Warum Google bei KI seine eigenen Rankings ignoriert
Googles KI bricht mit alten SEO-Regeln: Warum Platz 1 nichts mehr heißen muss – und Struktur plötzlich zählt.
KI-Suche denkt anders: Googles AI Overviews ignorieren Rankings. So passen Sie Ihre Inhalte an die neue Logik an.
Foto: Smarterpix / rss.vladimir@gmail.com
Lange galt: Wer in der Google-Suche unter die Top 10 kommt, gewinnt. Doch KI-Suchen wie Googles AI Overviews (AIO) brechen mit dieser Logik. Eine neue Studie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und vom Max-Planck-Institut für Softwaresysteme (MPI-SWS) zeigt: Die KI greift häufig auf Quellen zurück, die in der klassischen Trefferliste kaum sichtbar sind – und liefert trotzdem plausible Antworten. Für SEO-Verantwortliche ist das eine Zäsur. Für Publisher ist das aber auch eine Chance.
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Die Kernzahl, die das alte Denken sprengt
Die Forschenden verglichen die organische Google-Suche mit vier generativen Systemen: Googles AIO, Gemini sowie zwei GPT-4o-Varianten. Ergebnis: 53 % der Domains, die AIO zitiert, tauchen nicht in den organischen Top-10 für dieselbe Anfrage auf.
Und 27 % der AIO-Quellen finden sich nicht einmal unter den Top-100. Gemessen wurde die Popularität u. a. über den Tranco-Domain-Tracker. Das widerspricht der alten Annahme, dass Sichtbarkeit in der KI-Antwort zwingend mit Top-Rankings korreliert.
Was „Autorität“ für KI bedeutet
Klassische Suchrankings spiegeln Popularitätssignale wie Backlinks, Domainalter oder Klickhistorien. Generative Systeme arbeiten anders: Sie ziehen Inhalte aus einem breiteren „Long Tail“ und basteln daraus eine zusammenhängende Antwort. Der Clou: Das Modell bewertet anscheinend, wie gut sich ein Text in eine maschinelle Synthese einfügt, nicht nur, wie „wichtig“ eine Seite im Netz ist.
Das kann „Autorität“ neu definieren – weg von Link-Rang, hin zu klaren, gut strukturierten Inhalten, die viel Informationsgehalt und wenig Ablenkung bieten. Solche Texte lassen sich für KI-Systeme leichter verarbeiten und erscheinen deshalb häufiger in den Antworten. Künstlich aufgeblähte Artikel mit irrelevanten Inhalten scheinen es somit schwerer zu haben, in den KI-Suchergebnissen zu erscheinen. Selbst, wenn sie in der klassischen Suche gut funktionieren.
Mehr Vielfalt – aber nicht automatisch mehr Inhalt
Eine KI-Suche wie Googles AI Overviews kann deutlich mehr Quellen gleichzeitig auswerten als die klassische Google-Suche, die Ihnen normalerweise nur zehn Treffer auf der ersten Seite zeigt. Die Forschenden stellten fest, dass AIO je nach Thema sehr unterschiedlich viele Quellen heranzieht – manchmal nur ein paar, manchmal auffallend viele.
Im Durchschnitt ähneln sich KI-Suche und normale Google-Ergebnisse zwar in der Zahl der verlinkten Seiten. Doch während die klassische Suche recht stabil bleibt, schwankt die Zahl der Quellen bei der KI teils stark.
Das erzeugt mehr Quellvielfalt, heißt aber nicht automatisch mehr Themenbreite: Die KI komprimiert Antworten und lässt dabei „sekundäre oder mehrdeutige Aspekte“ eher weg. Genau das beobachtete das Team wiederholt. Zitat aus der Studie: Die KI neige dazu, „Informationen zu komprimieren“.
Aktualität bleibt eine Schwachstelle
Bei aktuellen Themen wie Nachrichten oder Trendfragen kommt die KI-Suche schnell an ihre Grenzen. Systeme, die sich stark auf ihr internes Wissen verlassen, reagieren hier oft zögerlich. In den Tests zeigte sich: Bei zeitkritischen Anfragen erschienen KI-Übersichten seltener, während Modelle, die aktiv im Netz nach neuen Informationen suchen, besser abschnitten.
Für Themen, die sich laufend ändern, bleibt die klassische Google-Suche also die sicherere Wahl – sie zeigt direkt, wo neue Fakten veröffentlicht wurden, statt sie zu einer zusammengefassten Antwort zu glätten.
Was das für SEO und Publishing bedeutet
Für SEO-Teams heißt das: Es reicht nicht mehr, nur auf die Top-10-Platzierungen in der Google-Suche zu schielen. Wichtiger werden Inhalte, die gut aufgebaut, klar formuliert und leicht zu zitieren sind. Solche Texte können in KI-Antworten auftauchen – auch wenn sie in der normalen Suche weiter hinten stehen. Gleichzeitig verlieren klassische Beliebtheitsfaktoren wie viele eingehende Links an Bedeutung, wenn die KI stärker darauf achtet, wie gut sich ein Text zu einer Antwort zusammensetzen lässt.
Außerdem lohnt es sich, unklare oder doppeldeutige Themen aufzuteilen – etwa in eigene Erklärtexte, Glossare oder präzise betitelte Abschnitte. So steigt die Chance, dass die KI verschiedene Sichtweisen erkennt und nicht einfach nur eine davon wiedergibt.
Was Redaktionen jetzt tun können:
Wer möchte, dass eigene Inhalte auch in KI-Antworten auftauchen, sollte sie so gestalten, dass Maschinen sie gut verstehen können. Das gelingt mit ein paar einfachen Kniffen:
- Klar strukturieren: Verwenden Sie übersichtliche Absätze, deutliche Zwischenüberschriften und – wo es passt – kurze Frage-Antwort-Passagen.
- Eindeutig schreiben: Erklären Sie Fachbegriffe, vermeiden Sie doppeldeutige Formulierungen und trennen Sie verschiedene Themen sauber voneinander.
- Quellen sichtbar machen: Nennen Sie Datenquellen, Methoden und Veröffentlichungsdaten offen im Text. Das macht Ihre Inhalte nachvollziehbarer – auch für KI-Systeme.
- Aktualität zeigen: Geben Sie Änderungen und das letzte Update gut sichtbar an, etwa mit „Stand: …“. So erkennt auch die KI, dass Ihre Seite auf dem neuesten Stand ist.
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