Elon Musk ordnet neu 29.03.2025, 08:36 Uhr

Kurznachrichtendienst „X“ verliert seine Eigenständigkeit

X wird Teil von xAI: Elon Musk integriert seinen Kurznachrichtendienst in seine KI-Firma – mit weitreichenden Folgen für Nutzende und Inhalte.

X

Der Twitter-Nachfolger X verliert auch die formelle Eigenständigkeit im Reich von Elon Musk. Die Plattform wird Teil seiner KI-Firma xAI - und dürfte viel Trainingsmaterial für die Software liefern.

Foto: PantherMedia / ImagesRouges (YAYMicro)

Elon Musk hat angekündigt, den Kurznachrichtendienst X vollständig in seine KI-Firma xAI einzugliedern. Damit verliert die Plattform, ehemals bekannt als Twitter, ihre Eigenständigkeit. Die Umstrukturierung könnte weitreichende Folgen haben – für Nutzende, für die künftige Ausrichtung der Plattform und für die Entwicklung Künstlicher Intelligenz.

Zusammenschluss per Aktiendeal

Die Integration erfolgte laut Musk über einen Aktientausch. Damit ist X, das ohnehin bereits mehrheitlich ihm gehörte, nun Teil der xAI-Struktur. Die KI-Firma konkurriert mit Schwergewichten der Branche wie OpenAI, dem Entwickler von ChatGPT. Musk verfolgt mit der Übernahme offenbar das Ziel, Ressourcen zu bündeln und Synergien zu schaffen.

In einem Beitrag schrieb Musk, dass durch den Zusammenschluss „Daten, Rechenzentren und Personal“ zusammengelegt würden. X bringe laut seiner Angabe rund 600 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer mit. Das neue Unternehmen strebe eine Reichweite von „Milliarden“ an. Ob das realistisch ist, bleibt offen.

Zugang zu Nutzerdaten für künstliche Intelligenz

Mit der Übernahme dürfte es deutlich einfacher werden, Inhalte der Plattform X für das Training von Grok, der KI von xAI, zu nutzen. Während die rechtliche Lage zuvor nicht eindeutig war, entfällt dieser Unsicherheitsfaktor nun. Die Verfügbarkeit großer Datenmengen spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung leistungsfähiger KI-Systeme.

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Dieser Schritt wirft jedoch Fragen auf: Wie werden Nutzerdaten geschützt? Wird die Plattform ihre Transparenzregeln anpassen? Antworten darauf gab es bisher nicht.

Bewertung in Milliardenhöhe

Musk selbst bezifferte den Unternehmenswert von xAI auf 80 Milliarden US-Dollar, den von X auf 33 Milliarden. Bei der Umwandlung seien jedoch Schulden von rund zwölf Milliarden Dollar abgezogen worden, die Musk bei der Twitter-Übernahme 2022 aufgenommen hatte. Damals hatte er rund 44 Milliarden Dollar für die Plattform gezahlt.

Da weder X noch xAI börsennotiert sind, müssen sie keine offiziellen Angaben zum Deal veröffentlichen. Dennoch berichtete Bloomberg, dass das neue Unternehmen unter dem Namen „XAI Holdings“ firmiere und eine Bewertung von über 100 Milliarden Dollar erhalten habe.

Werbeflaute und politischer Kurswechsel

Seit der Übernahme von Twitter durch Musk kam es zu mehreren Einschnitten. Die Belegschaft wurde drastisch reduziert, viele Inhalte weniger streng moderiert. Das führte dazu, dass Werbekundinnen und -kunden absprangen – aus Angst, ihre Anzeigen könnten in problematischem Kontext erscheinen.

Musk machte wiederholt deutlich, dass sich die Werbeeinnahmen halbiert hätten. Er verklagte mehrere Unternehmen, denen er vorwarf, einen Boykott organisiert zu haben. Parallel näherte sich Musk politisch dem früheren US-Präsidenten Donald Trump an. Diese Entwicklung hatte laut Medienberichten Einfluss auf Entscheidungen von Werbetreibenden. Einige sollen aus Furcht vor politischen Repressalien erwogen haben, zur Plattform zurückzukehren.

Vision: Plattform für alles – oder doch nicht?

Mit der Umbenennung von Twitter zu X hatte Musk eine ambitionierte Vision: eine All-in-One-Plattform für Kommunikation, Finanztransaktionen und Jobangebote. Doch bisher blieb es weitgehend bei Ankündigungen. Ob diese Pläne unter dem neuen Dach von xAI weiterverfolgt werden, ist ungewiss.

Auch zur Zukunft von X-Chefin Linda Yaccarino äußerte sich bislang niemand. Ihre Rolle im neu formierten Unternehmen ist unklar. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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