Meßstetten wird zum Auge der Bundeswehr im All
Auf der Schwäbischen Alb entstehen zwei Teleskope der Bundeswehr. Ab 2026 sollen sie den Orbit überwachen und Weltraumschrott erfassen.
In Meßstetten stehen die ersten Bundeswehr-Teleskope zur Beobachtung etwa von Weltraumschott - und machen den Standort zum zentralen Auge Deutschlands im Weltraum.
Foto: picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth
Die Bundeswehr baut in Meßstetten auf der Schwäbischen Alb zwei große Teleskope zur Beobachtung des Weltraums. Ab 2026 sollen sie Objekte im Orbit erfassen – von Satelliten bis hin zu Weltraumschrott. Der Standort gilt wegen seiner klaren Nächte und der vorhandenen Infrastruktur als ideal. Deutschland plant bis 2030 rund 35 Milliarden Euro für Weltraumprojekte ein.
„Die Teleskope befinden sich aktuell in der Integrations- und Testphase, die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2026 vorgesehen. Die Infrastrukturmaßnahmen wurden 2025 weitgehend abgeschlossen“, teilte ein Sprecher des Weltraumkommandos der Bundeswehr in Uedem mit. Das System soll nach Abschluss der Tests vollständig an das Weltraumkommando übergeben werden. Die Kosten liegen bei rund 24 Millionen Euro.
Inhaltsverzeichnis
Warum die Bundeswehr ins All schaut
Das Ziel der Teleskope ist es, Objekte im Weltraum zu erfassen, zu verfolgen und zu analysieren. Dazu gehören Satelliten, ausgediente Raketenstufen und Weltraumschrott. Während kleinere Teile in der Erdatmosphäre verglühen, können größere Trümmerstücke unkontrolliert auf die Erde stürzen oder andere Satelliten gefährden.
„Einzelne Eintritte können für die Erdbevölkerung eine Bedrohung darstellen“, heißt es aus Uedem. Die Beobachtungsdaten der Teleskope sollen helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen. Zusammen mit Radarsystemen, zivilen Messdaten und Satellitenbildern entsteht daraus ein Gesamtbild der aktuellen Lage im Weltraum.
Standort mit klaren Nächten
Meßstetten gilt für optische Beobachtungen als besonders geeignet. Die Region liegt auf einer Hochebene der Schwäbischen Alb mit häufig klaren Nächten und geringer Lichtverschmutzung.
„Die topografische Höhe, eine stabile Wetterlage mit vergleichsweise vielen klaren Nächten, eine geringe Siedlungsdichte sowie die vorhandene militärische Sicherheitszone: Diese Faktoren machen den Standort im nationalen Vergleich besonders geeignet“, so der Sprecher des Weltraumkommandos.
Zudem ist die militärische Infrastruktur bereits vorhanden. Auf dem Gelände arbeiten rund 3.000 Angehörige der Bundeswehr – Meßstetten ist damit der größte Einzelstandort der Streitkräfte in Baden-Württemberg und Bayern.
Vom Albplateau direkt ins All
Die beiden neuen Teleskope sollen ferngesteuert aus dem Weltraumkommando in Uedem (Nordrhein-Westfalen) betrieben werden. Sie erfassen Objekte in einer Höhe von rund 400 bis 36.000 Kilometern. Die gewonnenen Daten fließen in das Weltraumlagezentrum, wo sie mit weiteren Informationen aus Radarsystemen und internationalen Quellen kombiniert werden.
Dort bewerten Spezialisten die Gefahren durch Weltraumschrott, mögliche Kollisionen von Satelliten und auch die Auswirkungen des sogenannten Weltraumwetters – also von Sonnenstürmen und Magnetstörungen. Solche Phänomene können Funk- und Navigationssysteme auf der Erde beeinflussen.
Erste Anlage dieser Art in Deutschland
Öffentlich bekannt ist, dass die beiden Teleskope in Meßstetten die ersten dieser Art in Deutschland sind. Weitere Anlagen dieser Art betreibt die Bundeswehr derzeit nicht. Stattdessen nutzt sie ergänzend Daten nationaler Forschungseinrichtungen und internationaler Partner.
Eine genaue Auflistung militärischer Sensorstandorte wird aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht. Fest steht jedoch, dass die Bundeswehr sowohl optische als auch radarbasierte Sensoren einsetzt, um den Weltraum kontinuierlich zu überwachen.
Milliardenprogramm für den Weltraum
Das Verteidigungsministerium plant, bis 2030 insgesamt rund 35 Milliarden Euro in Weltraumprojekte zu investieren. Dazu gehören eine eigene Sicherheitsarchitektur im All und der Ausbau militärischer Infrastruktur auf der Erde.
Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte, dass der Weltraum zunehmend an strategischer Bedeutung gewinne. Kommunikation, Navigation und Aufklärung seien ohne Satelliten kaum noch denkbar. Entsprechend wichtig sei es, deren Sicherheit zu gewährleisten.
In Zukunft soll das Weltraumkommando ein eigenes Satelliten-Betriebszentrum erhalten. Die neuen Teleskope in Meßstetten sind ein erster Baustein dieser Strategie. (mit Material der dpa)
Ein Beitrag von: