hilfreich. Vielmehr dürfte eine klare Festlegung auf verfügbare, effiziente Technologien wie Batteriefahrzeuge und Wärmepumpen zielführender sein. „Technologieklarheit wäre hilfreicher als Technologieoffenheit“, so Schill. Ein schnellerer Hochlauf bei Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen sei dringend geboten, um Deutschlands Klimaziele zu erreichen, so die Studie weiter.

Globale Studien stützen klare Ausrichtung auf die Energiewende

Zurück zu Siemens: Ein weltweit agierender Konzern ist nicht unbedingt abhängig von der derzeit verunsichernden Politik einer Regierung, schließlich entwickeln sich die globalen Märkte inzwischen recht unabhängig in Richtung Ausstieg aus fossilen Energierohstoffen und weiterer Ausbau erneuerbarer Energien. Das hat zum einen der World Energy Outlook der Internationalen Energy Agentur gezeigt. Zum anderen hat die Internationalen Agentur für erneuerbare Agentur (Irena) am Montag in ihrem Bericht „Global landscape of energy transition finance 2025“ aufgezeigt, dass die weltweiten Investitionen in die Energiewende 2024 einen neuen Rekordwert von 2,4 Billionen $ erreicht haben– ein Anstieg von 20 % gegenüber dem durchschnittlichen Jahresniveau von 2022 und 2023. Etwa ein Drittel davon floss in Technologien für erneuerbare Energien, wodurch die Investitionen in erneuerbare Energien auf 807 Mrd. $ stiegen.

Wie der Bundeskanzler den Standort Belém abkanzelt

Bundeskanzler Friedrich Merz zumindest hat Geschäfte in Brasilien nicht einfacher gemacht. Nach seiner Rückkehr aus dem Gastgeberland der COP30 auf einem Handelskongress hat er sich laut dpa so über die Stadt Belém geäußert: „Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Brasilien waren, letzte Woche gefragt: Wer von euch würde denn gerne hierbleiben? Da hat keiner die Hand gehoben, die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind.“

Wie Siemens am Standort Belém gute Geschäfte macht

Unterdessen hat Siemens pünktlich zur COP30 gezeigt, wie gut brasilianische Bedürfnisse und deutsche Technik zusammenpassen. „Der Energieversorger Equatorial Energia wandte sich an uns, um ein kompaktes, digitales E-Haus zu liefern, das für die Plug-and-Play-Installation bereit ist“, schrieb Siemens vor einer Woche auf LinkedIn. Ein „E-Haus“ ist eine hochkompakte Umspannstation. Die, so Siemens, biete viele Vorteile, darunter:

  • Digitale Echtzeitüberwachung
  • Robuste Kommunikation
  • Intelligente Sensoren und Thermostate für die Klimatisierung

Aufgestellt von Siemens, um „eine zuverlässige Stromversorgung für die größte Klimakonferenz und die gastgebende Stadt“ – sprich: Belém – sicherzustellen. „Dies zeigt, wie digitale, modulare und nachhaltige Technologien in schwierigen Kontexten wie dem Amazonasgebiet eingesetzt werden können, um wichtige Infrastruktur bereitzustellen, die positive soziale und ökologische Auswirkungen hat“, so Siemens. Und das ist nur eines der kleineren Projekte der Münchner in Brasilien. Das geht was. Es gilt sich nur strategisch klar auszurichten.

Ein Beitrag von:

  • Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder

    Stephan W. Eder ist Technik- und Wissenschaftsjournalist mit den Schwerpunkten Energie, Klima und Quantentechnologien. Grundlage hierfür ist sein Studium als Physiker und eine anschließende Fortbildung zum Umweltjournalisten.

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