Hitzewelle 01.07.2025, 15:24 Uhr

Extreme Hitze: Rekorde, Risiken – und ein historisch trockenes Halbjahr

Hitzewelle trifft Deutschland mit voller Wucht – und das nach dem trockensten Halbjahr seit 1893. Alle Hintergründe zu Hitze, Dürre und Rekorden.

Hitzewelle

Eine Hitzewelle mit Temperaturen über 40°C hält Europa in Atem. Doch woher kommt sie und was bringt die Zukunft?

Foto: Smarterpix / lucidwaters

Eine massive Hitzewelle überzieht Deutschland und große Teile Europas. Sie bringt nicht nur extreme Temperaturen, sondern zeigt auch die wachsenden Risiken, die mit dem menschengemachten Klimawandel verbunden sind. Wie entstehen solche Wetterlagen? Welche Rolle spielt der Jetstream? Könnte es sogar die erste echte Hitzekuppel über Deutschland geben? Klar ist: Wir erleben das trockenste erste Halbjahr seit über 130 Jahren – und der Höhepunkt des Sommers steht noch bevor.

Extreme Hitze über Deutschland

Ende Juni 2025 meldeten viele Regionen Deutschlands Temperaturen jenseits der 35-Grad-Marke. Der Deutsche Wetterdienst rechnet für Anfang Juli mit flächendeckend über 30 °C – selbst an der Nordseeküste. Besonders betroffen: Westen, Süden und Osten. Am Mittwoch könnten Spitzenwerte von 42 °C erreicht werden. Damit wäre der deutsche Hitzerekord von 41,2 °C aus dem Jahr 2019 in Gefahr.

Die Hitze reicht ungewöhnlich weit nach Norden. Tropennächte mit Temperaturen über 20 °C rauben vielen Menschen den Schlaf – besonders gefährdet sind Ältere, chronisch Kranke oder Menschen ohne Zugang zu kühlen Räumen. In Südeuropa ist die Lage bereits dramatisch: In Spanien, Italien und Griechenland zeigt das Thermometer teils 50 °C. In Südtirol schmilzt der Asphalt.

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Eine Hitzewelle – was ist das eigentlich?

Eine Hitzewelle ist mehr als ein heißer Sommertag. Meteorologisch spricht man in Deutschland von einer Hitzewelle, wenn an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen über 30 °C erreicht werden – und kein Tag unter 25 °C fällt. Der Schlüssel liegt in der Dauer und Intensität.

Verursacht werden Hitzewellen meist durch stabile Hochdrucklagen. Sie blockieren den Zustrom kühlerer Luftmassen, sorgen für wolkenfreien Himmel und lassen den Boden austrocknen. Eine aufgeladene Atmosphäre entsteht, in der sich Hitze staut. Besonders gefährlich wird es bei sogenannten Blockadelagen, wenn das Hochdruckgebiet über Tage oder sogar Wochen ortsfest bleibt.

Europas Hitzeglocke kommt aus Nordafrika

Laut Weltorganisation für Meteorologie (WMO) steht Westeuropa derzeit unter dem Einfluss eines mächtigen Hochdruckgebiets. Es saugt trockene, heiße Luft aus Nordafrika an und hält sie in der Region fest. Die Folge: Hitzerekorde nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht. In vielen Städten wurden neue Monatsrekorde für Juni gemessen – sowohl bei den Höchst- als auch bei den Tiefsttemperaturen.

Auch die Wassertemperaturen des Mittelmeers liegen deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Die warme See heizt die Luft zusätzlich auf – ein Rückkopplungseffekt, der die Hitzewelle noch verstärkt. In Marokko meldete der Wetterdienst zuletzt Temperaturen von über 45 °C. In Südspanien wurden 46 °C erreicht. Meteo-France rief für Anfang Juli die höchste Warnstufe Rot für 16 Départements aus – Lebensgefahr.

Trockenster Jahresbeginn seit 1893

Zur extremen Hitze kommt eine beispiellose Trockenheit: Das erste Halbjahr 2025 ist laut Säkularstation Potsdam das trockenste seit Beginn der Messungen 1893. Nur 146,8 Millimeter Regen fielen zwischen Januar und Juni – kaum die Hälfte des langjährigen Durchschnitts. Der bisherige Negativrekord aus dem Jahr 1942 wurde damit deutlich unterboten.

Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sagt: „Im Frühjahr und zu Beginn des Sommers hat die Vegetation den größten Wasserbedarf. Doch dieser konnte vielerorts nicht gedeckt werden.“ Sommerfrüchte keimten schlecht, die Wälder stehen erneut unter Stress. Peter Hoffmann vom PIK warnt: „Die Schäden aus den vergangenen Dürrejahren sind noch nicht behoben – und die neue Trockenperiode verschärft die Situation.“

Heat Dome – wenn die Hitze unter der Kuppel gefangen ist

Ein Begriff, der in Europa bisher selten verwendet wurde, rückt nun immer stärker in den Fokus: „Heat Dome“, auf Deutsch Hitzekuppel oder Hitzeglocke. Dahinter steckt ein blockierendes Hochdruckgebiet, das heiße Luft wie unter einer Glasglocke einschließt. Die Folge: keine Wolken, kein Wind, kein Regen – nur zunehmende Hitze.

Solche Wetterlagen sind besonders gefährlich. Durch den Druck des Hochs sinkt die Luft ab, erwärmt sich dabei weiter und verhindert jede Abkühlung. In den USA hat dieses Phänomen 2021 zu Temperaturen nahe 50 °C geführt. Ob Deutschland erstmals eine echte Hitzekuppel erlebt, ist meteorologisch noch offen – die Symptome sind jedenfalls da.

Gesundheitliche Folgen – Städte als Hitzefallen

Extreme Hitze ist ein stiller Killer. Die Weltgesundheitsorganisation und die WMO warnen vor zunehmenden Gesundheitsrisiken, vor allem in Städten. Dort wirken versiegelte Flächen, Asphalt und Beton wie Wärmespeicher. In heißen Phasen entsteht eine sogenannte urbane Wärmeinsel – nachts kühlt es kaum noch ab.

Laut dem europäischen Klimadienst Copernicus ist die Sterblichkeit bei Hitzewellen in Städten deutlich höher als in ländlichen Gebieten. Die WHO fordert daher neue Messmethoden für hitzebedingte Todesfälle und eine bessere Überwachung der öffentlichen Gesundheit. Schon jetzt sterben laut IPCC jedes Jahr rund 28.000 Menschen in Europa an den Folgen von Hitze – Tendenz steigend.

🔆 So schützen Sie sich richtig bei großer Hitze

1. Sonne und Anstrengung meiden
Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung – vor allem in der Mittagshitze. Bleiben Sie im Schatten und verschieben Sie körperliche Aktivitäten im Freien auf die frühen Morgenstunden. Auch Kinder sollten nicht ungeschützt in die Sonne.

2. Körper kühlen, viel trinken
Tragen Sie helle, luftige Kleidung und eine Kopfbedeckung. Kühle Duschen oder kalte Arm- und Fußbäder helfen beim Runterkühlen. Trinken Sie regelmäßig – am besten Wasser oder verdünnte Fruchtsäfte. Alkohol belastet den Kreislauf zusätzlich. Essen Sie leicht und vermeiden Sie üppige Mahlzeiten.

3. Wohnung kühl halten
Lüften Sie frühmorgens oder spätabends – dann, wenn die Außentemperatur unter der Raumtemperatur liegt. Halten Sie tagsüber Rollläden oder Vorhänge geschlossen, um direkte Sonneneinstrahlung zu verhindern.

4. Besonders gefährdete Personen im Blick behalten
Alleinlebende Senior*innen oder pflegebedürftige Menschen sind bei Hitze besonders gefährdet. Achten Sie darauf, dass auch sie ausreichend trinken, sich nicht überanstrengen und die Wohnung möglichst kühl bleibt.

5. Bei Symptomen richtig handeln
Treten Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Verwirrtheit auf, bringen Sie die betroffene Person in den Schatten, lagern Sie den Oberkörper hoch und reichen Sie etwas zu trinken. Ein kühles Tuch auf der Stirn kann helfen. Im Zweifel gilt: ärztlichen Rat einholen oder den Notruf 112 wählen.

 

Die gefährlichsten Hitzewellen seit 1950 nehmen zu

Laut dem Regionalen Klimazentrum der WMO fanden über zwei Drittel der schwersten europäischen Hitzewellen seit 1950 nach dem Jahr 2000 statt. Der sechste IPCC-Bericht warnt: Bis 2050 könnte rund die Hälfte der europäischen Bevölkerung im Sommer unter hohem Hitzestress leiden – besonders in Süd- und Osteuropa sowie zunehmend auch in Mitteleuropa.

Die WMO hat das Programm „Frühwarnungen für alle“ gestartet. Es vernetzt Wetterdienste, Gesundheitsbehörden und Krisenmanagement. Ziel: gefährdete Menschen rechtzeitig warnen, Maßnahmen koordinieren und Todesfälle vermeiden. Ein weiterer Baustein ist das Projekt „Extreme Heat Risk Governance“, das Städte und Staaten bei rechtlichen und organisatorischen Fragen unterstützt.

Rückblick: Hitzerekorde im Zeitraffer

  • Juli 2003: 40,2 °C, Dürreschäden, Tausende Hitzetote.
  • Juli 2015: 40,2 °C in Frankfurt am Main.
  • Sommer 2018: Monatelange Hitze, massive Waldbrände.
  • Juli 2019: Rekord: 41,2 °C in Duisburg und Tönisvorst.
  • August 2020: Zehn Tage über 30 °C.
  • Juni/Juli 2022: Frühe Hitzewelle mit 39 °C.
  • Juni/Juli 2025: Aktuell: Bis zu 42 °C möglich.

Globale Erwärmung als Risikoverstärker

Forschende sind sich einig: Der Klimawandel verstärkt die Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen. Schon jetzt treten sie weltweit fünfmal häufiger auf als in einem stabilen Klima. Der Anstieg der Treibhausgase heizt die Atmosphäre weiter an – und mit ihr die Wahrscheinlichkeit für Extremwetter.

Stefan Rahmstorf bringt es auf den Punkt: „Diese Zunahme der Hitzeextreme entspricht genau dem, was von der Klimawissenschaft als eine Folge der globalen Erwärmung vorhergesagt wurde.“

Wie geht es weiter?

Die aktuelle Hitzewelle dürfte in Deutschland Mitte der Woche ihren Höhepunkt erreichen. Danach verschiebt sich die heiße Luftblase nach Osten. Im Westen sinken die Temperaturen, im Osten bleibt es heiß. Doch der Sommer hat erst begonnen. Weitere Hitzewellen sind sehr wahrscheinlich.

Meteorologe Dominik Jung sagt: „Wenn das der Start in den Sommer ist, möchte ich nicht wissen, was uns dann im Hochsommer erwartet.“

 

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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