Zukunftstechnologie 26.09.2024, 10:14 Uhr

Zuckerberg stellt neuartige AR-Brille mit durchsichtigem Glas vor

Meta stellt einen Prototyp einer innovativen AR-Brille vor, die digitale Inhalte direkt in transparente Gläser projiziert. Eine Marktreife steht jedoch noch aus.

AR-Brille Meta

Die neue AR-Brille von Meta unterscheidet sich optisch kaum von einer herkömmlichen Brille.

Foto: Meta

Der Facebook-Konzern Meta hat am 25. September einen ersten Ausblick auf die Zukunft von Augmented-Reality-Brillen gegeben. Auf der Entwicklerkonferenz Meta Connect präsentierte das Unternehmen den Prototyp einer Computerbrille, die digitale Informationen direkt in die durchsichtigen Gläser einblenden kann. Diese Technologie könnte in naher Zukunft Smartphones teilweise ersetzen, indem sie beispielsweise Wegbeschreibungen oder Benachrichtigungen direkt vor den Augen der Nutzerinnen und Nutzer anzeigt. Doch trotz der eindrucksvollen Vision ist die Technologie noch nicht marktreif, wie die Präsentation von Meta zeigte.

Live-Demonstration blieb aus

Meta-CEO Mark Zuckerberg stellte das Gerät mit dem Codenamen „Orion“ zwar auf der Bühne vor, verzichtete jedoch auf eine Live-Demonstration der Funktionen. Stattdessen wurden die Möglichkeiten der Brille in einem vorab aufgezeichneten Video gezeigt. Dass Zuckerberg die Brille nur kurz aufsetzte, unterstreicht die technischen Herausforderungen, die noch vor dem Unternehmen liegen.

Augmented-Reality-Brillen (AR) gelten seit Jahren als Meilenstein in der Technologiebranche. Der Traum: digitale Informationen nahtlos in die reale Umgebung zu integrieren. Doch die Umsetzung gestaltet sich schwierig. Meta und andere Unternehmen wie Apple und Snap arbeiten seit Jahren an der Perfektionierung dieser Technologie. Apples Vision Pro zum Beispiel ist ein Gerät, das die Umgebung mit Kameras einfängt und auf Displays vor den Augen abbildet. Dies führt jedoch zu schwereren und weniger eleganten Brillen im Vergleich zu den schlanken AR-Designs, die Meta anstrebt.

Konkurrenz schläft nicht

Die Konkurrenz auf dem AR-Markt ist groß. Der Technologiegigant Apple setzt mit seiner Vision Pro neue Maßstäbe. Die Brille bietet zwar eine hohe Qualität bei der Darstellung digitaler Inhalte, ist aber durch das display-basierte Design auch schwerer. Der Preis von rund 4.000 Euro unterstreicht zudem, dass diese Technologie vorerst für einen Nischenmarkt gedacht ist.

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Snap, der Betreiber von Snapchat, hat mit den Spectacles ebenfalls ein eigenes AR-Gerät entwickelt. Diese Brille ist derzeit jedoch nur für Entwickler erhältlich und bietet ein eingeschränktes Sichtfeld. Obwohl Snap und Meta in diesem Bereich eng zusammenarbeiten, plant Meta, die Technologie intern weiterzuentwickeln, bevor sie für den breiten Markt freigegeben wird.

Technische Hürden müssen überwunden werden

Eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung alltagstauglicher AR-Brillen ist die Energieversorgung. Die Chips, die für die Darstellung der digitalen Informationen benötigt werden, brauchen viel Strom. Gleichzeitig ist der Platz für leistungsfähige Batterien in einem Brillengestell begrenzt. Auch die großflächige Darstellung von Informationen innerhalb der transparenten Gläser ist ein technisches Problem.

Meta verwendet in diesem Prototyp Linsen aus Siliziumkarbid statt der üblichen Varianten aus Glas oder Kunststoff. Dieses Material soll langfristig durch eine kostengünstigere Lösung ersetzt werden, wie Metas Technologiechef Andrew Bosworth gegenüber Bloomberg erklärte.

Gestensteuerung und KI-Einsatz geplant

Meta plant außerdem, die Brille durch ein Armband zur Gestensteuerung zu ergänzen. Dieses soll es ermöglichen, das Gerät durch Handbewegungen zu steuern, während die Sprach- und Augensteuerung erhalten bleibt. Großes Potenzial sieht das Unternehmen auch in der Integration von künstlicher Intelligenz (KI). Kameras in der Brille sollen der KI-Software von Meta helfen, den Kontext zu erkennen, in dem sich die Nutzerinnen und Nutzer befinden. So könnte die KI in Echtzeit unterstützen, etwa bei der Navigation in einer fremden Stadt oder bei der Zubereitung eines Rezepts in der Küche.

Eine weitere geplante Funktion ist die automatische Live-Übersetzung in mehrere Sprachen. Diese soll in der ersten Version der Brille für Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch zur Verfügung stehen. Meta entwickelt die Brille in Zusammenarbeit mit dem italienischen Brillenhersteller Luxottica, dem größten Brillenhersteller der Welt.

Sicherheitsfunktionen und Datenschutzbedenken

Die Brille wird auch in der Lage sein, Fotos und Videos aufzunehmen. Für Sicherheit und Datenschutz sorgt ein Warnlicht, das aufleuchtet, sobald die Kamera aktiv ist. Außerdem verhindert ein Sensor die Aufnahme, wenn das Licht verdeckt ist. Mit diesen Funktionen sollen Datenschutzbedenken ausgeräumt werden, die bereits bei früheren AR-Brillen wie Google Glass aufgekommen waren.

Vor rund zehn Jahren war Google mit seiner Brille Glass ein Pionier auf diesem Gebiet. Datenschutzbedenken führten jedoch dazu, dass das Projekt eingestellt wurde. Meta will diese Fehler nicht wiederholen und legt daher großen Wert auf Transparenz bei der Funktionalität seiner neuen Brille.

Nicht alle Funktionen in der EU verfügbar

Einige der fortschrittlichsten Funktionen der KI-Technologie von Meta, insbesondere die Interaktion per Sprache und die Erkennung der Umgebung durch die Kameras der Brille, sind in der EU noch nicht verfügbar. Grund dafür sind rechtliche Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem neuen Digital Act DMA. Firmenchef Zuckerberg zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass Meta eine Lösung finden wird, um diese Technologien auch in Europa zugänglich zu machen.

Neben den AR-Brillen entwickelt Meta auch Virtual-Reality-Brillen (VR) weiter. Diese ermöglichen das vollständige Eintauchen in digitale Welten. Meta plant, im Oktober ein neues Einstiegsmodell der Quest-Serie auf den Markt zu bringen. Die Quest 3S soll ab rund 330 Euro erhältlich sein. Trotz Milliardenverlusten in der VR-Branche hält Meta an seiner Vision fest, die Technologie einem breiteren Markt zugänglich zu machen. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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